SmartHome Forensics - Grundlagen und Perspektiven
Unter dem Begriff SmartHome tummeln sich unterschiedlichste Technologien, die das eigene Zuhause „ intelligenter“ erscheinen lassen und den häuslichen Alltag unterstützen sollen. Die hier aufgeführten Beispiele sind nur eine kleine Auswahl:
- Heizungsthermostate, die auf Basis von Ist- und Sollwert die Raumtemperatur regeln; ggf. unterstützt durch weitere Sensoren, die z.B. geöffnete Fenster erkennen.
- Bewegungs- bzw. Präsenzmelder, die aufgrund der erkannten Anwesenheit, Licht. Temperatur und Lüftung steuern.
- Leuchtmittel, die sich über das Smartphone steuern lassen und bspw. auch in Helligkeit und Farbe geregelt werden können.
- Staubsaugerroboter, die selbständig den Raum erkunden und entweder manuell oder automatisch gestartet werden.
- Geräte mit Spracheingabe, die es erlauben, bestimmte Funktionen (Licht, Rollläden, Musik, ...) zu steuern.
- Sicherheitstechnik wie Glasbruchmelder, Kameras, Türkontakte, ...
All diese Geräte sind über unterschiedliche Technologien per Funk oder Kabel vernetzt. Die aufgenommenen Daten, die z.B. der Steuerung von Komfortfunktionen dienen, werden entweder im lokalen Netz an andere Geräte weitergeleitet oder über eine Cloud-Anbindung gesendet und dort gespeichert und verarbeitet. Oft gibt es auch hybride Ansätze, die sowohl auf lokale Vernetzung setzen und zusätzliche Funktionen über eine Cloud ermöglichen, wobei derzeit jeder Hersteller eigene Cloud-Infrastrukturen betreibt und eine Kompatibilität unterschiedlicher Produkte nicht immer gegeben ist.
Die Anzahl der Haushalte mit smarten Geräten steigt ebenso wie die Vielfalt an unterschiedlichen Geräten und Technologien. Schon in naher Zukunft wird es kaum noch nicht-smarte Geräte ohne Vernetzung geben.
Forensik
Das systematische Untersuchen krimineller Handlungen wird als Forensik bezeichnet. In diesem Projekt sollen Geräte und Daten aus dem SmartHome genutzt werden, um die Ermittlungsarbeit in Kriminalfällen zu unterstützen. Es geht also nicht direkt um IT-/Cyberforensik, deren Aufgabe es ist, den Einbruch in technische Systeme aufzuklären, sondern darum, vorhandene technische Systeme zu nutzen, um „reale“ physische Verbrechen (im Gegensatz zu Cybercrime) aufzuklären. Dabei werden keine neuen Geräte installiert und keine zusätzlichen Daten erhoben, sondern aus den Daten, die die im (Smart-)Haushalt vorhandenen Geräte produzieren, ein Mehrwert geschaffen und so vorhandene Daten zu neuen Informationen verknüpft.
Sensoren aus zahlreichen IoT- und SmartHome-Geräten liefern nützliche Informationen und helfen, wichtige Fragen zu beantworten, wie z.B.:
- Wann gab es die letzte Bewegung?
- Welche Geräte wurden zuletzt bedient?
- Waren Personen anwesend? Wenn ja: Wann und wie viele?
- Gibt es Fehlfunktionen, die auf eine Manipulation hindeuten?
- Gab es Abweichungen vom normalen Verhalten?
Projektziele
- Analyse von Smart-Home-Geräten auf ihre Relevanz in der polizeilichen Ermittlungsarbeit.
- Automatisierte Erkennung von relevanten Geräten am Tatort (Kamera, Funk, etc.).
- Nachweis des Mehrwerts durch die Auswertung der digitalen Spuren.
- Risikobetrachtung hinsichtlich gezielter Spurenlegung.
- Aufbau eines dauerhaften SmartHome-Forensik-Labors.
Projektpartner
- Ostfalia, Fakultät Elektro- und Informationstechnik: Felix Büsching, Andreas Simon, Thorsten Uelzen
- Innovation Hub der Polizei Niedersachsen: Oskar Neda
Unterstützung
- Prof. Dr.-Ing. Felix Freiling (FAU Erlangen)
- Agentur für Innovation in der Cybersicherheit (Cyberagentur)
- Zentrale Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (ZITiS)
Basisdaten
- Projektumfang: 495.250,00 Euro
- Laufzeit: 24 Monate (ab 1.9.2024)