Bereits im Jahr 2020 wurden die Grundsteine für eine erfolgreiche Partnerschaft mit der University Fortaleza (UNIFOR) im Nordosten Brasiliens gelegt. Als „Freemoverin“ absolvierte unsere damalige Studentische Hilfskraft Alexandra Bartsch ein Auslandssemester an der UNIFOR. Fortaleza hat – bedingt durch seine Nähe zum Äquator – tropisches Klima mit einer ausgeprägten Trockenzeit und ist dadurch die brasilianische Küstenstadt mit den meisten Sonnentagen im Jahr. Der Campus für die derzeit ca. 25.000 Studierenden an zehn Fakultäten erstreckt sich über 72 Hektar und verfügt über moderne Hörsäle, eine Bibliothek, ein Theater, verschiedene Labore, Geschäfte, einen Sportpark, ein Kulturzentrum, einen Foodcourt und diverse Forschungszentren. Eine campuseigene Druckerei, ein Reisebüro und viele weitere Einrichtungen sind zentral gelegen. Darüber hinaus werden von den unterschiedlichen Fakultäten Zentren wie etwa für Rechtsberatung, Gesundheitsvorsorge, Bildung und andere soziale Projekte gefördert, von denen insbesondere die weniger wohlhabenden Einwohner profitieren. Der besonders grüne Campus wird von zahlreichen Tieren wie Emus, kleinen Affen, Katzen und Vögeln bewohnt, die dort über die Jahre aufgenommen und versorgt wurden. 

Nach dem ersten Kennenlernen und den Besichtigungen der Law School, des Zentrums für Rechtsberatung,  der Bibliothek und des Kulturzentrums startete die Woche mit vielen spannenden Vorträgen. Professor Litschen trug zum Thema "The impact of EU law on national legal systems on the example of German labour law" vor. Im Rahmen der Vorlesung konnten interessante Vergleiche mit dem brasilianischen Arbeitsrecht vorgenommen und tiefgreifende Diskussionen geführt werden. Der Wissensaustausch reichte von den Arbeitsbedingungen bis hin zu den Auswirkungen des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes auf die brasilianischen Unternehmen und Arbeitnehmer. 

Frau Zappel gestaltete eine Vorlesung zum Thema "The EU Regulation for harmonised rules on artificial intelligence and its obligations for providers and users of AI systems from third countries". Neben dem grundsätzlichen Regelungsgehalt des Verordnungsentwurfs ging Frau Zappel auch auf die Auswirkungen für Nutzer und Anbieter von Systemen mit künstlicher Intelligenz in Drittstaaten wie Brasilien ein. Besonders spannend war der Austausch zu aktuellen Regelungen hinsichtlich künstlicher Intelligenz in Brasilien und der EU sowie den jeweiligen Anwendungsbereichen von künstlicher Intelligenz.

Professor Rogmann rundete die Vortragsreihe mit seinem Beitrag "Current issues of enforcing EU law in individual Member States" ab. Zunächst wurden die Pflichten der EU-Mitgliedstaaten für die brasilianischen Studierenden erläutert. Sodann ging Professor Rogmann auf mögliche Sanktionen bei Verstößen ein, was zu zahlreichen Rückfragen in Bezug auf die Durchsetzung von EU-Recht im Auditorium führte. Es wurde dabei auch hinterfragt, ob das derzeitige Durchsetzungsinstrumentarium stark genug ausgesprägt ist, um die Einhaltung der Pflichten in allen Mitgliedstaaten zu gewährleisten.

Schnell wurde der Delegation klar, dass die UNIFOR nicht nur bei den Einheimischen, sondern auch in den internationalen Rankings zu den Top-Universitäten in Brasilien zählt. Auch außerhalb der Vorlesungen entstanden auf dem Campus viele spontane Diskussionen und Informationsaustäusche über die verschiedenen Rechtsgebiete unter den Wissenschaftlern und Studierenden. 

Abgeschlossen wurde der Besuch an der UNIFOR mit einem Austauschforum über das Internationale Semester an der BELS sowie der künftigen Ausgestaltung der Kooperation. Neben der Zusicherung von kostenlosen Studienplätzen an der UNIFOR wurde vereinbart, dass zeitnah gemeinsame Anträge zur Förderung des Austausches von Lehrenden und Studierenden beider Fakultäten gestellt werden. Alle interessierten Studierenden der BELS können von den Delegationsteilnehmern vorbehaltslos dazu ermutigt werden, einen Auslandsaufenthalt an der UNIFOR in ihr Studium zu integrieren.