„Pragmatisch, direkt, uneitel und engagiert für die Sache“

  • 21.03.25 16:05
  • Nadine Zimmer
  •   Salzgitter Suderburg Wolfenbüttel / Am Exer Wolfenbüttel Wolfsburg

Prof. Dr. Rosemarie Karger verabschiedet sich nach elf Jahren als Ostfalia-Präsidentin in den Ruhestand.

Als Rosemarie Karger 2014 Hochschul-Präsidentin wurde, war sie an der Ostfalia die erste Frau in diesem Amt. Elf Jahre hat sie die Geschicke der Hochschule geleitet. Ende Februar dieses Jahres ist Karger in den Ruhestand getreten und wurde nun offiziell verabschiedet. In einem symbolischen Akt gab sie dabei den Staffelstab an die neue Präsidentin Prof. Dr. Julia Siegmüller weiter, die seit 1. März im Amt ist. Die Abschiedsfeier fand im Beisein von rund 150 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Hochschule am 21. März in der Aula der Ostfalia Hochschule in Wolfenbüttel statt – unter den Gästen auch Staatssekretär Prof. Dr. Joachim Schachtner, der für den kurzfristig verhinderten Niedersächsischen Wissenschaftsminister, Falko Mohrs, die besten Wünsche zum Ruhestand überbrachte.

02_Pressefoto_Staffelstabübergabe-Web Prof. Dr. Rosemarie Karger (rechts) übergab symbolisch den Staffelstab an die neue Präsidentin der Ostfalia Hochschule, Prof. Dr. Julia Siegmüller.

„Mehr als ein Jahrzehnt hat Professorin Rosemarie Karger als Präsidentin der Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel mit unermüdlichem Engagement die Ostfalia in ihrer Rolle als starker Motor der regionalen Entwicklung entscheidend geprägt. Die Ostfalia hat sich unter ihrer Leitung stets neuen und innovativen Angeboten geöffnet und – begleitet von einem guten Austausch mit der Region und Wirtschaftsunternehmen – das Studienangebot weiterentwickelt. Mit dem Ausbau der Forschungsinfrastruktur und der Forschungsfähigkeit waren wichtige Schritte zur Verbesserung des Wissens- und Technologietransfers in die Region gelungen. In ihrer Amtszeit konnten mit zahlreichen Neubauten und Sanierungsmaßnahmen Akzente in der Infrastruktur gesetzt werden. Professorin Rosemarie Karger war nicht nur eine treibende Kraft innerhalb der Hochschule, sondern auch eine wichtige Stimme in der Landeshochschulkonferenz. Ihr Engagement hat das Gewicht der Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Niedersachsen deutlich gestärkt. Ich danke für die langjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit und wünsche Professorin Rosemarie Karger für den Ruhestand alles Gute“, sagte Prof. Dr. Joachim Schachtner, Staatssekretär für Wissenschaft und Kultur.

01_Pressefoto_Abschied_Rosemarie_Karger_Beschnit-WEB (v.l.n.r.) Prof. Dr. Joachim Schachtner, Staatssekretär für Wissenschaft und Kultur, Prof. Dr. Rosemarie Karger, die nach elf Jahren als Ostfalia-Präsidentin in den Ruhestand tritt sowie Volker Küch, hauptamtlicher Vizepräsident für Personal und Finanzen.

29 Jahre hat Rosemarie Karger an der Hochschule gewirkt unter anderem als Professorin in der heutigen Fakultät Versorgungstechnik, als Dekanin derselben, dann lange Zeit als Vizepräsidentin für Forschung, Entwicklung und Technologietransfer, bevor sie das Präsidentinnen-Amt übernahm. „Ich war sehr gerne Präsidentin dieser wundervollen Hochschule und ich habe gerne – und mit viel Freude – meine Aufgaben erfüllt“, sagte Prof. Dr. Rosemarie Karger in ihrer Abschiedsrede, in der sie vor allem den Menschen dankte, die sie begleitet und unterstützt haben. Dass der letzte Wissenschaftsminister, mit dem sie während ihrer Amtszeit zu tun hatte, „ein Absolvent unseres Hauses ist, hat mich besonders gefreut und mit Stolz erfüllt“, sagte Karger. Neben vielen schönen Erlebnissen erwähnte Karger auch schwierige Herausforderungen wie die Corona-Pandemie. Da habe es auch schon einmal schlaflose Nächte gegeben. „Am Ende haben wir auch diese Herausforderung gut gemeistert. Wir haben unsere Problemlösefähigkeit unter Beweis gestellt, sehr gut zusammengehalten und viel kommuniziert. Und wieder einmal hat sich gezeigt, dass die Ostfalia auch in Krisenzeiten zusammensteht und das hat mich selbst in einer Pandemie noch das Positive sehen lassen.“

Volker Küch, der hauptamtliche Vizepräsident für Personal und Finanzen, betonte in seiner Abschiedsrede, dass Rosemarie Karger in ihrer Rolle als Präsidentin immer das Ziel verfolgt habe, „die unterschiedlichen Kompetenzen in der Hochschule so gut es ging einzubeziehen, Transparenz bei Entscheidungen herzustellen, um für möglichst viel Gerechtigkeit und Nachvollziehbarkeit zu sorgen.“ Einsame Entscheidungen zu treffen sei weniger ihr Ding gewesen. „ Das Präsidium, die Fakultäten und der Senat wurden vor wichtigen Entscheidungen möglichst immer mit einbezogenen, auch wenn das formal nicht immer nötig gewesen wäre“, so Volker Küch. In seiner Rede sprach er sie an, die vielen inhaltlichen Meilensteine, die in Kargers Amtszeit fielen: Seien es die guten Dinge, wie das vom Land Niedersachsen 2014 aufgelegte Fachhochschulentwicklungsprogramm und die damit genutzte Chance, die bisherigen Hochschulpaktmittel zu großen Teilen zu verstetigen. Damit konnte vielen Menschen an der Ostfalia ein festes Arbeitsverhältnis geboten werden. Oder auch der Ausbau der Forschung, das Einwerben der wichtigen Digitalisierungsprofessuren, der bundesweit ersten Radverkehrs-Professur am Campus Salzgitter und entscheidende bauliche Schritte wie die Neubauten der Fakultät Gesundheitswesen am Campus Wolfsburg, des Open Mobility Labs am Campus Wolfenbüttel oder des Instituts für nachhaltige Bewässerung und Wasserwirtschaft im ländlichen Raum am Campus Suderburg.

Und auch an ernsten Bewährungsproben mangelte es in der elfjährigen Amtszeit der Präsidentin nicht: Die Reform der W-Besoldung nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes wurde zu einer ersten großen Herausforderung, zumal das Leistungsbezügesystem in der Hochschule völlig neu aufgestellt werden musste. Und dann natürlich das Jahr 2020, das mit dem Beginn der Pandemie die Welt und auch die Ostfalia auf den Kopf stellte. „Mit Beginn des Jahres 2022 waren dann die ersten Silberstreifen am Horizont zu erkennen, Corona schien beherrschbar und das Schlimmste überstanden – dachten wir zumindest – doch leider kam es auch da anders“, so Küch. „Der Ukrainekrieg begann und damit auch die Energiekrise und all die weiteren Folgen.“ Angebote für Geflüchtete aus der Ukraine wurden erarbeitet, Kooperationen überdacht und die Baukosten in laufenden Projekten explodierten. In all dem habe Rosemarie Karger immer wieder etwas bewiesen, das ihr stets zugutegekommen ist: „ Dass Du als Person sehr nahbar und frei von Dünkel warst und bist – oder wie der Minister letztens sagte, ganz unprätentiös“, betonte Volker Küch in seiner Rede. „Liebe Rosemarie, die Ostfalia bedankt sich bei Dir für all das, was Du als Lehrbeauftragte, Professorin, Dekanin, Vizepräsidentin und Präsidentin seit 1996 für diese, Deine Ostfalia getan hast. Du hast Deine Spuren hinterlassen, und das wird Dir die Ostfalia nie vergessen.“

Der Hochschulratsvorsitzende Paul-Werner Huppert erwähnte die außerordentlich lange Zusammenarbeit, die ihn mit Rosemarie Karger verbindet. Er war bereits Vorsitzender des Hochschulrats, als Karger ab 2004 das Amt der Vizepräsidentin für Forschung, Entwicklung und Transfer übernahm. Zehn Jahre lang hatte sie dieses inne, bevor sie Präsidentin wurde. Er beschrieb Kargers Persönlichkeit als „pragmatisch, direkt, uneitel und engagiert für die Sache.“ Ihr Führungsstil habe immer aus „überzeugter und überzeugender Teamarbeit“ bestanden. „Deine Leistung kann nur mit summa cum laude benotet werden.“ Dass die Zusammenarbeit mit der Praxis immer wieder weiterentwickelt wurde, dass Neues ausprobiert und dafür Ressourcen freigemacht wurden, sei nicht ausschließlich, aber auch das Verdienst einer guten Hochschulleitung, so Huppert. „Eine Hochschule zu haben, die es für sich als selbstverständliche Aufgabe begreift, als Motor zur Entwicklung der Region beizutragen, das ist viel wert und das weiß man auch in der Region.“

03_Pressefoto_Abschied_Rosemarie_Karger-2_WEB Die Abschiedsfeier fand im Beisein von rund 150 Gästen aus Politik, Wirtschaft statt.

Text und Fotos: Nadine Zimmer 

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