Die Veranstaltung war hochrangig besetzt: Unter den mehr als 600 Teilnehmenden aus 78 Ländern befanden sich zahlreiche Leiterinnen und Leiter der Zollverwaltungen aus allen Kontinenten.
In seinem Vortrag zum Thema „Customs Strategy for Coping With the Challenges of E-Commerce“ befasste sich Prof. Rogmann mit den Herausforderungen die der durch den Internethandel ausgelöste sprunghafte Anstieg von Kleinsendungen für die Zollverwaltungen weltweit bewirkt hat. Während früher B2B-Containerlieferungen Standard waren, erfolgen inzwischen immer mehr Bestellungen direkt durch die Endverbraucher (B2C). Aber auch diese Sendungen müssen vom Zoll auf ihre Einfuhrfähigkeit und etwaige zu entrichtende Abgaben hin überprüft werden, wobei die Kontrollen ein hohes Maß an Sicherheit gewährleisten m üssen, ohne den elektronischen Handel als prosperierenden Wirtschaftszweig übermäßig zu behindern.
Dieses Spannungsverhältnis zwischen Handelserleichterung und angemessenem Kontrollniveau ist beim Internethandel bereits deswegen herausfordernd, als dass Dienstleister, welche die Grenzabfertigung im Auftrag der Empfänger vornehmen, nur über wenige und dazu ungenaue Daten zum Inhalt der Sendungen verfügen. Moderne Zollkontrollen müssen jedoch auf einer angemessenen Risikoanalyse durch den Zoll basieren, die auf qualitativ hochwertige Daten angewiesen ist. Die Analyse und Strategieempfehlungen von Prof. Rogmann waren daher auf die Frage fokussiert, wie die Zollverwaltungen Zugriff auf diese Daten bekommen können. Hierbei wurden der Zielsetzung des Vortrages entsprechend auch solche Instrumente angesprochen, für die es weder international noch auf nationaler Ebene rechtliche Regelungen gibt und die folglich erst geschaffen werden müssten. Zudem wurde verdeutlicht, dass es international einheitlicher Regelungen bedarf, um die globalen Strategien zur Handelserleichterung nicht zu unterlaufen und den Herausforderungen sowie Chancen auf dem schnell wachsenden Markt für den elektronischen Handel gerecht zu werden.
Eingebettet war der Vortrag von Prof. Rogmann in ein Expertenseminar, in dem die Herausforderungen und politischen Fragen diskutiert wurden, die sich aus dem raschen Wachstum des elektronischen Handels ergeben. Durch die Erörterung politischer Verbesserungen, der Notwendigkeit einheitlicher internationaler Regelungen und Strategien für die Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor sollte das Seminar einen wichtigen Beitrag zu den weltweiten Bemühungen um die Förderung und Sicherung des elektronischen Handels leisten. Mit auf dem Podium waren daher Vertreter von Expressdienstleistern und der französischen Zollverwaltung, welche ihre Sicht der Dinge verdeutlichten und die von Prof. Rogmann entwickelten Ansätze untermauerten.
Das Seminar bildete wiederum einen wesentlichen Baustein der Korea Customs Week 2023, die unter dem Motto „Globale Zollzusammenarbeit und digitaler Zoll“ stand. Angesichts der beispiellosen Herausforderungen, mit denen die Weltwirtschaft auch nach Ausklang der COVID-19-Pandemie konfrontiert ist – darunter zunehmende Unsicherheit, hohe Inflation und die Gefahr einer Rezession – wird die Partnerschaft zwischen den Zollbehörden für die Erleichterung und Sicherheit des Handels immer wichtiger. Die Veranstaltung zielte daher darauf ab, die Top-Entscheidungsträger von Zollbehörden zahlreicher Handelspartner, der internationalen Organisationen und der verschiedenen Interessengruppen zusammenzubringen, um bewährte Praktiken auszutauschen und Themen von gemeinsamem Interesse zu erörtern, wie z. B. eben den elektronischen Handel, aber auch die Auswirkungen disruptiver Technologien und den Austausch von Zollinformationen.
Diese Veränderungen im Welthandel erfordern neue Rollen und Funktionen der Zollbehörden, die die Abfertigung importierter und exportierter Waren verwalten, Zölle erheben und gegen illegalen und betrügerischen Handel vorgehen sowie zur Sicherheit von globalen Lieferketten beitragen. Herausforderungen wie die Einbeziehung neuer Technologien in die Zollverwaltung, die Einführung neuer Zollvorschriften zur Bewältigung des raschen Wachstums des E-Commerce und die zunehmende Nachfrage nach internationaler Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Grenzkriminalität wie dem Schmuggel, müssen dazu in immer höherem Tempo bewältigt werden. Auch eine intensivierte Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen und dem Privatsektor wird als Schlüsselelement dafür angesehen, die Verwaltung des Welthandels durch den Zoll voranzubringen.
Neben den zahlreichen Zollverwaltungen hatten die für den Welthandel maßgeblichen internationalen Organisationen (insbes. WTO, WCO und Sonderorganisationen der Vereinten Nationen) hochrangige Delegationen entsandt. Den besonderen Stellenwert der Veranstaltung auch für das Gastgeberland zeigte die Tatsache, dass der koreanische Ministerpräsident Han Duck-soo es sich nicht nehmen ließ, die Veranstaltung persönlich mit einem Grußwort zu eröffnen. Viele persönliche Gespräche und ein Field Trip zum Flughafen Incheon, bei dem die modernen Kontrollinstrumente und Abfertigungstechniken des koreanischen Zolls inspiziert werden konnten, rundeten das Programm ebenso ab, wie Aufführungen von Künstlern des K-Pop – einschließlich des inzwischen weltweit bekannten Gangnam-Styles, der von Seoul aus die Welt erobert hat.
Beyond the Borders, Connect the World! Dieses vom koreanischen Zoll ausgerufene Motto könnte den Spirit und Erfolg der Veranstaltung nicht besser einfangen.