Auch an der Ostfalia Hochschule tauscht aktuell ein Großteil der Beschäftigten das Büro oder den Hörsaal gegen den heimischen Schreibtisch und übt seine Tätigkeit von zu Hause aus. Um Kontakte zu reduzieren und die Raumnutzung vor Ort zu minimieren, sind alle Beschäftigten angehalten, im Home-Office zu arbeiten, wenn nicht zwingende betriebsbedingte Gründe entgegenstehen. Durch diese neue Kombination von Lebens- und Arbeitsort stellen sich vielfältige Fragen: Wie organisiere ich einen produktiven und gesunden Arbeitsalltag? Welche technischen Voraussetzungen sind zu beachten? Und wie gelingt mir die Balance zwischen Berufs- und Privatleben? Einige Hochschulangehörige berichten von ihren Erfahrungen und verraten ihre ganz persönlichen Tipps für ein erfolgreiches Arbeiten im Home-Office.
Durch die Corona-Pandemie sind an der Ostfalia Hochschule viele Mitarbeiter*innen ins Home-Office gewechselt. Das Rechenzentrum der Hochschule musste aus diesem Grund in kurzer Zeit zahlreiche technische Vorkehrungen treffen. „Die größten Probleme lagen im Daten-Netzwerk der Hochschule. Über die letzten 12 Monate wurde die Bandbreite ins Internet von 4 auf 7,5 Gigabit erhöht, die Firewall zum Internet und der gesamte Netzwerk-Kern des Hochschuldatennetzes getauscht, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden“, berichtet Dr. Thorsten Ludewig, Leiter des Rechenzentrums. „Um möglichst gleichwertig den Arbeitsplatz aus der Hochschule nach Hause zu liefern, musste die Virtuelle Desktop Infrastruktur erweitert und aktualisiert werden. Auch die Zugänge über das Virtual Private Network, kurz VPN, wurden überarbeitet und erweitert“, so Ludewig.
Neben der IT-Infrastruktur und den technischen Voraussetzungen sind im Home-Office auch ein gutes Selbstmanagement und neue Formen der Arbeitsorganisation von großer Bedeutung. Die Lerncoaches der Ostfalia beschäftigen sich in ihrer täglichen Arbeit mit zentralen Herausforderungen und Veränderungen in der Corona-Pandemie. „Im Home-Office zu arbeiten, verlangt ein gutes Selbstmanagement. Dazu gehört es, sich regelmäßig einen Überblick zu verschaffen, welche Tätigkeiten und Aufgaben anstehen. Habe ich diesen Überblick, kann ich meine Arbeitswoche und die einzelnen Arbeitstage konkreter planen und mir Ziele setzen“, schildert Diplom-Psychologin Henrike Richter, Lerncoach an der Fakultät Wirtschaft. Durch die fehlende Trennung von Arbeits- und Privatleben wird die Motivation zum zentralen Faktor im Arbeitsalltag: „Das Abarbeiten von Zielen kann uns sehr motivieren. Beschreiben wir unser Vorhaben möglichst präzise, gewinnen wir eine klarere Vorstellung von dem, worauf wir hinarbeiten und wie wir am besten vorgehen. Je kleiner die Ziele und Arbeitspakete sind, die ich mir schnüre, desto häufiger kann ich mich über die Erfüllung und das Vorankommen freuen“, erklärt Richter weiter. Da in der aktuellen Zeit alles an einem Ort stattfindet, müssen sich Beschäftigte um eine gesunde Balance zwischen Beruflichem und Privaten bemühen. „Die Kunst besteht auch hier darin, sich regelmäßig ‒ vor allem bei den sich häufig verändernden Rahmenbedingungen in Bezug auf die Kinderbetreuung ‒ einen Überblick über die Anforderungen aller Lebensbereiche zu verschaffen. Gerade für Familien ist eine bewusste und für alle gerechte Verteilung der beruflichen und privaten Aufgaben entscheidend. Wir laufen hier einen Marathon. Wir sollten im Blick behalten, wie wir unsere Batterien regelmäßig wieder aufladen können, wann Ruhepausen möglich sind und an welchen Stellen wir besonders viel Energie verlieren“, so Richter.
Feste Arbeitsroutinen und zugleich Möglichkeiten, die eigenen Batterien wieder aufzuladen – zum Home-Office gehört auch eine gesunde Pausen- und Freizeitgestaltung. „Es ist hilfreich, wenn die Hochschulangehörigen möglichst viele kurze Pausen in ihren Arbeitsalltag integrieren. Am besten sollte man aufstehen, den Arbeitsplatz verlassen, sich bewegen und aktiv durchatmen“, rät Christina Hadler, Leiterin des Hochschulsports der Ostfalia. Auch stehen den Beschäftigten unterschiedliche Online-Angebote seitens des Hochschulsports zur Verfügungen: „Der Hochschulsport bietet aktuell eine Auswahl an Online-Kursen an. Darunter befinden sich auch unsere Gesundheitsförderungskurse (BGF), welche von Mitarbeitenden kostenfrei genutzt werden können. Besonders der BGF-Pausenexpress eignet sich, um mit leichten Bewegungs- und Entspannungsübungen den Arbeitstag aufzulockern“, so Hadler. Außerdem sollten Beschäftigte auch im Home-Office darauf achten, ihren Arbeitsplatz gesund und ergonomisch einzurichten. „Neben einer geregelten Struktur ist die Ergonomie ebenso wichtig für einen gesunden Arbeitsplatz. Oftmals lässt sich dieser nicht so optimal gestalten wie im Büro, aber einige Dinge lassen sich auch zu Hause umsetzen“, sagt Theresa Sprenger, Fachkraft für Arbeitssicherheit an der Ostfalia Hochschule. „Zunächst einmal ist zu beachten, dass der Arbeitsplatz ausreichend groß und gut ausgeleuchtet ist. Blendungen lassen sich vermeiden, wenn der Bildschirm oder der Laptop senkrecht zum Fenster steht. Eine Faustregel gilt auch für die richtige Sitzhaltung zu Hause: Die Füße sind beide flach auf dem Boden abgestellt, die Hüft- und Kniegelenke sowie die Ellenbogen circa 90 Grad gebeugt und der Bildschirm so aufgestellt, dass die oberste Bildschirmzeile leicht unterhalb der Sehachse steht.“
In jedem Fall stellt das Arbeiten im Home-Office einen Balanceakt zwischen der Arbeits- und Lebenswelt dar. Besonders die Vereinbarkeit mit Kinderbetreuung und Home-Schooling wird für viele Hochschulangehörige zur Belastungsprobe. „Die größte Herausforderung für mich ist die Doppelbelastung von Arbeit und Kind. Meine Tochter wird bald 2 Jahre alt. Sie beschäftigt sich leider noch nicht besonders viel alleine ‒ höchstens mal zehn Minuten, die ich dann intensiv nutzen kann. Ansonsten sitzt meine Tochter meistens bei mir auf dem Schoß, während ich arbeite. Es wird gekuschelt und wir schauen nebenbei Tier-Dokus oder lesen mal ein Buch“, erzählt Katja Lüdemann, Mitarbeiterin im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Studierendenmarketing an der Fakultät Handel und Soziale Arbeit. Für das Familienleben sieht sie aber auch Vorteile: „Eine gewisse Zeitersparnis ist nicht von der Hand zu weisen. Wir können morgens etwas länger schlafen, da die Wege zur Hochschule entfallen. Und auch unser Hund genießt die Zeit, die ich mehr zu Hause bin und holt sich seine Streicheleinheiten ab“, sagt Lüdemann. Ähnliche Herausforderungen und Vorteile beschreibt auch Prof. Dr. Markus Wallner von der Fakultät Bau-Wasser-Boden, dessen virtuelle Vorlesungen und Seminare ebenfalls in den eigenen vier Wänden stattfinden: „Das Private verschwimmt manchmal zu stark mit der Arbeit. Auch der ständige Geräuschpegel durch die Kinder im Hintergrund lenkt hier und da ab. Gleichzeitig spare ich mir viel Fahrzeit und kann virtuell an verschiedenen Terminen und Besprechungen teilnehmen. Auch, dass ich morgens, mittags und abends mit der Familie an einem Tisch sitzen kann, wenn auch manchmal nur kurz, ist eine schöne und neue Erfahrung.“
Beim Arbeiten im Home-Office begegnet man den Kolleg*innen und Studierenden häufig nicht mehr persönlich vor Ort, sondern kommuniziert und trifft sich auf virtuellem Wege. Videokonferenzen, Online-Sprechstunden und virtuelle Vorlesungsformate gehören zum neuen Alltag. Welche Erfahrungen machen Beschäftigte mit dieser virtuellen Kommunikation? „Meistens kommuniziere ich über E-Mail und am liebsten über unser Videosystem BigBlueButton“, sagt Katja Lüdemann. „Einfach, weil man sich mal wieder sieht und es auch für einen kleinen Schnack reicht. Man kann sich mit mehreren Personen einloggen und es ist sehr viel ungezwungener.“ Bei allen technischen Möglichkeiten des Home-Offices freuen sich trotzdem alle Hochschulangehörigen wieder auf Begegnungen und Gespräche in Büros, Fluren und Hörsälen der Ostfalia.
Für Hund Rocky hat das Home-Office auch viele Vorteile: Er genießt seine Zeit mit Frauchen Katja Lüdemann.
Text: Jana Schöppler
Foto: Katja Lüdemann