Im Interview: Prof. Dr. Arne Noyer

  • 19.02.21 09:07
  • Sabrina Dora Seal
  •   Suderburg

Prof. Dr. Arne Noyer erhielt seinen Ruf an die Ostfalia im Januar 2020. Seit dem Sommersemester 2020 lehrt und forscht der Professor für IT-Systeme und -Infrastrukturen an der Fakultät Bau-Wasser-Boden am Campus Suderburg. Mehr darüber berichtet er im Interview mit der Ostfalia-Redaktion.

 

Was haben Sie vor Ihrem Ruf gemacht?

Die Ostfalia Hochschule habe ich bereits als Student kennengelernt. An der Fakultät Informatik in Wolfenbüttel absolvierte ich mit großem Interesse ein Bachelor- und Masterstudium in Informatik. Um mich dabei noch intensiver bestimmten Themen widmen zu können, habe ich währenddessen eine Tätigkeit als Hilfswissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Verteilte Systeme begonnen. Dadurch wurde bei mir die Begeisterung für Forschung geweckt, sodass ich dort auch anschließend weiterhin in Forschungsprojekten als Wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig war. Da ich in meinem Bachelor- und Masterstudium sehr erfolgreich war und danach gerne weiterhin in der Forschung tätig sein wollte, beschloss ich, eine Promotion und die Beantragung eines neuen, industrienahen Forschungsprojekts zu verfolgen. Dabei war die Firma Willert Software Tools als Projektpartner involviert. Ich wechselte schließlich direkt zur Firma Willert Software Tools, sodass ich neben meiner Forschungstätigkeit auch umfangreiche Erfahrungen in anderen Tätigkeiten in der Industrie machen konnte. Im Fokus dabei stand insbesondere die modellbasierte Software- und Systementwicklung von verteilten, eingebetteten Systemen. Dabei übernahm ich in unterschiedlichen Projekten verschiedene Aufgaben, wie bspw. das Durchführen von Schulungen und Beratungen, das Ausführen von Funktionen als Projektverantwortlicher, Softwareentwicklungstätigkeiten und andere Projektarbeiten. Auch das Beantragen und Durchführen weiterer Forschungsprojekte gehörte zu meinen Aufgaben. Ein Forschungsprojekt, das das Zusammenführen und Analysieren von Zeiteigenschaften aus unterschiedlichen Modellen behandelte, stand schließlich im Fokus meiner Promotion. Dieses Projekt wurde unter anderem in Kooperation mit der Universität Osnabrück durchgeführt, an der ich parallel zu meiner Industrietätigkeit promovierte.

Da mir außerdem Lehrtätigkeiten viel Freude bereiteten, habe ich überdies Lehraufträge, insbesondere im Bereich modellbasierter Software- und Systementwicklung, durchgeführt. Hier konnte ich meine Kenntnisse aus den Industrie- und Forschungstätigkeiten optimal mit der Lehre verbinden.

 

Wo liegt der Fokus Ihrer Professur?

Themen, die in meiner Professur besonders im Vordergrund stehen, sind komplexe IT-Systeme, IT-Sicherheit, Internet der Dinge, Verteilte Systeme, Rechnerstrukturen und Rechnernetze.

Da IT-Systeme immer komplexer werden und immer mehr Funktionalitäten übernehmen müssen, liegt dabei der Fokus auf Methoden, um die steigende Komplexität bei der Entwicklung der Systeme weiterhin beherrschen zu können. Zudem liegt meist nicht nur ein einzelnes System vor, sondern die Anzahl der vernetzten Systeme steigt rasant. Beispielsweise gibt es im Bereich Internet der Dinge zunehmend vernetzte Haushaltsgeräte mit smarten Funktionen, Automobile sollen autonom fahren und mit anderen Systemen Informationen austauschen und Fitnesstracker erfassen stetig Gesundheitsdaten, die über das Internet mit einem Server synchronisiert werden. Bei dem Erfassen, Austauschen und Zusammenführen von teilweise sensiblen persönlichen Daten steht auch das Thema IT-Sicherheit im Fokus.

 

Was fasziniert Sie am meisten an Ihrer Professur?

Äußerst faszinierend ist, sich mit aktuell bedeutenden Themen und Herausforderungen in der Forschung und Lehre beschäftigen zu können. Dabei bietet die Informatik und insbesondere auch meine Professur vielseitige Themengebiete. Eine leistungsstarke IT-Infrastruktur ist beispielsweise essenziell für die Zukunft. Dies betrifft, wie man in der aktuellen Pandemie-Situation sieht, nicht nur Firmenstandorte, sondern auch das eigene Zuhause, um effizient im Homeoffice arbeiten zu können, an Online-Lehre teilnehmen zu können oder aktuelle und zukünftige Technologien zur Unterhaltung verwenden zu können. Die Möglichkeit, neue Ideen in Forschungsprojekten erarbeiten zu können, ist höchst reizvoll.

Des Weiteren ist das Arbeiten mit Studierenden äußerst abwechslungsreich und es macht mir sehr viel Freude, erlerntes Wissen weiterzugeben. Dies habe ich bereits früh in meinem Bachelorstudium gemerkt, als ich ein Tutorium für Lineare Algebra durchgeführt habe, um mit Übungen meine damaligen Kommilitoninnen und Kommilitonen beim Lernfortschritt zu unterstützen. Seitdem habe ich immer wieder mit großer Begeisterung Schulungen in der Industrie und verschiedene Labore und Lehrveranstaltungen in der Hochschule unterstützt oder selbst durchgeführt. Meine Professur macht es mir möglich, mich mit aktuellen Informatikthemen zu beschäftigen, diese in industrienahen Forschungsprojekten voranzubringen und das Erlernte an die Studierenden weiterzugeben, daher ist es für mich die perfekte Tätigkeit.

 

Welche Ziele und Aufgaben stehen für Sie in nächster Zeit im Vordergrund?

Zunächst steht für mich im Vordergrund, die Vorlesungen für die Lehrveranstaltungen auszuarbeiten. Außerdem möchte ich weitere praxisnahe Forschungsprojekte beantragen, die gemeinsam mit Industriepartnern durchgeführt werden. Gerne würde ich mich dabei auch Gebieten widmen, die ich durch meine bisherige Tätigkeit kennengelernt habe. Besonders spannend finde ich aber auch, Forschungsprojekte mit lokalen Partnern in Themenbereichen nachzugehen, die für den Standort von großer Bedeutung sind. In der Region Suderburg ist beispielsweise die Landwirtschaft ausgeprägt vertreten. Auch hier sind Themen wie Digitalisierung, IT-Systeme und IT-Infrastrukturen von großer Bedeutung. So können beispielsweise automatische Bewässerungssysteme realisiert werden, bei denen eine Vielzahl von Sensoren an unterschiedlichen Stellen die Bodenfeuchtigkeit überwachen. Im Zusammenspiel mit über das Internet abgerufenen Wetterinformationen, wird dann die Bewässerung abhängig von den Daten automatisch gesteuert. Weitere Beispiele sind autonom fahrende Maschinen oder Smartphone-Apps zur Analyse von zusammengeführten Daten oder zur Interaktion mit den Maschinen. IT-Sicherheit ist dabei natürlich ebenfalls von großer Bedeutung und wie die verteilten Systeme kombiniert werden, um effizient zusammenzuarbeiten und Daten auszutauschen. Ich denke, dass sich hier interessante Möglichkeiten und innovative Aufgabenfelder ergeben werden, die mit Aktivitäten anderer Kolleginnen und Kollegen der Fakultät Bau-Wasser-Boden gemeinsam durchgeführt werden können und freue mich schon sehr auf die Zusammenarbeit.

 

Prof. Dr. Arne Noyer

Prof. Dr. Arne Noyer (Foto: Privat)

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