In einer aktuellen Veröffentlichung unseres Professors für Sozialraumorientierung für die Soziale Arbeit, Prof. Dr. Jörg Plöger, wird untersucht, wie sich die COVID-19-Pandemie auf benachteiligte soziale Gruppen auswirkt, indem sie durch die Linse von urban citizenship betrachtet wird. Diese wird als ein Produkt alltäglicher, lokalisierter Praktiken und rechtlicher Vereinbarungen konzeptualisiert. Sie stellt somit ein komplexes Zusammenspiel von rechtlichem Status und Möglichkeiten zur sozialen, wirtschaftlichen und politischen Teilhabe dar.
Die Studie basiert auf qualitativen Daten aus zwei deutschen Großstädten und konzentriert sich darauf, welche Auswirkungen die in Reaktion auf die Pandemie umgesetzten politischen Maßnahmen auf einkommensschwache Haushalte in Stadtvierteln mit einem hohen Anteil an Bewohnern mit Migrationsgeschichte haben.
Die Untersuchung hebt drei zentrale Erkenntnisse hervor:
Disproportionale Belastung
Haushalte mit bereits hohen sozioökonomischen Belastungen, wie beengten Wohnverhältnissen, Berufen, die sich nicht ins Homeoffice verlagern lassen oder geringen Möglichkeiten, ihre Kinder in schulischen Belangen zu unterstützen, waren von Maßnahmen wie Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen besonders stark betroffen.
Eingeschränkter Zugang zu Behörden
Der erschwerte Zugang zu für diese Gruppe wichtigen Verwaltungsdiensten verschärfte Unsicherheiten zum Beispiel in Bezug auf Aufenthaltsgenehmigungen und materielle Versorgung.
Verlagerung zu nicht-staatlichen Beratungsstellen
Die Pandemie verstärkte den Trend, dass Anliegen sozial benachteiligter Gruppen zunehmend von staatlichen Institutionen auf nicht-staatliche Beratungsstellen und Träger verlagert werden.
Die Studie zeigt, wie politische Maßnahmen bestehende Ungleichheiten verschärfen und betont die Notwendigkeit, die Resilienz und Unterstützungssysteme für gefährdete Gruppen zu stärken.
Die ganze peer-reviewte Studie von Manz & Plöger (2024) lesen Sie hier: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0264275124003858
Kontakt: Prof. Dr. Jörg Plöger, j.ploeger@ostfalia.de Foto: Jenko Sternberg