In seinem Videocast analysiert Prof. Dr. Schlotmann alle paar Wochen gemeinsam mit dem früheren Chefredakteur des FINANCE-Magazins, Michael Hedtstück, die brisantesten aktuellen Probleme an den Finanzmärkten – unabhängig und meinungsstark.
Folge 13 zeigt die Grenzen der Übertragbarkeit der Radikalkur Mileis für Europa und beleuchtet auch kritisch die Idee der Aufnahme von Bitcoin in die Währungsreserven von Bundesbank und EZB.
Ein Zurückdrängen des Staates aus manchen Bereichen unseres Lebens könnte die Wachstumskräfte in unserem Land stärken. Aber was viele hier übersehen ist, dass Mileis Ansatz auch das Ziel hat, das Geldsystem umzuwälzen. Hier folgen seine Vorstellungen dem österreichischen Wirtschaftsnobelpreisträger Friedrich Hayek.
Hayek war der Ansicht, dass der Staat die Ursache aller Probleme sei und plädierte deswegen dafür, das staatliche Geldmonopol zu beseitigen und die Geldproduktion von stoffwertlosem Geld der Konkurrenz privater Banken zu überlassen. Er war zuversichtlich, dass das private Bankgeld, zu schaffen im Wege der Kreditgewährung, das Staatsgeld schnell verdrängen würde. Auch Zentralbanken würden dann nach einer Übergangsphase verschwinden! Das ist noch viel radikaler als Mileis harter Sparkurs, der in Argentinien Staatsdefizit und Inflation eingedämmt und die Gelddruckmaschine der Peronisten – die Zentralbank – an die Kette gelegt hat.
Allein eine Abkehr von Rezepten der Modern Monetary Theory wie in Argentinien ist so schnell aber kein Rezept für mehr Wachstum in Industriestaaten.
Und trotzdem kommen Teilaspekte des Milei-Ansatzes auch zu uns. Die FDP unter Christian Lindner fordert, Bundesbank und EZB sollten Bitcoin als Währungsreserve aufnehmen. Trump und Musk forcieren in den USA das gleiche in Form eines Sondervermögens der öffentlichen Hand. Der Plan der FDP wäre in der Eurozone nicht nur eine Verletzung der Unabhängigkeit der Zentralbanken, sondern auch nicht im Interesse der Steuerzahler, deren Zentralbanken die Kursrisiken eines hoch volatilen Assets auf die Bilanz bekämen.
Und Bitcoin kann nur in die Zentralbankreserven aufgenommen werden, wenn Bundesbank und EZB andere Vermögenswerte wie Gold oder USD zu Gunsten von Bitcoin verkaufen, oder ihre Pensionsgeschäfte kürzen und so den Geldmengenzuwachs der Bitcoinkäufe sterilisieren. Letzteres kostet Zinseinahmen. Einfach Bitcoin mit frischen Zentralbankgeld zu kaufen, wäre das gleiche wie Anleihekäufe (QE); etwas, das die Bitcoin-Anhänger als Inflationstreiber so kritisieren.
Im Videocast wird deutlich, dass es Unfug ist, wenn sich Krypto-Enthusiasten dabei auf Hayek berufen. Mit Hayek hat das wenig zu tun.
Bei Interesse einfach mal reinschauen.