SKS-Törn TU BS
Fahrtgebiet |
Westliche Ostsee, Belte und Sund |
Fahrzeit |
27.05.-09.06.2023 |
Fahrtroute |
Laboe, Heiligenhafen, Gedser, Klintholm, Rodvig, Kopenhagen, Rodvig,
|
Gesamtstrecke |
470,0sm |
Schiffsname |
Malu |
Schiffstyp |
Bavaria 40S |
Skipper |
Rolf |
Crew |
4 Schüler |
Nach den Jahren der Corona-Pandemie gab es in der Segelgruppe der TU Braunschweig Probleme, den seglerischen Nachwuchs bei den SKS-Skippern sicherzustellen. Da sich die Segelgruppen der Hochschulen immer gegenseitig unterstützen, bot ich meine Hilfe als Skipper an. Erfahrungsgemäß wird auf dem SKS-Segeltörn der TU Braunschweig immer sportlich gesegelt mit Ziel Kopenhagen, also charterte ich eine Bavaria 40S, wobei das S für die Sportvariante der Cruiser stand. Trotz eines für die Häfen der Ostsee gewagten Tiefgangs von 2,4m waren die Segeleigenschaften bei Schwachwind nicht so überragend wie gehofft. Freuen konnten wir uns allerdings über das größte Schiff der Flottille mit reichlich Stauraum.
Gechartert werden konnte die Yacht optional mit Spi. Allerdings wäre die Handhabung des Spi auf einem SKS-Ausbildungstörn etwas zu viel gewesen, so dass ich mich gegen die hohen Zusatzkosten entschied. Aus meiner Erfahrung gab es in der Vergangenheit auf einem Törn Ende Mai/Anfang Juni nur selten die Gelegenheit ein Schwachwindsegel zu nutzen. Dieses Mal sollte das aber völlig anders sein, so dass uns häufig die anderen Boote der Flottille, die mit Genaker ausgestattet waren, davonfuhren. Dafür konnten wir uns aber über zusätzliche Segeltage freuen, da wir die Yacht bereits am Freitagabend übernehmen konnten. Wie jedes Jahr war auch diesmal wieder das Ziel Kopenhagen vorgegeben. Obwohl die Flottille zunächst im Uhrzeigersinn um Seeland fahren wollte und wir schon halb auf dem Weg von Laboe nach Bagenkop waren, entschieden wir uns dann doch wetterbedingt spontan für die andere Richtung. Somit war unser erstes Ziel Heiligenhafen, und wir konnten zu der Flottille aufschließen. Während wir am ersten Tag 2/3 der Strecke aufgrund des schwachen Windes unter Motor zurücklegen musste, hatten wir am 2. Tag nach Gedser mit 3Bft ausreichend Wind. Dennoch hätte uns ein Leichtwindsegel beim Raumschotskurs sehr geholfen. Obwohl der Hafen Gedser mit 3m Tiefe im Eingangsbereich ausgewiesen war, wurde es mit unserem Tiefgang teilweise knapp. Die weitere Fahrt über Klintholm und Rodvig musste wir mit wenig Wind zurücklegen. Da zudem noch Segelmanöver geübt werden sollten, haben wir den vorhandenen Wind dann für das Training genutzt. Somit legten wir 50% der Strecke unter Motor zurück. Lediglich auf dem letzten Schlag nach Kopenhagen hatten wir mit 3-4Bft ausreichend Wind. Dabei legten wir schon um 5 Uhr morgens in Rodvig ab, um möglichst früh in Kopenhagen anzukommen. Vom Hafenmeister hatte unser Admiral erfahren, dass Christianshavn in der Innenstadt eigentlich ausgebucht ist. Mit ganz viel Glück konnten wir dann im Kanal nach der Klappbrücke längsseits anlegen. Zwei weitere Yachten unserer Flottille kamen dann noch im Päckchen dazu.
Durch die frühe Ankunft blieb noch ausreichend Zeit, die Stadt zu erkunden. Ein Softeis bei der Vaffelbagern Nyhavn war selbstverständlich ebenfalls Pflicht. Einige Crewmitglieder erkundeten dann am Abend das Nachtleben in Kopenhagen, so dass wir am nächsten Morgen etwas später frühstückten.
Unser Plan am nächsten Tag war gegen 15 Uhr abzulegen. Während das Ablegen problemlos funktionierte, gab es dann bei der Brückendurchfahrt um 15:25 Uhr eine böse Überraschung. Ein elektrisch angetriebenes „Picknickboot“ fuhr zunächst hinter der Brücke rückwärts und die Ausflugsboote warteten, so dass die Durchfahrt für uns frei erschien. Anschließend beschleunigte das „Picknickboot“ jedoch vorwärts und fuhr ungebremst in unsere Breitseite. Dabei traf es exakt das Fenster mittschiffs, welches durch den Aufprall riss und dessen Rahmen sich aufgrund der Delle im Rumpf verzog. Leider fuhr das „Picknickboot“ anschließend weiter, so dass wir gezwungen waren, zum Bootsverleiher zu sprinten. Zum Glück konnte dann die Schadensübernahme zwischen Bootsverleiher und unserem Vercharterer direkt geklärt werden, so dass wir gegen 17:30 Uhr unsere Reise nach Rodvig fortsetzen konnten.
Diesmal hatte die Wettervorhersage einen mäßigen bis frischen Wind am Abend vorhergesagt, so dass wir uns über eine rauschend Überfahrt freuen konnten. Tatsächlich wurde es dann aber ein starker Wind von 6-7Bft, so dass sich während der Überfahrt langsam eine Welle von ca. 1,5m aufbauen konnte. Der Wind wehte auflandig nach Rodvig und der Hafen bot mit 3,7m in der Einfahrt für unseren Tiefgang wenig Sicherheit. Daher war ich froh, dass wir durch unseren Unfall später als ein anderes Boot der Flottille in Rodvig ankamen und ich mich per Funk über die Bedingungen in der Hafeneinfahrt erkundigen konnte. Somit näherten wir uns vorsichtig dem Hafen und waren glücklich gegen 1 Uhr nachts bei ca. 25kn Wind sicher im Päckchen anlegen zu können.
Auf der Weiterfahrt über Klintholm nach Stubbekobing mit Wind 3Bft konnten wir dann ausreichend Hafen- und Segelmanöver üben und dennoch überwiegend unter Segel zurücklegen. Sogar die Fahrt durch den Gronsund unter Segel klappte. Und auch eine Miniregatta vor Klintholm in der Abendsonne war möglich, wobei die Regatta lediglich dadurch entschieden wurde, wer gerade im Cockpit beim Abendessen war. Ein weiteres Highlight des Törns neben Kopenhagen war das Grillen mit Taufe der Segelschüler auf Vejro, wobei die Insel und die exzellenten Sani-Anlagen selbst schon ein Highlight sind.
Die weitere Route über Spodsbjerg führte uns dann langsam wieder zurück nach Deutschland. In Spodsbjerg erhielten wir noch Besuch von einem Freund des Skippers, der unser Hafenmanövertraining per Video semiprofessionell aufnahm. Leider hatten wir auf der Rückreise auch wenig Wind, sodass wir auch hier wieder 2/3 der Strecke unter Motor zurücklegen mussten. Da wir am Dienstagabend in Burgtiefe ankamen, hatten wir am Mittwoch den ganzen Tag Zeit, um uns auf die SKS-Prüfung am nächsten Tag vorzubereiten. Hierbei übten wir noch einmal sämtliche Segelmanöver am Vormittag, An-/Ablegen am Mittag, erneut Segelmanöver am Nachmittag und am Abend noch einmal Hafenmanöver. Somit war die Crew fit für die Prüfung am Donnerstag, bei der alle Schüler bestanden haben. Während der Rest der Flottille am Abend feiern konnte, hatten wir noch einen letzten Schlag als Nachtfahrt zurück zur Kieler Förde vor uns. Aufgrund einer Marineübung mussten wir dabei das Schießgebiet Putlos/Todendorf komplett umfahren. Wir wollten dann noch einen weiteren Hafen Schilksee anlaufen. Durch den Fly-By des Volvo Ocean Race am nächsten Tag waren jedoch sämtliche Liegeplätze nachts um 2 Uhr belegt, sodass wir uns anschließend zum Heimathafen Laboe aufmachten und dort um 3 Uhr anlegten.
Nachdem wir am nächsten Morgen etwas später gefrühstückt hatten, fuhren wir noch einmal in die Kieler Förde zum Sight-Seeing hinaus. Durch den bevorstehenden Fly-By war reger Betrieb in der Förde und man konnte zahlreiche interessante Boote bewundern. Gegen 14 Uhr waren wir zurück in Laboe und konnten nach dem Tanken die Yacht ohne Probleme übergeben.
Das letzte Highlight kam dann erst nach Törnende in Laboe. Hiermit meine ich nicht die schönen Hochzeitsbilder, die am Stand vor traumhafter Kulisse gemacht wurden. Das Brautpaar hatte den Tag und den Ort vielleicht bewusst gewählt, denn im Hintergrund flogen die Yachten des Volvo Ocean Race vorbei, die einen Fly-By bei Kiel machten, um dann im nächsten Moment wieder zurück zu fahren. Eine solche Gelegenheit, die Geschwindigkeit der foilenden Rennyachten zu erleben, bietet sich nicht so häufig im Leben.
|