Ministerpräsident Stephan Weil besucht Ostfalia-Campus in Wolfenbüttel

  • 08.04.21 16:48
  • Nadine Zimmer
  •   Salzgitter Suderburg Wolfenbüttel / Am Exer Wolfenbüttel Wolfsburg

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil war Donnerstag, 8. April 2021, in Wolfenbüttel unterwegs und machte dabei Halt an der Ostfalia Hochschule. Weil bekam einen praktischen Einblick in die Lehre und Forschung zu Coronazeiten anhand von Beispielen aus dem Maschinenbau, der Informatik und dem fakultäts- und hochschulübergreifenden Studiengang Digital Technologies und nutzte die Gelegenheit, sich auch mit Studierendenvertreterinnen und -vertretern über ihre Erfahrungen aus den vergangenen Semestern auszutauschen.

Ostfalia-Präsidentin Prof. Dr. Rosemarie Karger empfing Weil gemeinsam mit Prof. Dr. Ina Schiering aus der Fakultät Informatik sowie Prof. Dr. Christoph Haats, Studiendekan der Fakultät Maschinenbau. „Die Pandemie stellt eine Hochschule vor besondere Herausforderungen. Und ich bin beeindruckt, wie engagiert, ausdauernd und ideenreich diese von unseren Hochschulangehörigen angegangen werden. Es wurden viele neue Wege gefunden, um praxisorientierte Lehre, angewandte Forschung und die für uns und die regionale Entwicklung so zentralen Kooperationsprojekte auch auf Distanz fortzusetzen und weiterzuentwickeln“, sagte Ostfalia-Präsidentin Karger. 

Einige dieser innovativen Wege im Bereich der Lehre zeigte Prof. Dr. Christoph Haats anhand von Best-Practice-Beispielen seiner Fakultät. Mit Hilfe von Augmented-Reality können sich Studierende im Maschinenbau beispielsweise Bauteile in räumlicher Darstellungsweise quasi auf den eigenen Schreibtisch holen. Dazu benötigen sie lediglich ein Smartphone, ausgestattet mit einer App und ein mit speziellen Markern versehenes Arbeitsblatt. Über diese Methode visualisieren Lehrende der Fakultät beispielsweise Getriebe, die sich die Studierenden dann statt real in der Maschinenhalle am Campus virtuell zu Hause aus allen Perspektiven anschauen können. „Auf diese Weise können Studierende ihre Smartphones zur Verbesserung des Lernerfolgs einsetzen“, so Prof. Dr. Christoph Haats.

Auch für Labortätigkeiten, die in der praxisbezogenen Lehre der Ostfalia eine bedeutende Rolle spielen, wurden kreative Alternativen gefunden. In der Vorlesung „Mechatronische Systementwicklung“ lernen Studierende beispielsweise die Entwicklung von Antriebssystemen kennen. Um die theoretischen Grundlagen auch während der Pandemie praktisch anwenden zu können, wurden mobile Labore entwickelt, die die Studierenden mit nach Hause nehmen können. Sie wurden auch für die Prüfungsleistung in der Vorlesung eingesetzt.

FotoWeilBesuch_1_klein Prof. Dr. Christoph Haats (rechts) erklärte im Fabrication Laboratory (FabLab) der Ostfalia unter anderem Verfahren additiver Fertigung und gab einen Einblick, wie die anwendungsorientierte Lehre auch in Corona-Zeiten funktionieren kann.

Bei allen Möglichkeiten, die das Digitale beim Lernen, Lehren, Prüfen sowie beim Forschen auf Distanz biete, sind aber für Studiendekan Haats auch die Grenzen im nunmehr dritten Corona-Semester deutlich geworden. „Unsere praxisorientierte und anwendungsbezogene Hochschulausbildung lebt ganz erheblich von der Gemeinschaft und vom gegenseitigen, persönlichen Austausch im Hörsaal und im Labor, aber auch in der Cafeteria und auf den Fluren. Die große Gefahr von Lücken besteht dort, wo die Hochschulausbildung über die reine Wissensvermittlung hinausgeht, nämlich in der Wissensanwendung und vor allem in der persönlichen und sozialen Entwicklung der Studierenden“, sagt er.

Im Fabrication Laboratory (FabLab) in der Maschinenhalle konnte Ministerpräsident Weil einen Einblick in die verschiedenen Möglichkeiten des 3D-Drucks bekommen. Das FabLab ist der Ort am Campus, an dem alles rund um die additive Fertigung umgesetzt wird. Die Studierenden und Mitarbeitenden haben hier Zugriff auf ein weites Spektrum an konventionellen und modernen Fertigungsverfahren zur Umsetzung ihrer Ideen, Projekte und wissenschaftlichen Arbeiten. Für den Besuch des Ministerpräsidenten wurde einer der Drucker mit den Daten eines Niedersachsenpferdchens „gefüttert“, um zwei Erinnerungs-Rösser zu produzieren.

Auch aktuelle Forschung war Thema des Besuchs: Prof. Dr. Ina Schiering aus der Fakultät Informatik gab einen Einblick in die Vitalitätsdaten, die ein mit Sensoren ausgestatteter Demonstrator-Baum auf dem Campusgelände übermittelt. Schiering gehört zu einem interdisziplinären Forschungsteam an der Hochschule, das unter anderem untersucht, wie mittels 5G und Digitalisierung automatisiert aktuelle Informationen über den Ist-Zustand unseres Waldes gewonnen werden können, um die Herausforderungen des Klimawandels besser bewältigen zu können und zielgerichtete Vermarktungsstrategien zu ermöglichen. Der Demonstrator-Baum gibt Einblicke in das Teilprojekt „ Smart Forestry“ das im Rahmen des 5G-Projektantrags „Smart Country“ der Landkreise Wolfenbüttel und Helmstedt beantragt wurde. Beteiligt sind die Fakultäten Informatik, Maschinenbau und Elektrotechnik. „Auch Studierende arbeiten im Rahmen interdisziplinärer Projekte an Themen der Digitalisierung in der Forstwirtschaft und erarbeiten zum Beispiel eine digitale Borkenkäferfalle“, so Schiering.

FotoWeilBesuch_3_klein Ministerpräsident Weil unterhielt sich bei seinem Besuch mit Studierenden.

Bei der Gesprächsrunde mit Studierendenvertreterinnen und –vertretern machten diese nochmals die besonderen Herausforderungen deutlich, mit denen Studierende in der Pandemie konfrontiert sind. Neben finanziellen Sorgen aufgrund wegbrechender Nebeneinkünfte fehle ihnen zunehmend der soziale Kontakt und persönliche Austausch des normalen Studierendenlebens. Ihr Wunsch wäre, dass die Hochschulen mehr Beachtung erhielten und vor allem auch in den Verordnungen des Landes explizit erwähnt würden und nicht nur auf die Hochschulautonomie verwiesen würde. Kritisch hinterfragten die Studierendenvertreterinnen und -vertreter zudem, dass seitens des Landes keine zusätzlichen kostenfreien Tests für Studierende geplant seien.

Text/Fotos: Nadine Zimmer, 8.4.2021

 

 

nach oben
Drucken