Ein internationales Forschungsteam, geleitet von der Ostfalia Hochschule, hat in Wolfsburg die jüngsten Fortschritte des Projekts „REVFIN“ präsentiert, das sich der nachhaltigen Entsorgung und Wiederverwertung von Fischernetzen in Vietnam widmet. Gäste waren neben Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Projektpartner aus Vietnam auch die Bundestagsabgeordnete Dunja Kreiser und Wolfsburgs Oberbürgermeister Dennis Weilmann.
Das Projekt „REVFIN“, das für drei Jahre vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUV) gefördert wird, zielt darauf ab, durch innovative Recyclingmethoden eine Kreislaufwirtschaft in der Fischereiindustrie zu etablieren und gleichzeitig Umweltverschmutzung durch Kunststoffabfälle im Meer zu reduzieren.
Ziel des Projekts: Aufbau einer nachhaltigen Recycling-Industrie
Verfolgt werden hierfür mehrere Ansätze: Zum einen wird gemeinsam mit Fischereibetrieben und Unternehmen, die Kunststoff verarbeiten, identifiziert, wo, warum und wann Fischernetze ins Meer gelangen und Best-Practice-Leitlinien für den Umgang, die Wiederverwendbarkeit und Recyclingfähigkeit von Netzen entwickelt. Zum anderen ist ein wichtiger Bestandteil des Projekts der Aufbau von Kapazitäten in der vietnamesischen Hochschulbildung, um dort die Forschung zur Analyse von Produktlebenszyklen auszubauen. So sollen auch Recyclingwege definiert und neue Wertschöpfungsketten geschaffen werden.
Ein interdisziplinäres Team aus dem Institut für Recycling der Fakultät Fahrzeugtechnik am Campus Wolfsburg und dem Bereich Medien der Fakultät Verkehr-Sport-Tourismus-Medien am Campus Salzgitter arbeitet dabei mit verschiedenen vietnamesischen Universitäten (Nha Trang University, Ha Long University, Kien Giang University) sowie Industriepartnern wie Siam Brothers Vietnam (SBVN) und Super Truong Phat (STP) zusammen.
„Vietnam ist eine der größten Fischereinationen der Welt. Das Potenzial, hier etwas zu verändern, ist besonders groß“, sagt Prof. Dr. Max Ehleben, REVFIN-Projektleiter von der Ostfalia Hochschule. Sein Team arbeitet gemeinsam mit den Partnern daran, Fischernetze nach ihrer Nutzung zu recyceln und in den Produktionsprozess zurückzuführen. „Ein wichtiger Erfolg auf diesem Weg ist die Einführung eines geschlossenen Recycling-Kreislaufs durch Siam Brothers Vietnam: Fischereiseile des Unternehmens werden mit QR-Codes versehen, die es ermöglichen, die Seile bei Erreichen ihres Lebensendes zu identifizieren, zurückzunehmen und als Rezyklat wieder in die Produktion einfließen zu lassen“, erklärt Ehleben.
Projektpräsentation mit internationalen Partnern
Anlässlich der Projektpräsentation im September nutzten geladene Gäste – darunter auch die Bundestagsabgeordnete Dunja Kreiser – die Chance, bei einer Führung durch den Standort Heinenkamp die einzelnen Schritte der Recycling-Prozesskette mitzuerleben. Verschiedene Partner aus den vietnamesischen Universitäten wie auch dem Research Institute for Marine Fisheries (RIMF) kamen in Wolfsburg zusammen und gaben Einblick in den Projektstand und die zukünftigen Pläne.
Führung im Standort Heinenkamp in Wolfsburg: (von links) REVFIN-Projektleiter Prof. Dr. Max Ehleben, Dunja Kreiser (MdB), Robin Führmann, Dr. Thomas Potempa und Hannah Bullerjahn.
„Die Identifizierung der unterschiedlichen Kunststoffe und die Alterungseffekte der Materialien sind wesentliche Herausforderungen des Projekts“, erklärte Projektmitarbeiterin Julia Tetzer. Das Team arbeitet intensiv daran, alltagstaugliche Prozesse zu entwickeln, die in Vietnam umgesetzt werden können. An den dortigen Universitäten sind beispielsweise Demonstrationszentren geplant. Diese sollen als Testumgebungen dienen, in denen Recyclingmethoden erforscht und weiterentwickelt werden. „Bildung ist entscheidend, um nachhaltig eine Industrie für Recycling in Vietnam aufzubauen“ , so Prof. Dr. Harald Rau, Dekan der Fakultät für Verkehr-Sport-Tourismus-Medien der Ostfalia.
Das internationale Team sowie Gäste bei der Projektpräsentation beim Treffen in Wolfsburg.
Über das Projekt
Das REVFIN-Projekt (Prevention, reduction and recycling of fishnets pollution in Vietnamese coastal waters), das im November 2022 gestartet ist und bis September 2025 läuft, hat ein Gesamtbudget von 3,5 Millionen Euro. Es wird durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUV) gefördert und soll langfristig dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck der Fischereiindustrie zu reduzieren, indem es nachhaltige Recyclingprozesse etabliert und Bildung sowie Forschung im Bereich Kreislaufwirtschaft fördert.
Fotos: Ostfalia/Marlin Liam Frank
Text: Ostfalia Hochschulkommunikation/Nadine Zimmer