Anja Krauth hat sich in ihrer Abschlussarbeit darauf konzentriert, ein kostengünstiges Gerät zu
entwickeln, das vielseitig anpassbar ist. Der Klimawandel ist allgegenwärtig –
Extremwettersituationen nehmen zu, sowohl Dürre wie auch Überschwemmungen gehören heute vermehrt
zur Tagesordnung. „Sowohl in urbanen Räumen, wie auch in der Land- und Forstwirtschaft wird es
immer wichtiger, aktuelle Zustände über den Boden und das dort gebundene Bodenwasser zu erhalten“,
erklärt Prof. Dr. Ligocki aus der Fakultät Maschinenbau der Ostfalia Hochschule für angewandte
Wissenschaften. „Sei es, um die Wachstumsbedingungen in der Landwirtschaft überwachen zu können,
Aussagen über Trockenstress im Wald treffen zu können oder im urbanen Raum die Aufnahmekapazität
von Versickerungsflächen für den Hochwasserfall zu bewerten.“
Prof. Dr. Andreas Ligocki und Masterabsolventin Anja Krauth mit dem entwickelten Bodensensor.
Üblicherweise würden diese Zustandserhebungen durch zeitintensive Begehungen oder Bodenproben
durchgeführt. Seit einiger Zeit kämen jedoch vermehrt auch intelligente Bodensensoren zum Einsatz,
die neben der Bodenfeuchtigkeit in unterschiedlichen Bodenhorizonten auch Temperaturen, pH-Werte
oder den Niederschlag überwachen können. Mit ihnen könnten Land- und Forstwirte über entsprechende
Funkschnittstellen wie GSM-Netz oder spezielle Funknetzwerke Handlungsempfehlungen für die
künstliche Beregnung oder die Anpflanzung geeigneter klimaresilienter Bäume geben.
„Die momentan am Markt verfügbaren hochgenauen sogenannten IoT-Sensoren (Internet of
Things-Sensoren) wurden jedoch hauptsächlich für Forschungszwecke entwickelt und eignen sich
aufgrund der Anschaffungskosten kaum für eine großflächige Ausbringung“, erklärt Ligocki. „Dieses
wäre aber erforderlich, damit sich im Alltag tatsächlich fundierte Aussagen für die Betreibenden
treffen lassen. Einzelne Geräte helfen hier nur wenig. Unter der derzeitigen Kostensituation gibt
es für einen „Massen-Rollout“ jedoch keine Chance.“
Genau an dieser Stelle setzt das vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV)
geförderte Projekt „5G-Smart Country“ an, in dessen Rahmen von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin
und Master-Absolventin Anja Krauth nun ein sogenannter „low-cost customized sensor“ entwickelt
wurde. „Nach umfangreicher Recherche und durch geschickte Kombination von günstigen
Zukaufkomponenten in Verbindung mit eigener Entwicklungsarbeit ist es ihr gelungen, einen
Bodensensor zu entwickeln, der nicht nur deutlich kostengünstiger ist, sondern dazu sehr einfach
kundenindividuell an die jeweiligen Bedürfnisse und Einsatzszenarien angepasst werden kann“, freut
sich Ligocki, der die Masterarbeit betreut hat.
Um die Herstellungskosten deutlich zu senken, habe Anja Krauth darauf geachtet, sehr
preiswerte Standard- und Normartikel geschickt miteinander zu kombinieren. Diese seien im Rahmen
der Entwicklung teilweise sogar komplett zweckentfremdet. So bestehe das eigentliche Sensorgehäuse
beispielsweise aus einem Weidezaunpfahl und der Kopf des Gehäuses aus Bestandteilen der
Sanitärbranche. „Die Elektronik und die eigentliche Sensorik hingegen sind hochwertig und
witterungsbeständig gekapselt. Der verbaute Akku kann dank intelligentem Management das System
mehrere Jahre mit Energie versorgen, bevor er geladen werden muss“, erklärt Anja Krauth die
Vorteile des von ihr entwickelten Bodensensors.
Die Anwendungsfälle für diese Art der Sensoren seien sehr vielschichtig.Prof. Dr. Andreas Ligocki ist begeistert: „Wir erhalten schon jetzt zahlreiche Anfragen und Vorschläge für diesen Sensor. In einem bereits bewilligten Folgeprojekt geht es beispielsweise darum, funktionelle und Speisepilze unter Beobachtung der Sensoren in Totholz zu züchten und so selbst abgestorbenen Waldarealen noch eine Aufgabe zu geben. In anderen Projekten sollen die Sensoren helfen, numerische Bodenwassermodelle zu optimieren, oder den richtigen Zeitpunkt für die Bewässerung von Stadtbäumen oder Zuckerrüben zu treffen. Wir sind gespannt, was noch alles kommt. Das Potenzial ist wirklich riesig!“
Text: ZIM
Foto: Jannik Obert/Ostfalia