Grünflächen, Möglichkeiten zur Erholung, Ruhe, gute Luft, ein gut ausgebautes Radverkehrsnetz: Diese Ressourcen sind zentral für die Lebensqualität in Städten und tragen zur Gesundheit ihrer Bewohner*innen bei. Prof. Dr. Jana Kühl und das Team Radverkehrsmanagement der Ostfalia Hochschule luden am 19. März 2025 zur Online-Veranstaltung ein. Prof. Dr. med. Claudia Hornberg von der Universität Bielefeld, Mitglied im Sachverständigenrat für Umweltfragen, gab während der Veranstaltung einen Input zur umweltmedizinischen Perspektiven auf städtische Gesundheit und Umweltgerechtigkeit.
Prof. Dr. Jana Kühl führte zunächst in das Thema ein und verdeutlichte den engen Zusammenhang mit raumplanerischen Fragen: „Wir haben uns die Frage gestellt, wie steht es eigentlich um die Lebensqualität in unseren Städten? Wir schauen natürlich einerseits mit der Brille der Mobilität auf dieses Thema, aber es reicht weit darüber hinaus. Es geht grundsätzlich um die Frage: Wie sollte man Stadträume gestalten, damit sie nachhaltig im Sinne der Gesundheit, sozialen Nachhaltigkeit und Lebensqualität sind?“
Umweltbelastungen und -ressourcen sind oft ungleich verteilt: Wer Lärm- und Abgasemissionen verantwortet und wer die Last trägt – das sind oft nicht dieselben Personen. Ökonomische Verhältnisse bestimmen beispielsweise mit, wer den Umweltbelastungen einer vielbefahrenen Straße ausgesetzt ist. In diversen internationalen und nationalen Studien zeigen sich Zusammenhänge zwischen niedrigem Sozialstatus und erhöhten Luftschadstoffbelastungen, Lärmbelastungen, Hitzestress und dem geringeren Zugang zu qualitativ hochwertigen Grünräumen. In dem Zusammenhang spiele Wahlfreiheit eine wichtige Rolle, so Prof. Dr. med. Claudia Hornberg, also ob jemand sich beispielsweise freiwillig für die Wohnlage an einer stark befahrenen Straße entscheide. Das Gefühl, einer Belastung wie Lärm ausgeliefert zu sein, könne zu psychischen Belastungen führen.
Lärm schätzte die Umweltmedizinerin als eine der dringendsten umweltbezogenen Risiken ein. Neben direkten Auswirkungen auf das Gehör kann Lärm auch indirekte psychische und vegetative Wirkungen entfalten: Bei erhöhtem Lärmpegel wird unser vegetatives Nervensystem angeregt und Stresshormone ausgeschüttet. Insgesamt können Emissionen wie Feinstaub, Stickoxide oder Lärm für Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, metabolische Erkrankungen, Schlafstörungen, psychische Erkrankungen oder Entwicklungsstörungen und im äußersten Fall sogar Todesfälle bedingen.
Wie können Umweltbelastungen durch Schadstoffe oder Lärm also reduziert werden? Prof. Hornberg brachte Tempo-30-Regelungen innerorts ins Spiel. Tempo 30 reduziere zudem die Unfallzahl und – schwere – auch darüber müsse man reden, wenn es um Umweltgesundheit gehe. Zudem sei es notwendig, den Fußverkehr und Radverkehr, aber auch den ÖPNV auszubauen. Aktive Mobilität reduziert nicht nur die Emissionen, sondern sie bringt auch eine Reihe von gesundheitlichen Vorteilen: Körperliche und geistige Fitness sowie Lebensqualität und -erwartung können gesteigert werden. Bei umweltbezogener Gerechtigkeit geht es so nicht nur um Belastungen, sondern auch um Umwelt in innerstädtischen Räumen als Ressource für Klimaanpassung und Wohlbefinden.