Forschungszentren-Tour in Salzgitter zum Thema „Industriestandorte – Wohin geht die Reise?“

  • 04.06.19 08:21
  • Theresa Anna Springer

Dritter Stop der Ostfalia-Forschungszentren auf ihrer Tour an die Hochschulstandorte: Am 29. Mai stellten sich CEMO, ZaF, ZEGI und ZWIRN ­­am Campus Salzgitter vor. Das Highlight war eine offene Diskussion zum Thema „Industriestandorte – Wohin geht die Reise?“. Diskutiert wurden die Fragen: Wie können Industriestandorte auch in Zukunft attraktiv und konkurrenzfähig bleiben oder werden, wenn sich Arbeitsweisen, Mobilität, Industrie und Technologien permanent wandeln? Welche Ideen und Wünsche gibt es ganz konkret für den Standort Salzgitter und welche Aufgabe kommt der Hochschule dabei zu?

Den Start machte Professor Andreas Jain vom Institut für Tourismus- und Regionalforschung mit seinem Impulsvortrag „ Industriestandorte – Was kommt danach?“. Er zeigte, wie sich Anforderungen an Industriestandorte verändert haben. Waren Arbeit und Kapital früher wesentliche Faktoren, wurden sie mittlerweile von Technologien und Wissen abgelöst. Digitalisierung führt dazu, dass Unternehmen zum Beispiel nicht mehr mit klassischen Waren, sondern mit Datensätzen handeln. Und wo heute vieles mit einem Klick aus der Ferne erledigt werden kann und wir nicht mehr zwingend am gleichen Ort leben und arbeiten, verliert das „vor Ort Sein“ an Wichtigkeit.

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Die Diskussionsrunde im Bistro4You am Campus Salzgitter war gut besucht.

An der anschließenden Diskussion beteiligten sich die Professorinnen und Professoren Heinz-Dieter Quack und Grit Leßmann (beide Institut für Tourismus- und Regionalforschung), Harald Rau (Institut für Medienmanagement) und Hubertus Franke (Institut für Logistikoptimierung).

Schnell wurde deutlich, dass die Entwicklung von Industriestandorten und Regionen nicht nur auf wirtschaftlicher Ebene abläuft, sondern stark mit dem Wandel von Arbeitsleben, Gewohnheiten und Lebensweisen der Menschen verzahnt ist. Im Tourismus lässt sich etwa ein Trend zum Wandern erkennen – für viele eine Gegenbewegung zum digitalisierten Alltag. Multilokalität, also an mehreren Orten zu leben und zu arbeiten, beeinflusst unser Heimatgefühl. Dieses Gefühl von Geborgenheit und Verlässlichkeit auch in Zukunft zu vermitteln und so als Standort attraktiv zu sein, wird für Kommunen wesentlich sein. Ein wichtiger Punkt in der Diskussion war auch die Wirtschaftsförderung. Für Industriestandorte ist vor allem die Globalisierung eine Herausforderung: Wer auf Exportgeschäfte setzt, gehe im Wettbewerb häufig als Gewinner hervor, so können sich Gewinner- oder Verliererstandorte entwickeln. Hier durch Umverteilung einen Ausgleich zu schaffen, sei wichtig, um der Bevölkerung und den Unternehmen nicht das Gefühl zu vermitteln „abgehängt“ zu werden. Die Professorinnen und Professoren waren sich einig: Nur durch Ausgleich und Verteilung ist dieses Ungleichgewicht zu lösen.

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Über die Zukunft von Industriestandorten diskutierten (von links) Moderatorin Bianca Richter-Harm und die Professorinnen und Professoren Heinz-Dieter Quack, Andreas Jain, Harald Rau, Grit Leßmann und Hubertus Franke. 

 Auch die Frage, welche Rolle die Ostfalia und Hochschulen im Allgemeinen für einen Standort einnehmen können, wurde diskutiert. Das Fazit: Hochschulen sollten als Ideengeber und Wissenslieferanten für eine Region fungieren, aber auch bewusst Diskussionen anstoßen. Hochschulen komme hier eine „Lautsprecherfunktion“ zu, so der Vorschlag aus dem Publikum. Auch Studierende und junge Gründer brachten ihre Kritik und Ideen zum Standort Salzgitter ein. Vor allem die fehlende Infrastruktur und ein schlechtes Image stehen der Stadt ihrer Meinung nach bisher im Weg. Ihr Vorschlag für gutes Stadtmarketing: Schwächen und Stärken der Stadt zu erkennen und zu akzeptieren. Aber auch gezielt zu fragen, was Salzgitter einzigartig macht. Nur auf dieser Basis und mit einem realistischen Blick könne Salzgitter sich weiterentwickeln.

 

 

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