Wie wurden Sie auf das Thema Auslandssemester aufmerksam?
Schon im ersten Semester hat uns
Prof. Ahrens im
Rahmen des Seminars auf das Thema Auslandsaufenthalte aufmerksam gemacht. Für mich war ein
Auslandsaufenthalt während meines Studiums schon immer ein Wunsch im Hinterkopf. Dass er
letztendlich aber Form und Gestalt annehmen wird, hätte ich damals noch nicht gedacht!
(* Auslandsbeauftragter der Fakultät Versorgungstechnik, Anm. der Redaktion)
Warum haben Sie sich für Norwegen entschieden?
Die Organisation und Planung eines Auslandssemesters ist besonders unproblematisch, wenn man sich für eine der Partnerhochschulen der Ostfalia und insbesondere der Fakultät Versorgungstechnik entscheidet. Daher war die Wahl auf einige Länder beschränkt, was für mich aber kein Problem war, da mich die skandinavischen Länder schon immer kulturell und geografisch gereizt haben. Ein weiterer Entscheidungsfaktor für Norwegen war die Möglichkeit, bereits Sprachkenntnisse an der Ostfalia sammeln zu können um so ggf. darauf aufbauen zu können.
Welche Vorstellungen und Erwartungen hatten Sie vor dem Semester im Ausland?
Ich habe versucht, ohne allzu große Vorstellungen und Erwartungen an die Sache heranzugehen. So ein Auslandssemester ist nicht wie ein Urlaub, den man im Voraus detailliert planen und buchen kann, sondern entwickelt sich immer anders als man es erwartet hätte. Das ist jedoch kein Nachteil, im Gegenteil! Man lernt schnell, sich an neue Situationen zu gewöhnen und anzupassen und hat die Möglichkeit viele neue Erfahrungen zu sammeln!
Welche Tipps haben Sie für Kommilitonen, die sich für ein Semester im Ausland
interessieren?
Mut fassen! Den inneren Schweinehund überwinden und Ausreden wie: „Das passt nicht in meinen Zeitplan“, „Meine Sprachkenntnisse sind zu schlecht“ oder „Das kann ich mir eh nicht leisten“ überwinden. Oft sind schon kleine Hürden wie Bewerbungsfristen ein Grund, warum viele Interessierte es nicht bis zum Auslandssemester schaffen. Was hier hilft ist ein Beratungstermin mit dem International Office oder Prof. Ahrens , bei dem schnell klar wird, dass es viel Unterstützung in den Bereichen Organisation und Finanzierung gibt.
- Zum Sprachkurs in Norwegen gehört auch ein Sozialprogramm - zum Beispiel das „Viking Hiking“
Norwegisch ist sicher keine leichte Sprache. Wie haben Sie sich vorbereitet und wie sind Sie mit Ihren Sprachkenntnissen in Norwegen zurechtgekommen?
Ich hatte bereits im Vorfeld an zwei Norwegischkursen des Sprachenzentrums (ZS) an der Ostfalia teilgenommen. Gerne hätte ich die dort erlernten Grundkenntnisse in weiteren Kursen vertieft, allerdings ließ sich der Kurs nicht mehr mit meinem Stundenplan vereinbaren. Ich hatte aber das Glück, einen Platz zum EILC Sommerkurs (Erasmus International Language Course) an der NTNU in Trondheim zu ergattern, der drei Wochen vor Semesterstart stattfand. Dieser hat noch einmal eine Menge Stoff vermittelt um so gut gewappnet in den Alltag in Norwegen starten zu können. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass man nur wenig Kontakt zu Norwegern bekommt, wenn man –wie ich – in einem internationalen Wohnheim wohnt. Somit bin ich etwas enttäuscht, dass mein Norwegisch sich nur langsam verbessert hat. Ich kam zwar überall im Alltag zurecht und auch meinen norwegischen Vorlesungen konnte ich gut folgen. Bei intensiven Gesprächen mit meinen Kommilitonen musste ich allerdings doch oft auf Englisch ausweichen, woran diese sich aber auch schnell gewöhnt haben.
Sie studieren Bio- und Umwelttechnik an unserer Fakultät. Welche Kurse haben Sie denn an der
HiST belegt? Gibt es dort einen vergleichbaren Studiengang und wie konnten Sie sich auf die Inhalte
dort vorbereiten?
An der HiSt gibt es den Studiengang „Chemietechnik“, welcher in vielen Dingen sehr ähnlich zu
meinem Studiengang an der Ostfalia ist. Für viele der Vorlesungen dort gibt es stoffähnliche bei
uns, sodass eine Anrechnung dieser möglich ist. Ich habe u.a. die Vorlesung „Chemietechnik 2“
besucht, die den Inhalten der „Wärme- und Stoffübertragung“ bei uns ähnlich ist. Allerdings bietet
ein Auslandssemester auch eine tolle Möglichkeit, Kurse besuchen zu können, die so nicht bei uns
angeboten werden. Da in Norwegen die Öl- und Offshoreindustrie eine große Rolle spielt, gibt es
diesbezüglich auch viele interessante Vorlesungen. Ich entschied mich aus dem Studiengang „
Materialtechnik“ (gleiche Fakultät wie Chemietechnik) die Vorlesung „Korrosion“ zu besuchen. Ich
war überrascht, wie vielseitig dieses Thema war, denn das hatte ich vorher nicht erwartet.
Wirklich vorbereiten konnte ich mich auf die Inhalte im Vorfeld nicht. Aber man kommt schnell
in die Thematik hinein. Unterstützt wird dies durch regelmäßige Hausarbeiten, die für Norwegens
Hochschulsystem typisch sind. Durch diese arbeitet man kontinuierlich den aktuellen Stoff nach und
merkt schnell, wenn man etwas doch nicht verstanden hat.
Können Sie die erworbenen Punkte und das Fachwissen auch in das Bio- und
Umwelttechnik-Studium an der Ostfalia einbringen?
Ja. Generell ist das möglich und auch durch die Richtlinien der Stipendienvergabe erwünscht. Da ich mich allerdings relativ spät für den Schritt zum Auslandssemester entschieden habe, hatte ich zu dem Zeitpunkt bereits die meisten meiner Credits bereits erworben. Daher empfiehlt es sich, ein Auslandssemester zwischen dem 4. und 6. Semester zu absolvieren, um so bestmöglich von den dort besuchten Vorlesungen zu profitieren.
Wie waren Ihre Erfahrungen in den Laboren und bei der Zusammenarbeit mit Ihren norwegischen
Kommilitonen?
Zuerst habe ich mich ziemlich verloren gefühlt, da die Norweger von Natur aus sehr introvertiert und zurückhaltend bei Fremden sind. Daher gab es nur wenige Konversationen innerhalb meiner Laborgruppen und ich stand anfangs einfach nur daneben. Hier heißt es, Mut fassen und den Mund aufmachen! Danach habe ich schnell gemerkt, dass auch ich viel Wissen zum Versuch beitragen konnte. Die Laborarbeit findet im dritten Studienjahr an der HiST selbstständiger statt als bei uns. Termine sowie Versuchsorganisation werden selbst festgelegt, was für mich eine interessante Alternative dargestellt hat.
Wie waren Ihre Erfahrungen mit dem ERASMUS-Programm? Kann man sich damit finanziell ein
Auslandssemester leisten?
Meine Erfahrungen mit dem ERASMUS-Programm waren sehr gut. Es ist ein tolles Konzept um ohne
große Hürden die Erfahrung eines Studiums im europäischen Ausland machen zu können. Es bietet einem
einen Zugang zu tollen Veranstaltungen, Aktivitäten und Ansprechpartnern.
Das Auslandssemester finanzieren kann man sich mit der ERASMUS-Förderung allerdings bei
Weitem nicht. Wenn man Glück hat, erhält man monatlich bis zu 200 Euro Förderung, womit man bei
einem teuren Land wie Norwegen nicht weit kommt, wenn allein die Miete für ein Zimmer schon bei
400-500 Euro liegt. Allerdings gibt es noch andere Förderungsmöglichkeiten und Stipendien, für die
man sich im Voraus bewerben kann, wie z.B. Auslands-BAFöG, das Internationalisierungsstipendium
sowie das von der Fakultät vergebene Aufenthaltsstipendium. Hat man obendrein noch etwas im
Vorfeld angespart, steht dem Auslandssemester nichts mehr im Weg!
Welche Unterstützung bekommt man denn vor Ort in Norwegen?
Vor Ort kann man eine Menge Unterstützung erhalten. Ich wurde in der Woche vor Vorlesungsbeginn
von der internationalen Koordinatorin der Fakultät Technologie an der HiST zu einem Gespräch
eingeladen. Diese hat mich auch herumgeführt und bereits persönlich meinen zukünftigen Dozenten
vorgestellt. Dies war möglich, da die Fakultät recht klein und ähnlich familiär ist wie unsere
Fakultät V und somit habe ich mich gleich wohl gefühlt und konnte jede Menge Fragen stellen.
Außerdem gingen wir gemeinsam den Semesterzeitplan durch und erstellten einen endgültigen
Vorlesungsplan für mich.
Auch die Dozenten kann man jederzeit ansprechen und auch wenn die meisten etwas zurückhaltend
gegenüber „ausländischen“ Studierenden wirken, sind sie doch sehr hilfsbereit! Mein
Korrosions-Dozent hat mir sogar für die gesamte Dauer des Semesters sein englischsprachiges
Fachbuch geliehen, in dem ich den Unterrichtstoff noch einmal besser nacharbeiten konnte.