Sozialkompetenz KW38
Fahrtgebiet |
Rund Rügen |
Fahrzeit |
19.-24.9.2021 |
Fahrtroute |
Breege-Lohme-Stahlbrode-Stralsund-Breege |
Gesamtstrecke |
113,9sm |
Schiffsname |
Kara |
Schiffstyp |
Bavaria 46 |
Skipper |
Rolf |
Crew |
6 Studierende, 1 Co-Skipper/Coach |
Bericht von Alexander und Jan Gegeben: Segelyacht, Sozialkompetenz Gesucht: Eine tolle Woche Lösungsweg: Sonntags begann unsere 6-tätige Reise zum Sozialkompetenz-Workshop
nach Rügen. Nach der pünktlichen Anreise stand auch schon der erste Tagesordnungspunkt auf dem
Plan: Einkaufen. Glücklicherweise sind die Bewohner Rügens ein schlaues Volk und öffnen ihre
Supermärkte auch sonntags. Nur bei der Vielfalt des Produktsortiments gibt es noch ein wenig
Optimierungspotenzial. Nachdem der Einkauf erledigt war, sollte die Reise nun aber losgehen. Also
auf zum Hafen! Dort angekommen stellten wir schnell fest, dass wir wohl nicht die einzigen waren,
die nach Rügen zum Segeln kommen. Im Hafen lagen ca. 50 Schiffe. Also erstmal Prof. Dr. Roskam und
die zugehörige Yacht suchen. Schließlich fanden wir Ihn, wie er, sich sonnend, an Deck einer
46 Fuß langen Yacht saß. Kurzes Hallo sagen, kurze Vorstellungsrunde, direkt das „Du“
angeboten (unter Seglern macht man das so) und dann Kojen klarmachen und den Proviant verstauen.
Das Ziel war schnell klar, einmal rund um Rügen sollte es gehen. Unwichtige Bedenken wie Orkanwarnungen oder Starkwind, seitens unseres Profs wurden selbstverständlich gekonnt ignoriert. Aber zuerst: Einstieg in die Technik an Bord und Belehrung der Sicherheitsregeln an Bord. Safety First! Damit aber genug für einen Tag und somit hieß es Zeit fürs Bett. Am nächsten Morgen galt die 7-8-9-Regel, also 7 Uhr aufstehen, 8
Uhr frühstücken und 9 Uhr ablegen. Kurze Instruktionen an Deck, welche der gefühlten 400 Leinen was
genau bewirken, wurden natürlich selbstbewusst aufgenommen. Für Maschinenbau-Studenten ja wohl kein
Problem, oder? Also erstes Ablegemanöver aus dem Hafen von Breege durchgeführt und dann hieß es
Kurs offene See.
So segelten wir gemütlich unserem Ziel des Tages Lohme entgegen. Doch dann! Unser Skipper sah an Backbord einen anderen Segler und vor uns ein Motorboot. Und beiden waren schneller als wir! Das veranlasste Skipper Rolf natürlich dazu umgehend in den Regatta-Modus zu schalten. So wurde mit gezielten Handgriffen am Vor- und Großsegel auch noch die letzten Knoten an Geschwindigkeit aus der Yacht gepresst, denn schnellere Segler sollten nur die anderen Boote sehen. Schlussendlich erreicht wir nach 35sm aber doch noch unser Ziel. Also souverän angelegt, obwohl sich Hafenhandbuch, Seekarte und der tatsächliche Hafen was die Angabe der Wassertiefe angeht doch stark voneinander unterscheiden können.
Als nächste Tagespunkte standen an: kurzer Landgang und dann:
Sozialkompetenz… achja Sozialkompetenz, ganz vergessen, darum geht’s in dem Workshop ja überhaupt.
Die Marschroute für den nächsten Tag war klar, die „unwichtigen“ Bedenken wegen eines aufziehenden Sturm waren auf einmal doch nicht mehr so unwichtig und so musste heute richtig Strecke zurückgelegt werden, damit der Plan Rügen-Umrundung nicht ins Wasser fällt.
Also wieder 7-8-9, ablegen, Segel setzen, Gruß an Rasmus und volle Fahrt voraus Richtung Stahlbrode. Bereits am zweiten Tag zeigte sich, dass Studenten auch lernfähig sein können und die Fragezeichen bei den meisten Kommandos wurden viel kleiner. Schon beinahe routiniert legten wir also 42sm zurück und liefen im Hafen von Stahlbrode ein. Abends stand dann wieder Sozialkompetenz auf dem Programm und danach Präsentationen zu den Themen Wetter und Navigation. Anschließend wurde wieder zu Abend gegessen und der Tag wurde gemeinsam ausgeklungen. Die weitere Planung sah vor, heute am dritten Tag nur einen kurzen Törn von 13sm nach Stralsund und dann am Donnerstag aufgrund des angekündigten Sturms einen Hafentag in Stralsund zu machen. Somit hatten wir heute also reichlich Zeit auf See. Wie liefen aus, grüßten Rasmus und führen Richtung Stralsund. Doch wie aus dem Nichts, hieß es auf einmal: „ Mann über Bord!“. Unser Skipper hatte zwei Bojen über Bord geworfen um zu testen, ob Co-Skipper Philipp und Teamleiter Alex, beide im Besitz eines Sportbootführerschein See, die gelernten Manöver noch draufhatten. Mit Leichtigkeit wurden die Bojen „gerettet“. Da wir ja reichlich Zeit hatten, entschieden wir uns dazu ungefähr auf halber Strecke nach Stralsund vor Anker zu gehen und ein bisschen die Sonne zu genießen. Doch Jan und Simon war das nicht genug, sie beschlossen kurzer Hand einfach, sich die Badehosen anzuziehen und in die 16°C kaltwarme Ostsee zu springen. Getrieben von Demut schlossen sich die restlichen Studenten natürlich an. Nun aber wirklich auf nach Strahlsund. Unter gesetztem Segel überholten wir eine andere Segelyacht, die zum Unverständnis unseres Skippers, mit Motor und ohne Segel fuhr. Auf die Frage, weshalb man solchen Schwachsinn macht, entgegnete die Besatzung der anderen Yacht nur Halbsätze mit Worten wie „Brücke“ und „keine Zeit“. Das machte uns schon irgendwie stutzig, also einen Blick in die Seekarte riskiert und gesehen: Scheiße, die haben Recht… Vor Strahlsund war eine Klappbrücke, die nur zu bestimmten Uhrzeiten öffnet. Das Zeitfenster der nächsten Öffnung? Natürlich in 10 Min, war klar, oder? Hatten wir eben noch alle Zeit der Welt, so hatten wir jetzt keine mehr. Unser Skipper Rolf präsentierte doch einmal mehr seinen Kampfgeist und sagte: „Mit Motor können das alle, wir fahren mit gesetzten Segel durch diese Brücke“. Ai, Ai, Skipper Rolf! Und wie es der Zufall will, erreichten wir die Brücke pünktlich und überholten sogar die Motorbootfahrer. Angekommen in Stralsund, Anlegeplatz gesucht, angelegt und erstmal Landgang. Als ob wir vom Zufall nicht schon genug belohnt worden waren, fand an dem Tag eine große Regatta in Stralsund statt. So standen wir also an der Kaimauer und sahen zu, wie scheinbar richtig am Wind gesegelt wird.
Aufgrund des anstehenden Hafentags, beschlossen wir die noch ausstehenden Inhalte der Sozialkompetenz auf den nächsten Tag zu verlegen, so dass nach dem gemeinsamen Abendessen Freizeit auf dem Programm stand. Wir ließen es uns natürlich nicht nehmen auch den örtlichen Lokalitäten von Stralsund einen Besuch abzustatten, da freundlicherweise die 7-8-9-Regel am nächsten Morgen in die 8-9-10-Regel geändert worden war. Am Hafentag stand bis zum Nachmittag wieder Freizeit auf dem Programm, so konnten wir uns die Stadt auch nochmal am Tag angucken. Großer Bonus für uns alteingesessene Segler war, dass im Hafen von Stralsund die Gorch Fock I als Museumsschiff liegt.
Ein Besuch war damit vorprogrammiert. Nach einer großen Runde durch die Stadt kehrten wir gegen Nachmittag wieder auf unsere Segelyacht zurück, wo uns auch schon Co-Skipper Philipp empfing. Er hatte umfassende Vorbereitungen getroffen, um mit uns einen großen Sozialkompetenz-Workshop durchzuführen. Diesmal sollte es um Konfliktmanagement gehen. Anschließend wurde wieder gemeinsam gekocht und so neigte sich auch der Hafentag dem Ende. Er war gekommen, der letzte Tag. Bevor aber Tränen des Abschieds verdrückt werden konnten, mussten wir ja erst noch zu unserem Heimathafen nach Breege kommen. Also wieder 7-8-9 und ablegen. Apropos ablegen, das Manöver heute war risikoreicher als ursprünglicher geplant, da einer unserer Kommilitonen an der Vorleine (die wichtigste Leine bei dem Ablagemanöver) einfach mal die kurze und lange Seite verwechselte. Nach diesem Beinaheunfall mit der benachbarten Yacht konnten wir dann aber Kurs nach Breege setzen. Auf See spürte man noch die Nachwirkungen des Sturm vom Tag zuvor und so hatten wir ordentlich Wind. Das zauberte Skipper Rolf natürlich ein Lächeln ins Gesicht und es zeigte sich, dass segelnde Maschinenbauprofessoren nicht nur engagierte Studenten mögen, sondern auch Segelyachten mit ordentlich Schräglage. Während wir so also mit Top-Speed Richtung Heimathafen segelten, wurde auch klar, dass eine Woche segeln ihre Wirkung zeigten. Kommandos wie „Klar zur Wende“ oder „Bereit machen zum Großsegel setzen“ wurden nur noch mit „Backbordseite klar“ und „ Steuerbordseite auch klar“ quittiert. Etwaige Fragezeichen was zu tun ist, waren durch Ausrufezeichen ersetzt worden.
So erreichten wir absolut pünktlich im Zeitplan den Hafen von Breege. Ein letztes Anlegemanöver und dann war unser Segeltörn auch schon wieder vorbei. Wir räumten die Kojen und verteilten die letzten übrig gebliebenen Lebensmittel. Ein letztes Mal trat Co-Skipper Philipp hervor und forderte uns auf ein Feedback nach verschiedenen Gesichtspunkten zum gesamten Workshop zu hinterlassen. Wir verabschiedeten uns und traten die Heimreise an. Und wenn sie nicht gestorben sind… Nein, Spaß beiseite. Hier nochmal ein riesen Dankschön und ein großes Kompliment für eine wirklich tolle Woche. Danke Rolf und Philipp! |