In vielen Branchen fällt es dem Personalmanagement mittlerweile schwer, qualifizierte Mitarbeiter finden und binden zu können. Die Unternehmen begegnen der Herausforderung zunehmend durch die Anwendung einer CSR-Geschäftsführungsphilosophie, indem sie soziale, ökologische und ökonomische Verantwortung übernehmen. Aber ist dieser Ansatz auch erfolgsversprechend?
Unter dem Motto „Mit CSR zur attraktiven Arbeitgebermarke“ tauschten sich Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft auf Einladung von Dr. Ingo Schoenheit (imug Institut für Markt-Umwelt-Gesellschaft, Uni Hannover) sowie Prof. Dres. Dirk Hohm und Kai Litschen (BELS) vor rund 80 Gästen im Haus der Wissenschaft in Braunschweig darüber aus, ob und wie es Unternehmen gelingen kann, mittels CSR ein attraktives Arbeitgeberimage aufzubauen.
Zunächst skizzierte Christiane Hesse (Vorstand Personal und Organisation, Volkswagen Financial Services AG) den Wandel in den Vorstellungen und Bedürfnissen der Bewerber und riet Unternehmen dazu, dies in der Personalarbeit zu berücksichtigen. Sie betonte die Bedeutung von Glaubwürdigkeit und Vertrauen im Umgang mit den Mitarbeitern. Die zahlreichen CSR-Aktivitäten ihres mehrfach als „ Top-Arbeitgeber“ ausgezeichneten Unternehmens erfolgen zudem keinesfalls aus reinen sozialromantischen Erwägungen, sondern seien vielmehr die Konsequenz betriebswirtschaftlicher Überlegungen.
Auf die grundsätzliche Möglichkeit der Arbeitgeberattraktivitätssteigerung durch die Übernahme sozialer Verantwortung für die eigenen Mitarbeiter von Seiten der Unternehmen verwies Prof. Dr. Dirk Hohm, indem er hervorhob, dass sich die Ziele der CSR und des Personalmarketings ergänzen und Unternehmen mit CSR-Argumenten auf Personalmärkten erfolgreich werben können.
Stefan Dahle (Geschäftsführender Gesellschafter, imug Beratungsgesellschaft) bewarb in seinem Vortrag die zentrale Bedeutung der Personalabteilungen bei der Umsetzung von CSR im Unternehmen, gerade bei der notwendigen Sensibilisierung der Mitarbeiter: „Ohne Human Resources ist CSR nur PR!“
Bei der Umsetzung von CSR sollte, wie Prof. Dr. Nick Lin-Hi (Universität Vechta) ausführte, insbesondere auf die Vermeidung von Fehlern große Sorgfalt gelegt werden, da Unternehmensskandale, die etwa auf Verstößen gegen CSR-Richtlinien beruhen, deutlich länger im Bewusstsein der Öffentlichkeit blieben, als die unternehmensseitige Übernahme sozialer oder ökologischer Verantwortung im Sinne einer CSR. Führungskräfte übernehmen hierbei eine Vorbildfunktion.
Als ausgezeichnete Praxisbeispiele erfolgreicher Integration gesellschaftlichen Engagements in das unternehmerische Kerngeschäft wurden auf der Fachtagung die Grohe AG und die Gundlach GmbH & Co. KG aus Hannover hervorgehoben, welche in diesem Jahr zu den Gewinnern des CSR-Preises der Bundesregierung gehören.
So zeigte Lorenz Hansen (Vorsitzender der Geschäftsführung, Gundlach GmbH & Co. KG), wie auch kleine Unternehmen durch die Übernahme sozialer Verantwortung, insbesondere unter Beteiligung der Mitarbeiter, gegen zahlungskräftigere Mitbewerber im Kampf um die besten Arbeitnehmer glänzen können.
Michael Mager (Vorstand Personal und Organisation, Grohe AG) veranschaulichte mit Blick auf die Knappheit der Ressource Wasser die Bemühungen seines Unternehmens, wassersparende Produkte zu entwickeln, die der ökologischen Verantwortung der Grohe AG gerecht werden.
Auf der Fachtagung wurden auch rechtliche Aspekte diskutiert. Den wettbewerbsrechtlichen Rahmen von Werbung mit CSR-Argumenten erörterte Prof. Dr. Matthias Pierson (BELS) recht eindeutig: „Wer sich lauter verhält, dürfte werberechtlich nichts zu befürchten haben.“
Prof. Dr. Winfried Huck (Dekan der BELS) läutete den Abschluss der Fachtagung ein und betonte insbesondere die internationale Bedeutung der CSR, die sich etwa auch im Global Compact, einem Pakt zwischen Unternehmen und den Vereinten Nationen mit dem Ziel einer sozialeren und ökologischeren Gestaltung der Globalisierung, widerspiegele. Zudem sei die Entwicklung von freiwilliger CSR-Berichterstattung, hin zu einer gesetzlichen Grundlage für ein verpflichtendes Reporting in Deutschland, ein deutliches Zeichen für den zunehmenden Stellenwert.