In seinem Videocast analysiert Prof. Dr. Schlotmann alle paar Wochen gemeinsam mit dem früheren Chefredakteur des FINANCE-Magazins, Michael Hedtstück, die brisantesten aktuellen Probleme an den Finanzmärkten – unabhängig und meinungsstark.
In Folge 9 des Videocasts geht es um die russische Volkswirtschaft.
Die russische Wirtschaft ist 2023 um 3,6 % gewachsen. Das ist mehr als die EU und die USA geschafft haben. Der Grund dafür ist der enorme Ausbau der Kriegswirtschaft. Aber was macht dieses unproduktive Strohfeuer langfristig mit der russischen Volkswirtschaft? In dem neuen Videocast geht es um potemkinsche Dörfer, gestrandete Infrastruktur und einen neuen Rüstungswettlauf.
Bislang gelingt es Putin, der Bevölkerung den Krieg als fernes Ereignis zu verkaufen, das ihren Alltag und ihre Finanzen nicht besonders beeinträchtigt, wenn überhaupt positiv. Mehr als 80 % der Welt, gemessen an der Bevölkerung und 40 % am BIP, setzen die westlichen Sanktionen nicht durch. Viele wichtige Länder beteiligen sich nicht nur nicht, sondern nutzen die Abkehr des Westens von Russland auch systematisch für ihre eigenen Zwecke aus. Inzwischen haben russische Unternehmen dauerhafte Lieferketten mit "befreundeten" Ländern aufgebaut. Da sich die meisten russischen Terminalkapazitäten im Westen befinden, die EU jedoch die Sanktionen verschärft und den Zugang Russlands zu Investitionsgütern einschränkt, wird Putin kaum eine andere Wahl haben, als nun Milliarden von Dollar in die Eisenbahn-, Straßen- und Pipeline-Infrastruktur zu investieren, um die Ausfuhr von Rohstoffen und die Einfuhr von Waren aus China zu erleichtern. Die bisher nach Westen ausgerichtete Logistik wird damit wertlos. Was ist schwerwiegender: die strukturelle Transformation der russischen Wirtschaft Richtung Kriegswirtschaft wird mit einem technologischen Rückschritt in vielen Branchen verbunden sein, der den Wohlstand des Landes deutlich senken wird. Diese verheerenden Folgen der Kriegswirtschaft lassen sich für die Abschreckung vor künftigen Eroberungsfeldzügen nutzen.
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