Bachelorarbeit in Finnland
Hallo zusammen,
wir sind Nils-Peter Töpfer und Karola Tabea Isensee und wollen euch von unserer Reise und unseren Erfahrungen nach und in Finnland berichten. Nachdem uns schon lange der Gedanke verfolgt hat, ein Semester im Ausland zu verbringen, haben wir nun das Glück unsere Bachelorarbeit in Helsinki schreiben zu dürfen. In diesem kleinen Blog wollen wir unsere Eindrücke und Erfahrungen mit euch teilen.
Vielleicht gibt es zwischen den Lesern ja den ein oder anderen Interessenten, der gerne ins Ausland oder vielleicht sogar nach Nordeuropa gehen möchte. Dafür hoffen wir, dass wir euch vielleicht durch unsere Berichterstattung ein paar Tipps mitgeben können.
Als erstes, die Vorbereitung … und um gleich einen Tipp loswerden zu können…
Tipp #1: Fangt so früh wie möglich mit eurer Vorbereitung an und bereit euch auf viel Schreibarbeit vor!
Nachdem wir uns entschlossen hatten nach Finnland zu gehen, trennten uns von unserem Ziel nur noch 1285 km und ein Stapel Formulare. Wir begannen gut ein halbes Jahr bevor wir auf die Reise gingen, uns auf diese vor zu bereiten, dazu musste zuerst ERASMUS, Auslands-BAFöG und das Aufenthaltsstipendium beantragt werden. Dies erfordert etwas Vorlauf und auch wenn es nervt, es tut gut, wenn die Formulare vom Tisch sind und man sich auf die eigentliche Reise vorbereiten kann.
Als nächstes wurden die Flüge gebucht, um nun noch die o.g. Distanz zu überwinden.
Auf geht´s…
Nach den üblichen Reisevorbereitungen, Koffer packen, Koffer wiegen, Koffer umpacken und Koffer erneut wiegen, abgeschlossen waren, traten wir unsere Reise am 16.08.2016 von Braunschweig über Berlin nach Helsinki an. Nach einem kurzen Flug, ca. 1:55 h, landeten wir erstaunlich weich auf finnischen Boden. Wir verließen das Flugzeug und betraten einen mit Menschen gefüllten Flughafen Terminal und doch war etwas ganz anders, es lag eine fast schon unheimliche Stille in der Luft. Nachdem sich unsere Ohren an die fehlende Geräuschkulisse gewöhnt und wir unsere Koffer vom Band genommen hatten, holte uns netterweise eine in Helsinki lebende Freundin (selbst Finnin) mit dem Auto ab. Außerdem wurden wir mit grauen Himmel und Regen begrüßt, aber damit hatten wir gerechnet.
Am nächsten Morgen ging es dann an unsere Gasthochschule, die Arcada University of Applied Sciences. Wir hatten das Glück, dass die Bushaltestelle direkt vor unserer temporären Unterkunft lag und somit die Anfahrt zur Arcada ein leichtes wurde. Bei der ersten Busfahrt viel uns ein entscheidendes Detail auf: Um in Finnland einen Bus betreten zu können, muss man dies vorher dem heranfahrenden Busfahrer durch das Heraustrecken des Armes signalisieren. Andernfalls nimmt man höchstens den Zu-Fuß-Bus. Nachdem uns die Stille am Flughafen schon so beeindruckt hatte, erfüllten die Finnen ihr Klischee, im öffentlichen Raum sehr wortkarg zu sein, voll und ganz und wir konnten eine ruhige 20-minütige Busfahrt genießen.
Tipp #2: Will man nicht zu Fuß gehen müssen, immer schön dem Busfahrer winken.
Als wir an der Arcada ankamen, wurden wir herzlich von unserem Betreuer Jonny Karlsson empfangen. Dieser zeigte uns gleich unsere extra für uns reservierten Arbeitsplätze und wir steckten in einem kurzen Gespräch den groben Rahmen der Bachelorarbeit ab.
Sonnencreme in Finnland
Wenn in Finnland etwas teuer ist dann sind dies zwei Dinge, Alkohol und Sonnencreme. Man sollte auch denken, dass man hier oben ganz ohne diese Dinge auskommt, doch während der ersten Tage wurden wir doch des besseren belehrt.
Nachdem wir uns an einem wolkigen Morgen auf zu einer Sightseeing-Tour machten, um die Insel Suomenlinna zu besuchen, riss der Himmle über uns auf und auf einmal herrschte herrlichstes Sommerwetter, wir freuten uns natürlich darüber, doch als wir am Abend rot wie die Krebse nach Hause kamen wich die Freude über das gute Wetter schnell dem schmerzenden Nacken. Um erneuten Qualen zu entgehen, suchten wir am nächsten Tag den nächst gelegen Supermarkt auf, um uns mit Sonnencreme zu versorgen. Wir staunten nicht schlecht, als wir diese fanden, da sich die Preisspanne von 6 € bis 25 € erstreckte, der Durchschnittspreis lag hier bei 14 € - 15 €. Da wir aber keine Sonnencreme eingepackt hatten, mussten wir dieses Lehrgeld investieren.
Tipp #3: Entweder eine wenig Sonnencreme mit einpacken oder doch 15 € extra einplanen.
Bachelorarbeit in Finnland
N ach dem Anfangstreffen mit unserem finnischen Professor gab es gleich mehrere weitere Treffen, in denen wir immer mehr das Thema unserer Bachelorarbeiten absteckten. Und schnell merkten wir, dass wir in guten Händen sind und bei Fragen oder Unklarheiten uns immer melden können.
Nun haben wir mittlerweile eine Aufgabe bekommen, wir sollen den ersten Übung für Computer Vision gestalten und die Theorie dazu ausarbeiten. Die Studierenden werden in der ersten Übung sich in die von uns geschriebene Theorie zu analogen und digitalen Bildern einlesen und dann ihr gewonnenes Wissen anwenden. Dafür werden unter anderem die Bilder in die Rot, Grün und Blau Komponente zerlegt und anschließend manipuliert.
Regen in Finnland
Als wir uns für den Tag vorbereiteten, hatten wir uns vorher die Wettervorhersage angeschaut und es hieß es käme Regen. Nach unserem Empfinden sah es maximal nach einem kleinen Schauer aus. Also zogen wir trotzdem nur unsere normalen Klamotten an und hofften, dass wir zu dem Zeitpunkt nicht draußen waren. Leider hatten wir, nachdem wir von der Arcada nach Hause gegangen sind, nicht gleich eingekauft und mussten schließlich los und dies nachholen. Als wir kurz aus unserem Fenster schauten, nieselte es ein wenig. Unten angekommen ahnten wir nicht, was uns bevorstünde.
Anfangs ging es noch, aber je weiter wir uns dem trockenem zu Hause entfernten, desto mehr wurde der Regen. Kurz vor dem Einkaufsladen waren wir also komplett nass. Wir dachten uns aber, dass mehrere dieses Missgeschick begangen haben und auch nass sind, aber Pustekuchen. Alle anderen waren trocken bzw. hatten etwas nasse Haare. Deren Geheimnis, lange Regenjacken und Gummistiefel. Zuerst dachten wir, dass die Gummistiefel etwas übertrieben waren, denn unsere Schuhe hatten es auf dem Hinweg durchgehalten. Aber schon auf dem Rückweg wurden wir eines Besseren belehrt. Auf den Straßen waren nun sehr große „Seen“ und an den Straßenrändern floss nur so das Wasser zum nächsten Abflussdeckel. Da die Fußgängerübergänge und eigentlich alle Fußgängerwege auch große Seen hatten, durften wir mit unseren definitiv nicht wasserfesten Schuhen dadurch und uns auf den Heimweg machen. Schon nach kurzer Zeit sehnten wir uns nach ein paar Gummistiefel.
Tipp #4: Wenn es in Finnland regnen soll, dann zieht wirklich Gummistiefel und Regenjacke an!
Wäsche waschen
Wenn einer von euch mal auf den Genuss kommt und in Finnland ein Auslandssemester macht und bei HOAS als Unterkunftssteller landet, so macht euch darauf gefasst, dass die Regeln für die Benutzung der Waschmaschinen einfach NIE eingehalten werden. Das tolle System ist eigentlich, dass man sich eine Waschmaschine bucht, dann zu der gebuchten Zeit seine Wäsche reinpackt und wäscht. Da sich aber einige Spezialisten an diese Regel nicht halten können, stehst du also im Normalfall mit deiner dreckigen Wäsche vor einer vollen Waschmaschine, die gerade wäscht. Und kannst es wann anders nochmal probieren.
Ein anderes Phänomen ist, wenn du es geschafft hast deine Wäsche zu waschen und sie aus der Waschmaschine holen willst, aber sie dort nicht findest und sie erst nach verzweifeln in einem Trockner findest, weil jemand anderes die Waschmaschine wollte und deine reservierte Zeit nicht einhält.
Tipp #5: Erst die Waschmaschine reservieren, wenn du deine Wäsche reinpackst.
Familienbesuch
Ein großer Vorteil an einem Auslandssemester innerhalb Europas ist, dass man relativ unkompliziert von seiner Familie besucht werden kann. So war es nun auch bei uns an der Zeit besucht zu werden! In der letzten Woche kamen uns gleich unsere beiden Familien zu Besuch und wir konnten Ihnen ein tolles Programm bieten. Am Anfang der Woche, die leider viel zu kurz war, hatten wir gemeinsam die Möglichkeit uns ein Eishockey-Spiel aus der ersten Reihe anzuschauen. Unsere Plätze befanden sich dabei direkt hinter einem der Tore, was sicherlich nicht die Plätze sind, die wir empfehlen können, wenn man gerne einen Überblick über das Spielfeld haben will, allerdings sind dies wohl die actionreichsten Plätze, die man bekommen kann. Man erlebt jeden Banden-Check hautnah mit.
Als Kontrastprogramm bot sich dann am Samstag ein Besuch auf der Freilichtmuseums-Insel Seurasaari an, besser bekannt als Eichhörnchen Insel, hier kann man die örtliche Tierwelt, aber auch sämtliche alte Gebäude begutachten und mit ganz viel Glück auch ein paar Eichhörnchen streicheln.
Eine frische Brise holten wir uns dann am Sonntag, bei der Überfahrt nach Tallinn, der Hauptstadt von Estland. Auch wenn Helsinki und Tallinn gerne als die beiden baltischen Schwestern bezeichnet werden, so können diese doch kaum unterschiedlicher sein. Tallinn bietet mit seiner gut erhaltenen Altstadt ein optimales Ausflugziel, mit vielen schönen Fotomotiven in kleinen versteckten Gassen und vielen verschiedenen Kirchen. Dass die beiden Hauptstädte doch zu einer Familie gehören, beweist der Fakt, dass jeden Monat bis zu 400.000 Menschen zwischen den beiden Städten hin- und herpendeln.
Alles in allem hatten wir alle eine tolle, etwas zu kurze Woche und konnten vieles neues erkunden bzw. unsere Helsinki / Finnisch Kenntnisse weitergeben.
Tipp #6: Wer schnell seine Familie oder Freunde vermisst, kann innerhalb Europas ein Auslandssemester machen und Besuch bekommen.
Russland
Nachdem wir von ein paar Studenten erfahren haben, dass es geplante Reisen nach Russland gibt, entschlossen wir uns eine dieser Reisen anzutreten. Wie wir im vornherein merkten, gab es ein straffes Programm.
Die Reiseziele waren dabei Sankt Petersburg, Novgorod und Moskau.
Die Hinreise nach Sankt Petersburg erfolgte per Schiff über Nacht. Und tatsächlich brauchten wir mehr als nur die Nacht um anzukommen. Nach dem 3 stündigen Warten um kontrolliert zu werden, konnten wir die geplante kleine Stadtrundfahrt genießen. Unser Tourguide erzählte uns viele interessante historische Fakten auf eine witzige Art und Weise.
In St. Petersburg, so erfuhren wir, gibt es mehr als 600 Paläste und 300 Brücken, weshalb die Einwohner es liebevoll "Venedig des Nordens " nennen und sehr stolz drauf sind. In dieser wundervollen Stadt besuchten wir die nächsten Tage noch einige Museen und hatten auch die Möglichkeit die Stadt vom Wasser aus zu betrachten
Mit dem Bus ging es paar Tage später Richtung Moskau mit dem kurzen Stopp in Novgorod. Dort erfuhren wir, dass dieses damalige Dorf alles aus Holz baute und viele Brände hinter sich hatte. Die damalige Regierung verbot es allerdings Häuser aus Stein zubauen, die einzige Ausnahme waren Kirchen. Diese boten genug Schutz bei Bränden und Angriffen. Darum findet man in vielen Teilen der Stadt mindestens eine Kirche in jeder Straße. Nach der Besichtigung und einem Snack brachen wir wieder auf Richtung Moskau. Insgesamt brauchten wir 12 Stunden reine Fahrzeit von St. Petersburg nach Moskau. Dabei legten wir, abgesehen von Novgorod, nur eine richtige Pause ein.
Nachdem wir mitten in der Nacht in Moskau angekommen waren verbrachten wir die nächsten zwei Tage in dieser mächtigen Stadt. Neben dem roten Platz und dem Kreml besuchten wir auch die berühmte Moskauer U-Bahn.
Nachdem wir bei diesem kurzen Aufenthalt viele neue Leute kennenlernen konnten und Eindrücke gesammelt haben, konnten wir diese auf der Rücktour nach Helsinki verarbeiten. Die Rückreise traten wir wieder mit dem Bus an. Diesmal ging es über Nacht von Moskau nach St. Petersburg und nach einem kurzen Stopp von 4 Stunden weiter nach Helsinki. So waren wir nach 24 Stunden wieder zurück in Helsinki.
Tipp #7: Wenn ihr ein Auslandssemester in der EU absolviert, benutzt das ESN (Erasmus Student Network) dazu um viele interessante Dinge, Länder und Leute kennenzulernen.
Back to work
Neben den ganzen Besuchen und Ausflügen mussten wir ein wenig Zeit Management betreiben, um effektiv an unserer Bachelorarbeit weiter arbeiten zu können. Grade diese Woche konnten wir den zweiten Teil unserer Arbeit, einen Übungs- und Theorieteil zum Thema "Edge Detection" fertigstellen. Hierbei werden die Studierenden langsam an den üblichen Workflow vom Computer Vision Algorithmen herangeführt. Sowohl Übung als auch Theorie beschäftigten sich zu nächst mit der Rauschreduktion mittels Korrelationsfilter. Da sich die Studierenden mit der Operation der Korrelation zunächst vertraut machen müssen, wurde dieses Thema besonders tiefgehend in der Theorie erläutert. Nachdem das nötige Preprocessing für die „Edge Detection“ abgeschlossen ist, werden verschiedene Methoden vorgestellt, wie man eine Kante in einem Bild detektieren kann. Hierbei wird das im ersten Teil der Arbeit vorgestellten Konzept, dass ein Bild als eine mehrdimensionale Funktion betrachtet werden kann, zurückgegriffen. Alles im allen hatten wir auch bei diesem Teil die Möglichkeit viel für uns selbst zu lernen und viel Spaß daran unser neugewonnenes wissen in Übungen und Skripte für die Studierenden zu verpacken.
Lane Marking Detection
Nachdem der zweite Teil der Übungen erfolgreich abgeschlossen war, galt es ein neues Interessantes Übungsprojekt für die Studierenden zu finden. Nach einem kurzen gemeinsamen Brainstorming kamen wir auf die Idee einen sehr simplen Lane Marking Detection Algorithm von den Studierenden entwickeln zulassen. Dieser basiert dabei lediglich auf der Analyse des Edge-Bildes mittels der Hough-Transformation. Die Hough-Transformation überführt dabei die gefundenen Kantenpixel in einen s.g. Accumulator. Dabei stimmt jeder Pixel für eine Position im Accumulator ab. Da Pixel die eine Linie bilden dieselbe Position in der Accumulator Matrix aufweisen, gewinnt man durch das Finden der Maxima die Information wo sich Linien im Eingangsbild befinden.
Um unsere Aufgabe so realitätsnah wie möglich zu gestalten, durchsuchten wir das Internet nach brauchbaren Videomaterial, leider erfolglos. Also galt es sich selber die Hände „schmutzig“ zu machen, wir fragten unsere finnischen Freunde, ob sie sich lieberweise für eine solche Videofahrt bereitstehen würden. Bereits am nächsten Tag hatten wir die Möglichkeit das Video aufzunehmen. Wir spannten ein GoPro auf die Motorhaube und fuhren ca. 1.5 Stunden durch Helsinki und die nähere Umgebung.
An dieser Stelle wollen wir uns noch bei unserer finnischen Freundin Susanna Syrjälä für die Aufzeichnungsfahrt bedanken.
Tipp #8: Es ist immer gut jemanden mit einem Auto zu kennen, auch wenn der Grund warum man es braucht eher untypisch ist.
Als nächstes galt es den Algorithmus selber zu entwickeln, als verbrachten wir die nächsten 3 Tage mit der Implementierung des Algorithmus in MATLAB. Ein Teil des Ergebnisses ist in der Abbildung dargestellt. Der Algorithmus ist in der Lage flüssig Fahrbahnmarkierungen mit 25-30 fps zu erkennen.
Lange Dunkelheit
Nach der Zeitumstellung dachten wir, dass es man auch hier mehr hellere Zeit miterlebt. Dies ist aber recht schwer, wenn es morgens bis 8:00 dunkel ist und abends ab 17:00 wieder dunkel wird. Mit der Zeit haben wir uns aber daran gewöhnt, dass man losfährt im Dunkeln und man nach Hause kommt im Dunkeln und nur die Straßenlichter einem helfen, etwas zu erkennen. Ein weiteres Feature unserer Wohnung half uns schon ab dem Einzug, dass wir uns schneller an die dunklere Zeit gewöhnen können. Und dies ist unser großes Licht im Wohn-/Schlafzimmer funktioniert nicht. Auch nach dem wir Bescheid gegeben hatten, dass dieses nicht mehr funktioniert, durften wir über einen Monat warten, bis wir einen Zettel bekamen, dass der Elektriker des Hauses kommen sollte. Nach dem Tag, wo er da gewesen ist wollten wir mit voller Vorfreude das neue Licht austesten und …. es funktioniert nicht. Somit haben wir uns schon abgefunden die ganze Wohndauer kein richtiges Licht zu haben und uns somit an die Dunkelheit zu gewöhnen.
Tipp #9: Man gewöhnt sich besser an die Dunkelheit, wenn das Zimmer auch nicht so hell beleuchtet wird.
Schnee … überall liegt Schnee!
Als wir hörten, dass es anfangen zu schneien, waren wir etwas erstaunt darüber, aber freuten uns sogleich. Leider waren wir zu Beginn des Schnees am Arbeiten und konnten erst am Abend des ersten Schneefalls begutachten wie viel davon denn übergeblieben ist. Erstaunlicherweise lagen bereits 10-20 cm Schnee und es waren Grade um -5°. Die kompletten Straßen hatten schon eine dicke Eisschicht drunter und sah so aus als hätte es bereits eine Woche geschneit. Geschockt aber auch glücklich über den Schnee stapften wir nach Hause und bemerkten, dass die Bewohner hier sehr gut mit den zugeschneiten Straßen klarkamen, ganz davon abgesehen, dass sie Spikes an den Winterreifen Pflicht sind. Eine weitere gute Idee der Finnen ist, dass in der Innenstadt manche großen Plätze sowie Straßen Bodenheizung haben, oder vor diversen Türen auch. Dies hilft ungemein, lässt aber erstmal nicht wissende stutzen, warum ein Platz komplett frei von Schnee ist und keine riesen Schneeberge daneben zu finden sind.
Tipp #10: Dicke Winterschuhe mit viel Gripp und warme Klamotten einpacken, wenn ihr in Finnland euer Auslandssemester macht.
Der finnische Unabhängigkeitstag
Am 6. Dezember feiert Finnland nicht nur den Nikolaus, sondern auch seine Unabhängigkeit. Dabei gibt es viele verschiedene Bräuche und Feiern in und um Helsinki. Wir verbrachten den Tag mit unseren finnischen Freunden und bekamen so einen Blick hinter die Kulissen, wie die Finnen ihre Unabhängigkeit feiern. Der offiziellste Teil der Feiern ist dabei wohl der Empfang durch den Präsidenten und deren Gattin, dabei wird ca. 3 Stunden live im Fernsehen übertragen, wie die High Society über die Türschwelle des Präsidentenpalastes tritt und dem Präsidenten und seiner Gattin die Hand schüttelt. Die Zahl der geladenen Gäste aus Politik, Gesellschaft, Sport und Kultur schwankt zwischen 1600 und 2000, so dass es nicht jedes Jahr 3 Stunden dauert. Als finnischer Student feiert man den Unabhängigkeitstag in Helsinki durch Teilnahme an einem Fackelzug quer durch die Stadt. Hierbei werden Fahnen geschwenkt und Lieder gesungen. Da es sich bei diesem Tag um einen nationalen Feiertag handelt, wird an fast jedem Haus eine große finnische Flagge gehisst. Eine weitere Besonderheit ist das Anzünden von zwei blau-weißen Kerzen im Fensterbrett, leider konnten wir nicht erfahren warum es genau zwei Kerzen sind. Die Tradition geht wohl aber darauf zurück, dass während der Zeit als Finnland noch zum schwedischen Reich gehörte an königlichen Feiertagen stets zwei Kerzen angezündet wurden, dieser Brauch hielt sich ebenso unter der russischen Herrschaft, bis heute.
Tipp #11: Wer diese Feier hautnah miterleben möchte, sollte sich den 6. Dezember für nächstes Jahr vormerken, wenn Finnland 100 Jahre Unabhängigkeit feiert.
Schwimmen
Die Finnen sind, wie uns mittlerweile bewusst wurde, sehr gute Sprengmeister und bauen vieles unter Tage. So gibt es nicht nur viele unterirdische Verbindungen zwischen großen Kaufhäusern, sondern auch ein Schwimmbad unter der Erde. Da wir dies sehr faszinierend fanden, haben wir uns aufgemacht um dieses Schwimmbad zu finden. Der Eingang ist sehr unspektakulär an einem Hügel. Gleich wenn man Eintritt geht es erstmal tiefer in die Erde und man sieht erste Becken. Angekommen konnten wir die Baukunst bestaunen und endlich ins Wasser gehen.
Aber das Schwimmbad eignet sich nicht nur zum Schwimmen, sondern kann zu einem Schutzbunker umfunktioniert werden, sodass 3800 Menschen Schutz suchen können.
Tipp #12: Immer ein paar Schwimmsachen dabei zu haben, macht sich bezahlt, auch bei minus graden!
Weihnachtsfeier und Lebkuchenhaus
Leider gibt es momentan in Helsinki wenig bis kaum Schnee. Jedoch ist auch hier seit Ende November die Adventszeit eingetroffen und viele weihnachtliche Beleuchtungen schmücken die Stadt. Da wir über Weihnachten wieder in Deutschland sind und mit unseren Familien beisammen sein wollen, haben unsere finnischen Freunde für uns eine kleine Weihnachtsfeier gemacht mit den typischen finnischen Weihnachtsgerichten und einem wunderschönen Lebkuchenhaus.
Zu essen gab es Weihnachtsschinken (Joulukinkku), Karotten-, Kartoffel- und Leberauflauf. Als Nachtisch gab es neben dem Lebkuchenhaus einen Blätterteigstern mit Pflaumenmus.
Wir wünschen euch allen Frohe Weihnachten und eine stressfreie Zeit!
Tipp #13: Wer gerne andere weihnachtliche Traditionen kennen lernen will, sollte über einen Aufenthalt in Finnland nachdenken, denn schließlich gibt es in Lappland das Weihnachtsmanndorf!
Zurück in Finnland und mit Vollgas Richtung Bachelor
Nach einer längeren Weihnachtspause melden wir uns aus Finnland zurück! Wir sind auf der Zielgraden unseres Studiums mit all ihren kleinen Hürden angekommen und haben alle Hände voll zu tun unsere Bachelorarbeit fertig zu schreiben. Der Termin für unsere Präsentation, der 17.02.2017, sitzt uns dabei im Nacken, aber dies hilft uns am Ball zu bleiben und nicht nur Finnlands Winterlandschaft zu genießen. Jeder der bisher gedacht hat Finnland ist bitter kalt im Winter, dem sei gesagt, dass dies sicherlich für die nördlicheren Teile zutrifft, aber hier in Helsinki sind die Temperaturen leider nur so tief gesunken, wie in Deutschland. Vielleicht hatten wir aber nur Glück, oder Pech (wie man es halt sieht) und haben das falsche Jahr erwischt.
Abschluss unseres Auslandssemesters
Mit der Präsentation unserer Bachelorarbeit am Freitag den 17. Februar endete unsere Arbeit an der Arcada und am darauffolgenden Montag traten wir unsere Rückreise an. Durch unseren Auslandsaufenthalt haben wir viele nette Leute aus allen Ländern der Welt kenngelernt, von denen wir uns nun vorerst verabschieden mussten. Die Tatsache, dass man die Personen später sicherlich besuchen würde und somit einige Abenteuer vor sich hat, machte den Abschied nur ein wenig leichter. Neben den Leuten und neuen Kulturen, können wir nun auf wahnsinnig viele tolle Momente zurückschauen, ob nun an die tanzenden Nordlichter über unseren Köpfen, dem emsigen Treiben auf dem Roten Platz in Moskau oder das Gefühl und die Aussicht am Strand von Bugøynes auf die Barentssee. So lässt sich sagen, dass uns dieser Trip nicht nur fachlich weitergebracht hat, sondern hier Erinnerungen gewonnen hat, an die man sein ganzes Leben zurückdenken wird.
Abschließend möchten wir uns noch bei allen Leuten bedanken, die uns bei der Organisation und Durchführung dieser Lebenserfahrung unterstützt und gefördert haben. Wir hoffen, dass euch unser kleines Abenteuer motiviert selber die Flügel auszustrecken und die kleine weite Welt unsicher zu machen.