Wie viele wertvolle Rohstoffe stecken in meinem ausgedienten Smartphone? Wie kann 3D-Druck helfen, sparsamer mit Materialien umzugehen? Und wie kann aus Plastikmüll neues Material für neue Dinge gewonnen und zurück in den Wertschöpfungskreislauf gegeben werden? Mit Fragen wie diesen beschäftigt sich das Projekt „Rec@school“, das an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften angelaufen ist. Das Projekt, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert wird, bearbeitet das große Zukunftsthema Nachhaltigkeit ganz praktisch und lokal am Beispiel der Circular Economy mit Schülerinnen und Schülern aus der Region.
Ziel des gemeinsamen Projekts des Zentrums für additive Fertigung (ZAF) und der Ostfalia Lern- und Innovationsfabrik (OLIF) ist es, den beteiligten Klassen die Herausforderungen beim Recycling von Kunststoffen und die in der additiven Fertigung (3D-Druck) liegenden Chancen für mehr Nachhaltigkeit in der Produktion näherzubringen.
„Das riesige Problem des Plastikmülls muss auf verschiedenen Wegen angegangen werden. Auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft geht es darum, langlebiger zu produzieren, Material zu sparen, Dinge zu reparieren und Rohstoffe wiederzuverwerten. Diese Schritte wollen wir mit den Teilnehmenden des Projekts durchlaufen und zwar am Beispiel der additiven Fertigung“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Holger Brüggemann.
Additive Fertigung (3D-Druck) habe den Vorteil, dass damit im Vergleich zu herkömmlichen Zerspanungsmethoden Bauteile materialsparender hergestellt werden können. Aber dennoch fallen je nach produziertem Bauteil auch bei diesem Verfahren Reste an, zum Beispiel durch Stützkonstruktionen. Diese landen im Abfall und mischen sich mit anderen Kunststoffen. „Dann können sie meist nur als minderwertige Mischkunststoffe wiederverwertet werden mit einem eingeschränkten Gestaltungsspielraum. Das ist im Grunde ein Downcycling. Wenn wir aber die Reste des 3D-Drucks direkt separieren und aufbereiten, kann daraus erneut hochwertiges Re-Filament entstehen, das für die additive Fertigung neuer Bauteile verwendet werden kann“, erklärt Projektmitarbeiter Franz Haas.
Das Projektteam von „Rec@School“ besuchte in den vergangenen Wochen Klassen in vier Schulen der Region: das CJD Gymnasium (Christophorusschule) in Braunschweig machte den Auftakt, die IGS Franzsches Feld, die IGS Querum und die Oberschule Sickte folgten. Das Team begleitete dort Projektwochen und den Unterricht. Auch Exkursionen an die Ostfalia gehörten zum Programm.
Zum Auftakt der Workshops werden alte Handys auseinandergebaut. „Das vermittelt sehr eindrücklich, wie viel Kunststoff und andere wertvolle Rohstoffe allein in diesem geliebten Alltagsbegleiter stecken“, erklärt Haas. „Auch bitten wir die Schülerinnen und Schüler defekte Gegenstände von daheim mitzubringen, um gemeinsam zu schauen, wie diese mit Hilfe von 3D-Druck zu reparieren sind.“
In einem weiteren Schritt des Projektes wird mit den Schulen, die selbst schuleigene 3D-Drucker haben, ein lokaler Wertstoffkreislauf für die Kunststoffreste entwickelt, die bei diesem additiven Verfahren anfallen. „Ziel ist es, dass die Teilnehmenden die Kunststoffreste, die beim 3D-Druck in ihren Schulen anfallen, sammeln und gemeinsam an der Ostfalia mit dem Projektteam daraus wieder für den 3D-Druck verwendbares Material machen“, so Haas. Perspektivisch seien solche Wiederverwertungsketten auch mit Unternehmen aus der Region denkbar.
In der zweiten Phase des Projekts „Rec@School“, nach den Sommerferien, sollen weitere Schulen dazukommen. „Aus den im Projekt gesammelten Erfahrungen entsteht ein Leitfaden. Dieser wird konkrete Empfehlungen zur Durchführung sowie Unterrichtsmaterialen enthalten. Mithilfe dieses Leitfadens können Schulen auch überregional die Inhalte in den Unterricht integrieren“, sagt Projektbetreuer Artur Frost.
An einer Kooperation interessierte Schulen können sich gerne mit dem Projektteam unter der E-Mail-Adresse art.frost@ostfalia.de in Verbindung setzen.
Eine Projektmitarbeiterin zeigt Schülerinnen und Schülern der Oberschule Sickte, in welchen alltäglichen Gegenständen – teilweise versteckt – Kunststoffe enthalten sind.
Schülerinnen und Schüler der Oberschule Sickte sortieren zunächst die unterschiedlichen Thermoplaste anhand ihrer Kennzeichnung, um so auch die Vielfältigkeit der einzelnen Kunststoffsorten zu erfahren.
Schüler der Oberschule Sickte demontieren ausgediente Smartphones und schauen sich zusammen mit dem Projektteam die einzelnen Bauteile an. Sie untersuchen diese auf die darin enthaltenen Rohstoffe und setzen sich kritisch mit diesen auseinander.
Ihre Ansprechpartner zu diesem Thema:
Artur Frost, B. Eng.
Ostfalia Lern- und Innovationsfabrik OLIF
Tel. (05331) 939 46210
art.frost@ostfalia.de
Dipl.-Ing. Franz Haas
Zentrum für additive Fertigung (3D-Druck) ZaF
Tel. (05331) 939 45760
franz.haas@ostfalia.de