Die zwischen der Kathmandu University School of Law (KUSL) und der BELS begründete
Kooperation lebte aufgrund der Pandemie zwar in den letzten Jahren fast nur von virtuellen
Begegnungen, dennoch riss das Band zwischen der KUSL und der BELS nie ab. Die noch junge
Kooperation ist auf Initiative von Herrn Rechtanwalt Egbert Lindner, welcher in seiner Funktion als
Mitglied des Senior Expert Services in Bonn im Jahr 2019 nach einem geeigneten Kooperationspartner
für die KUSL im nepalesischen Dhulikhel suchte, entstanden. Um die Kooperation weiter nachhaltig zu
stärken und auch den persönlichen Kontakt, von dem eine Partnerschaft maßgeblich lebt, aufrecht zu
erhalten, begaben sich Professor Rogmann und Frau Zappel erneut auf den Weg in Richtung
Himalaya.
Vor Ort wurden Professor Rogmann und Frau
Zappel vom Koordinator des neuen Masterstudiengangs der KUSL, Dr. Shiva Kumar Giri, herzlich in
Empfang genommen. Nach dem ersten Kennenlernen startete der erste Tag mit vielen spannenden Themen.
Neben dem Verhältnis zwischen den nationalen Regelungen der einzelnen EU-Mitgliedstaaten zu den
Rechtsvorschriften des EU-Rechts stellte Frau Zappel die Regelungen der EU zu den
Elektrizitätsnetzwerken dar. Die Studierenden des LL.M Studiengangs „ Energy and Infrastructure“
zeigten großes Interesse am Rechtsgefüge der EU sowie an den Regelungen und nahmen gemeinsam mit
Frau Zappel Vergleiche mit dem nepalesischen Recht vor. In der Diskussionsrunde wurden Vor- und
Nachteile der rechtlichen Konstrukte sowie der Entwicklungen in der EU und in Nepal
herausgearbeitet.
Da die Nepalesen aufgrund der zahlreichen
Feiertage sechs Tage die Woche arbeiten, war das Wochenende kurz und wurde zudem für die
Vorbereitung der kommenden Woche genutzt, welche spontan etwas anders geplant werden musste.
Erfreulicherweise erhielten Professor Rogmann und Frau Zappel während ihres Aufenthaltes an der
KUSL die informelle Nachricht, dass der im Sommer 2023 gestellte Förderantrag, welcher die
Kooperation mit der KUSL sowie der SLS in Pune betrifft, als förderungswürdig eingestuft wurde.
Inzwischen liegt der BELS das offizielle Bestätigungsschreiben des DAAD vor. Die Förderung für das
Projekt „Implementation of the SDGs – a comparative approach in India, Nepal and Germany“
beinhaltet neben einem hybriden Planspiel zu den SDGs den Austausch von Studierenden und Lehrenden
der drei Partneruniversitäten (Symbiosis Law School Pune (SLS), KUSL und BELS) sowie gemeinsame
Veranstaltungen zum Projektthema. Da das Projekt bereits zu Beginn des Jahres 2024 starten soll und
die ersten Studierenden des KUSL und SLS zur Auftaktveranstaltung im März an der BELS erwartet
werden, Projektpartner benannt und weitere Planungen vorgenommen werden müssen, mussten die beiden
Vertreter der BELS in Nepal sowie das Team International der BELS, insbesondere Frau Stein und Herr
Barnstorf, schnell handeln. Kurzfristig wurden die wichtigsten Informationen und anstehende
Aufgaben für alle Beteiligten zusammengetragen.
Die neue Woche startete mit dem „KU Day“, bei dem der 32. Geburtstag der Kathmandu University gebührend gefeiert wurde. Neben Ehrungen von herausragenden Leistungen einzelner Lehrender und Reden zu der Geschichte sowie den Visionen der KU gab es ein vielfältiges kulturelles Programm mit traditionellen Musikstücken und Tänzen. Zum Nachmittag fanden dann Vorlesungen auf dem Campus der Kathmandu Univesity School of Management in der Hauptstadt Kathmandu statt. Professor Rogmann hielt hier zunächst einen Vortrag im bereits bekannten Masterstudiengang zur Durchsetzung des EU-Rechts gegenüber den EU-Mitgliedstaaten. Die Belastungsprobe, welche die EU durch die anhaltende Missachtung rechtsstaatlicher Prinzipien durch den Mitgliedstaat Ungarn zu bewältigen hat, war für die Nepalesen kein unbekanntes Terrain.
In einem weiteren Vortrag widmete sich der BELS-Professor der Regulierung der Telekommunikationsmärkte durch die EU. An Hand des European Economic Communications Codes stellte er die Regulierungsziele und -instrumente dar. Professor Rogmann erläuterte zunächst die entsprechenden Vorgaben der EU und stieg sodann mit den nepalesischen Masterstudierenden in die Diskussion und den Vergleich mit dem nepalesischen Recht ein. Auch in diesen Veranstaltungen war das Interesse am EU-Recht und den unterschiedlichen Entwicklungen in Europa bzw. Nepal groß, so dass niemand mehr so richtig darauf achtete, dass die eigentliche Vorlesungszeit schon längst vorüber war.
Im Rahmen von weiteren Vorlesungen mit den Bachelorstudierenden der KUSL erläuterten Professor Rogmann und Frau Zappel das Konzept des EU Binnenmarktes sowie die Integrationsformen im internationalen Handel. Sie wurden dabei mit ihrem Lehrangebot passgenau in die Vorlesung „ International Trade Law“ einbezogen. Überrascht wurden Professor Rogmann und Frau Zappel davon, dass Studierende der höheren Bachelorsemester sie wiedererkannten. Professor Rogmann und Frau Zappel hatten bei ihrem Besuch im Jahr 2019 bereits Vorlesungen, unter anderem für die Erstsemesterstudierenden der KUSL, die nun kurz vor ihrem Abschluss standen, gehalten. Entsprechend freudig wurden die Lehrenden zurück auf dem Campus begrüßt. So entstanden auch nach den Vorlesungen in den Bachelorstudiengängen zahlreiche Gespräche und ein Wiedersehen, das von viel Gastfreundschaft und Herzlichkeit geprägt war.
Es folgten Gespräche mit den
Dekanat der KUSL, insbesondere mit einem Gedankenaustausch über das International Business Law
Semester an der BELS und dem Studentenleben in den beiden doch sehr unterschiedlichen Ländern. Im
Fokus der Abschlussgespräche stand auch das gemeinsame SDG-Projekt. Zahlreich Aufgaben wurden
verteilt und Pläne für die künftigen Jahre geschmiedet. Der feierliche Abschluss des Besuches an
der KUSL fand am letzten Tag im Rahmen der Absolventenfeier (Convocation) statt, welche neben der
Überreichung der Abschlusszeugnisse mehrere Festansprachen beinhaltete. Zu den Festrednern gehörte
auch der Premierminister Nepals Pushpa Kamal Dahal, der Kraft Amtes Chancellor der KU und
Vorsitzender deren Senates ist. Vor über 1.800 Absolventinnen und Absolventen aller Fakultäten der
KU wurden die zahlreichen Forschungsaktivitäten betont und die hohe Bedeutung der universitären
Bildung für das Land hervorgehoben. Bedauert wurde allerdings, dass ein Großteil der Absolventinnen
und Absolventen sich für einen weiterführenden Studiengang oder die Jobsuche ins Ausland begeben –
primär in die USA und nach Australien. Die KU hat also nicht nur mit den Herausforderungen durch
die Künstliche Intelligenz zu kämpfen, sondern auch mit einem Kampf gegen den Brain Drain. Zugleich
wurde verdeutlicht, dass Nepal und seine fragile Wirtschaft und Infrastruktur sehr stark vom
Klimawandel betroffen sei. Entsprechend nachdrücklich waren die Forderungen nach einem greifbaren
Ergebnis der parallel laufenden COP28-Verhandlungen in Dubai.