Durch die ständige Verfügbarkeit von leistungsfähigen mobilen
Geräten sind wir in der Lage virtuelle Modelle in Echtzeit mit der Realität zu verknüpfen und als
erweiterte Realität auf dem Display anzuzeigen. Dadurch können auch komplexe Zusammenhänge
ortunabhängig, individuell und interaktiv veranschaulicht werden. Aktuelle Einsatzbereiche bieten
sich für seltene Wartungsaufgaben, für das Training neuer Prozesse und Fertigungsabläufe oder die
Planung von Maschinen und Anlagen z.B. hinsichtlich Bauraum, Zugänglichkeit und Schnittstellen.
Abbildung 1: a) Studierende nutzen ein AR-Erlebnis im Rahmen einer Machbarkeitsstudie an der
Ostfalia, b) Sicht auf das Getriebe ohne Deckel im Mobilgerät, c) Sicht auf das Flankenprofil ohne
und d) mit Profilverschiebung.
Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur
fördert ein Projekt an der Ostfalia, damit die Chancen der erweiterten Realität ebenfalls in eine
anwendungsorientierte und anschauliche Lehre einfließen. Zweidimensionale Funktionsbeschreibungen
auf Folien und Arbeitsblättern können so durch die dritte und vierte Dimension ergänzt werden (s.
Abbildung 1). Beispielsweise kann ein leeres Getriebegehäuse mit Hilfe der additiven Fertigung
erstellt werden. Die Wellen, Zahnräder und Lager werden mit Hilfe eines QR-Codes virtuell in das
Gehäuse projiziert. Auf Knopfdruck können die Parameter einzelner Bauteile verändert werden (z.B.
die Profilverschiebung der Zahnräder). Es ergibt sich bei der Auseinandersetzung mit dem Modell
eine Ganzkörpererfahrung, die das Verständnis unterstützt.
Das Gesamtziel des Projektes ist es, allen Studierenden ein
effizientes Lernen zu ermöglichen und wird durch drei Teilziele näher beschrieben.
Teilziel 1: Lernen auf einem höheren Kompetenzniveau
Durch das AR-Erlebnis werden die bisher nur unzureichend ansprechbaren Lernziele Analyse,
Synthese und Beurteilung (vgl. Lerntaxonomie nach Bloom) berücksichtigt. Die zuvor gelernten
Einzelaspekte (z.B. Profilverschiebung oder Schrägverzahnung) werden im AR-Erlebnis zusammengeführt
(z.B. Schrägverzahnung mit Profilverschiebung). Die Studierenden werden vor eine komplexe
Fragestellung gestellt und können ihre Hypothesen direkt im AR Erlebnis überprüfen und
gemeinschaftlich diskutieren.
Teilziel 2: Stärkung des individuellen, typenabhängigen Lernens
AR-Erlebnisse sprechen verschiedene Lerntypen durch die synergetische Verbindung von
verschiedenen Lernmöglichkeiten (Exponat, RP-Modell, Virtuelles Modell/3D-CAD, Folie/Zeichnung)
unterschiedlich an. Dabei werden die Fähigkeiten zur Übertragung von zweidimensionalen auf
dreidimensionale Darstellungen, sowie zeitliche Abfolgen trainiert. Im Rahmen der Vor- und
Nachbereitung der Vorlesungen, sowie der Prüfungsvorbereitung werden die AR-Erlebnisse zeitsouverän
und ortsunabhängig im eigenen Tempo verwendet.
Teilziel 3: Steigerung der Attraktivität von Grundlagenvorlesungen
Es ist nicht das Ziel nur eine einzelne Vorlesung zu verbessern. Es wird außerdem ein
Ablaufschema und konkrete Handlungsempfehlungen zur Umsetzung von AR-Erlebnissen erarbeitet.
Dadurch wird mittelfristig eine zielgerichtete Einführung von AR-Erlebnissen in weitere
Grundlagenvorlesungen erreicht. Während der Projektlaufzeit werden das Ablaufschema und die
Handlungsempfehlungen erarbeitet und durch die sukzessive Erstellung von AR-Erlebnissen überprüft
und optimiert.
Laufzeit: 01.04.2020 -
31.03.2021
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Förderprogramm: Innovative Lehr- und
Lernkonzepte: Innovation plus
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Ansprechpartner:
Mohamed
Habib Yengui
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