Nachdem im letzten Jahr polnische Studierende an einem Workshop der Ostfalia Hochschule zum
Thema „Flucht und Migration“ teilnahmen, erfolgte nun Ende April der Gegenbesuch der
Ostfalia-Studierenden ins polnische Lodz. Unter der Leitung von Professor Jürgen Boeckh folgten
sieben Studentinnen der Sozialen Arbeit der Einladung zum internationalen Kongress zum Thema „
Investing in Families. Sozialpolitik und Soziale Praxis in Mittel- und Osteuropa“ an die
Universität Lodz.
Im Rahmen des Kongresses stellten die Studierenden der Ostfalia die Struktur der Kinder- und
Jugendhilfe in Deutschland vor. Auf besonderes Interesse der internationalen Gäste stießen dabei
die Projekte, die die Studierenden im Rahmen ihres Studiums durchführen. Vor dem Kongress
tauchten die Studierenden in die Praxis Sozialer Arbeit vor Ort ein. In einem Gefängniskomplex in
der Nähe der Stadt Lodz lernten sie den Gefängnisalltag sowie die therapeutischen Ansätze für
Gefangene mit einer Alkohol- und/oder Suchterkrankung kennen. Ein weiterer Besuch führte die Gruppe
in ein Familienhaus der Stiftung Happy Kids. Hier leben Kinder zusammen mit einer Betreuerin in
einer familienanalogen Wohngruppe. Aus erster Hand informierten sich die Studierenden über diesen
in Polen noch relativ neuen Ansatz der Kinder- und Jugendhilfe. Besonders beeindruckt zeigten sie
sich dabei vom hohen persönlichen Einsatz, den diese Arbeit tagtäglich von den Ersatzeltern
erfordert. Mit diesen Eindrücken im Gepäck tauschten sich die Studierenden am Freitag im
Workshop „Interkulturelle Kommunikation“ über Vorurteile aus, die zwischen Deutschen und Polen
bestehen. In den Gesprächen wurden den Studierenden deutlich, wie tief die Erfahrungen der
deutschen Besatzung in Polen im Zweiten Weltkrieg bis heute das Bild der Deutschen prägt. „Ich
hätte nicht gedacht, dass ich so viele Jahre nach Kriegsende noch mit den Verbrechen der Nazis in
Verbindung gebracht werde“, zeigte sich eine Teilnehmerin von den Gesprächen tief bewegt.Gemeinsam
mit Professor Szukalski von der Lodzer Universität besuchte die Gruppe bei einem anschließenden
Stadtrundgang unter anderem den Park der Überlebenden – eine im Jahr 2004 angelegte
Gedenkstätte. Auch beim abschließenden Tagesausflug nach Warschau begegnete den Studierenden
deutsche Geschichte auf Schritt und Tritt.
Die Ostfalia-Studierenden der Sozialen Arbeit gemeinsam mit Professor Jürgen Boeckh bei der
Exkursion nach Polen.
Text: Boeckh/Sp