Derzeit arbeitet die Weltbankgruppe an einem neuen Format zur Beurteilung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den einzelnen Ländern. Im Jahr 2021 entschied die Weltbankgruppe, die Veröffentlichung des vielbeachteten Doing-Business-Reports einzustellen, der das Geschäftsklima der Länder weltweit vergleichend unter die Lupe nahm. Unter anderem wurde der damaligen geschäftsführenden Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IMF) vorgeworfen, für den Bericht von 2018 Einfluss auf das Ranking Chinas ausgeübt zu haben. Insgesamt wurden über die Jahre verschiedene Anpassungen in der Bewertungsmethodologie vorgenommen, welche das Ranking maßgeblich beeinflussten und seine Neutralität in Frage stellten.
Nach der Einstellung des Doing-Business-Reports arbeitet die Weltbankgruppe an einem neuen Ansatz zur Bewertung des Geschäfts- und Investitionsklimas in den Volkswirtschaften weltweit. Der geplante Bericht mit dem Arbeitstitel "Business Enabling Environment (BEE)" wird unter Einbeziehung der Einschätzung von Fachexperten und potenziellen Nutzern in der Regierung, dem Privatsektor und der Zivilgesellschaft konzipiert, erprobt und umgesetzt. In Anbetracht der Forschung und weltweiten Publikationen im Bereich des Zoll- und Außenwirtschaftsrechts wurde Prof. Dr. Rogmann von der Weltbankgruppe in Washington, D.C., kontaktiert und gebeten, seine Beurteilung zum Abschnitt über den internationalen Handel zu übermitteln.
Zunächst empfiehlt Prof. Dr. Rogmann der Weltbankgruppe, den Handel mit Dienstleistungen künftig im Bericht zu berücksichtigen. Sodann sollten nicht nur die klassischen Verbote und Beschränkungen, sondern jegliche nicht-tarifäre Maßnahmen, die den Handel beschränken, herangezogen werden, da auch diese einen erheblichen Einfluss auf die Stabilität des Handels haben. Ebenso sollten Beschränkungen des Geldtransfers, welche eine handelsbeschränkende Wirkung haben können, bei der Bewertung einfließen. Die WTO zeigt auf, wie der grenzüberschreitende Handel zur Verwirklichung der SDGs beitragen kann, indem sie die Verbindungen zwischen Handel und nachhaltiger Entwicklung auf die verschiedenen Ziele und Vorgaben der SDGs aufteilt. Eine solche Berücksichtigung der SDGs sollte auch im neuen Berichtsformat in Bezug auf die einzelnen Länder Einzug finden. Ferner ist auch der Zugang zu wichtigen Informationen für Wirtschaftsakteure wie Rechtstexte und Regularien bei der Bewertung des Geschäftsklimas eines Landes und des Zugangs zu dessen Markt zu hinterfragen. Zudem sollte der zeitliche und finanzielle Aufwand bei der Erfüllung von Zollformalitäten und der Inanspruchnahme von Zollpräferenzen bei der Erstellung des Berichtes einbezogen werden. Hierzu wurden die beabsichtigten Faktoren analysiert und – auch mit Blick auf die globalen Anstrengungen zur Handelserleichterung – um weitere Aspekte ergänzt, die in die Beurteilung der Offenheit von Märkten einbezogen werden sollten. Prof. Dr. Rogmann hofft, dass die Weltbankgruppe auch mit Hilfe seiner Empfehlungen einen fundierten globalen Bericht aufstellen wird, der wieder eine wertvolle Grundlage für Forschung und Lehre bietet, aber insbesondere wegbereitend für Investitionsentscheidungen sein kann.