Auf Initiative von Prof. Dr. Stephen Hardy, Dekan der Coventry Law School, UK, fand vom 9.10.-11.10.2019 die nunmehr zweite EU-CARICOM Law Conference statt. An der Konferenz nahmen unter anderem Wissenschaftler aus der Karibik, den USA, dem Vereinigten Königreich und Deutschland teil. Das Spektrum der Konferenz reichte von historischen Betrachtungen des Brexit über die Beleuchtung verschiedener möglicher Brexit-Szenarien weiter zu hochaktuellen Betrachtungen von Entrepreneurship und dessen internationalen Implikationen.

Anna-Theresia Krein, M.A. sprach über mögliche geschichtliche Zusammenhänge des Brexit und dessen Implikationen und Auswirkungen in der Gegenwart. Das Konzept einer flexiblen europäischen Integration wurde dem Konzept des „Europe à la carte“ – welches eine eher permanente Manifestation von Unterschieden in der Integration beinhaltet – gegenübergestellt. Betont wurden eine zunehmende Fragmentierung durch Globalisierung und Digitalisierung sowie deren ökonomischen, politischen und sozialen Dimensionen. In der Schlussfolgerung wurden zentraleeuropäische Werte wie die Achtung der Würde des Menschen, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Solidarität und Rechtsstaatlichkeit in Verbindung mit der Einhaltung von Menschenrechten hervorgehoben.

Dr. Karl Marxens Präsentation trug den Titel „Documents in International Sales and Trade Finance Transactions – Critical Remarks on Digitalisation of Bills of Lading and Blockchain Technology“ und beschäftigte sich mit besonderen Transportdokumenten wie dem Konnossement und ihrer möglichen Digitalisierung. Das Konnossement ist für den internationalen Welthandel, insbesondere den Rohstoffhandel, ein wichtiges Dokument und auch heutzutage in der Regel in Papierform erforderlich. In seinem Beitrag diskutierte Dr. Marxen die Besonderheit der Begehbarkeit/Übertragbarkeit (negotiability/transferability) dieses Dokumentes aus internationaler Sicht und die enormen juristischen und technischen Herausforderungen, die sich stellen, wenn das Konnossement elektronisch ausgestellt wird. Dabei ging er vertieft auf Blockchain-Technologie ein und legte dar, dass auch die Involvierung von Blockchain in dieser Hinsicht zurzeit nicht unbedingt eine umfassende oder zufriedenstellende Lösung bietet. In der anschließenden Diskussionsrunde wurden verschiedene internationale und praxisorientierte Fragestellungen und Perspektiven mit den Konferenzteilnehmern erörtert.

Leonie Zappel, LL.M.hat in ihrem Vortrag „Customs procedures after Brexit - An economic perspective on the impact of Brexit on customs procedures“ zunächst einen Blick auf die Handelsbeziehungen im Bereich Waren und Dienstleistungen zwischen dem Vereinigten Königreich und den weiteren EU-Mitgliedstaaten geworfen. Im weiteren Verlauf des Vortrages ging sie auf die möglichen Konsequenzen der potenziellen Brexit-Szenarien für die Zollverfahren ein. Abschließend erfolgte ein Resümee bezüglich der ökonomischen Konsequenzen des Brexits im Lichte der Zollverfahren.

Professor Dr. Reza Asghari und Mathis Vetter haben in ihrem Beitrag die Folgen des Brexit für das Start-up-Ökosystem des Vereinigten Königreichs herausgearbeitet. Dazu wurden zunächst die zentralen Bedingungen aufgezeigt, die sich positiv auf die Gründung eines Start-ups auswirken. In diesem Kontext wurden diejenigen Rahmenbedingungen betrachtet, die die Europäische Union durch die Grundfreiheiten und darüber hinaus ermöglichen. Anschließend wurde das Start-up-Ökosystem speziell im Vereinigten Königreich näher betrachtet. Es wurde herausgestellt, dass dieses System sehr von den Vorteilen der Mitgliedschaft in der Europäischen Union profitiert. Im Kontext des drohenden Brexit wurden anschließend mögliche Folgen für Start-ups im Vereinigten Königreichdiskutiert. Im Ergebnis konnte festgestellt werden, dass Start-ups in der Gründung behindert und bestehende Start-ups gefährdet werden, sollte es durch den Brexit zu einem Wegfall der aktuell sehr positiven Bedingungen kommen.

Wir bedanken uns für die Organisation der Konferenz bei unserer Partnerhochschule Coventry Law School und blicken auf eine ereignisreiche und spannende Zeit zurück.

Hier finden Sie das Plakat zum Programm der Konferenz.

Hier finden Sie das Plakat mit Informationen zum Opening Speaker Sir Geoffrey Vos.