Wir setzen heute die Reihe unserer Interviews mit Berufseinsteigern fort. Dieses Mal hat sich Katharina Rohr B.Eng., eine Absolventin des Bachelorstudienganges „Bio- und Umwelttechnik“ und ehemalige studentische Hilfskraft im Dekanat, für uns Zeit genommen…
Zur Übersicht über unsere Interviews und Berichte
Katharina Rohr ist Absolventin unseres Studiengangs Bio- und Umwelttechnik. Die Teilnahme an einer Summer School in Spanien weckte die Lust auf einen weiteren Auslandsaufenthalt. Ein Praktikum in den USA für die Volkswagen AG brachte schließlich auch ein Jobangebot mit sich: Seit ihrem Studienabschluss arbeitet Frau Rohr bei der Autovision GmbH (Tochterfirma der Volkswagen AG) in der Abteilung „Zulassung“ in der Forschung und Entwicklung in Wolfsburg.
Peukert (Pe):
Hallo Katharina, bitte erzähle doch einfach mal, wie du damals auf unseren Studiengang „Bio-
und Umwelttechnik“ gekommen bist. War er dein Studienwunsch Nr. 1 oder hattest du noch andere
Studiengänge im Auge?
Katharina Rohr (Ro): Mein damaliger Direktor am Gymnasium hat mich eigentlich erst auf die Idee gebracht, „Ingenieurswissenschaften“ zu studieren. Im Internet habe ich mich dann zunächst über die verschiedenen Tätigkeiten und Einsatzgebiete von Ingenieuren informiert und mich dann für den Maschinenbau und das Wirtschaftsingenieurwesen entschieden. Meine Bewerbungen um einen Studienplatz habe ich innerhalb von Niedersachsen gestreut und neben einer Absage auch vier Zusagen bekommen. Eine Zusage kam von der Ostfalia Hochschule aus Wolfsburg. Dort hatte ich mich für einen Studienplatz im Wirtschaftsingenieurwesen beworben. Und dann wurde es richtig interessant. Ich habe dann nochmal genauer auf den Internetseiten recherchiert und den Studiengang „Bio- und Umwelttechnik“ entdeckt. Da wusste ich: „Das will ich wirklich machen!“ und da es noch freie Studienplätze gab, habe ich mich dafür noch schnell eingeschrieben.
Pe: Also hast du dich relativ kurzfristig für die Fakultät Versorgungstechnik entschieden. Wie war dein Einstieg als Erstsemester?
Ro: Ich hatte Glück mit meinem Studienjahrgang! Nach recht kurzer Zeit konnte ich mich einer sehr guten Lerngruppe anschließen und habe sofort andere Studienanfänger kennen gelernt. Außerdem wurden bereits im ersten Semester Tutorien von Studierenden aus höheren Semestern angeboten, die mir persönlich sehr viel gebracht haben. Generell gab es im Studium viele Fächer, zu denen auch immer ein Laboranteil gehörte, so dass man zu der Theorie auch gleich den Praxisbezug herstellen konnte.
Pe: Genau dieser hohe Praxisanteil ist ein ganz wichtiger Bestandteil in unseren Studiengängen und unterscheidet uns von den Studienmöglichkeiten an Universitäten. Haben dir das Grund- und Fachpraktikum auch tiefergehende Einblicke verschafft?
Ro: Ja, das ist richtig. Außerdem hat mir mein Fachpraktikum auch die Auswahl bei der zu wählenden Vertiefungsrichtung erleichtert. Das habe ich bei Herrn Dr. Cordes in der Firma ASA Spezialenzyme absolviert. ASA beschäftigt sich mit der Herstellung und dem Vertrieb von Enzymen, mikrobiellen Mischkulturen und anderen biotechnologischen Produkten. Ich habe während meiner Arbeit im Labor interessante Projekte bekommen und durfte auch in den unterschiedlichen Sparten der Firma reinschauen. Dabei ist mir dann auch klar geworden, dass mich die biotechnologischen Prozesse nicht so richtig interessieren. Deshalb habe ich mich nach dem Grundstudium auch für die Vertiefungsrichtung „Luftreinhaltung“, speziell für den Immissionsschutz bei Frau Prof. Genning, entschieden.
Pe: Diese Entscheidung führte zu deinem späteren Auslandsaufenthalt während des Studiums. Wie kam es dazu?
Ro: Frau Prof. Genning hatte während einer Vorlesung davon berichtet, dass die Volkswagen AG einige Praktikumsstellen vergeben möchte. Das Besondere daran war, dass es weltweite Angebote waren. Da wurde ich hellhörig! Ich hatte bereits an einer Summer School an einer Partnerhochschule in Valladolid (Spanien) teilgenommen. Der Auslandsaufenthalt hatte mir damals gezeigt, wie schön es sein kann, sich auch mal außerhalb von Deutschland in seinem Studienfach zu entfalten. Damit stand mein Entschluss fest und ich wollte diese Chance unbedingt nutzen! Frau Prof. Genning hat mich dann bei meiner Bewerbung um einen Praktikumsplatz mit abschließender Bachelorarbeit unterstützt. Nach meinem Bewerbungsgespräch bei Herrn Preuß (Leiter der Abteilung Zulassung, Volkswagen AG in Wolfsburg) stand schnell fest, dass ich für ein Semester in die USA gehen werde. Organisatorisch hatte ich nun einiges zu leisten. Ich musste einen Flug, eine Wohnung suchen, ein Visum beantragen usw. – und alles sollte gut und günstig sein. Das waren echt aufregende Wochen für mich. Aber im Nachhinein war es ein großer Schritt in Richtung Selbstständigkeit.
Pe: Das klingt ein bisschen nach Abenteuer. Neben einer guten Vorbereitung der organisatorischen Angelegenheiten war doch sicherlich auch die Finanzierung des Auslandssemesters ein wichtiges Thema, das vorab geklärt werden musste?
Ro: Ich hatte das Glück, dass mich meine Eltern während des gesamten Studiums finanziell unterstützt haben. Um aber auch etwas unabhängiger von zu Hause zu sein und vorab schon mal in die Berufswelt reinschnuppern zu können, hatte ich mich im zweiten Semester um einen Job als studentische Hilfskraft beworben. Als „HiWi“ war ich dann bis kurz vor meinem Flug in die USA im Dekanat der Fakultät beschäftigt. Aufgrund der freien Zeiteinteilung hat das super in meinen Stundenplan gepasst. So konnte ich auch die organisatorischen Abläufe der Fakultät mal von einer anderen Seite erleben, das hatte schon was und es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Am Wochenende habe ich dann zusätzlich an einer Tankstelle im Schichtsystem gearbeitet. Und in den USA habe ich über VW eine Praktikumsvergütung bekommen, so dass es auch finanziell gut geklappt hat.
Pe: Über das Auslandssemester kannst du sicherlich einiges berichten. Gibt es ein Highlight?
Ro:: Ja, die Zeit in den USA war einfach toll! Ich habe mich im Praktikum speziell mit der Kalibrierung der Abgasrollenprüfstände in Bezug auf die verschiedenen Gesetzgebungen beschäftigt und dabei auch die verschiedenen Sparten des Test Centers California in Oxnard, einem Test- und Analysezentrums der Volkswagen AG, kennen gelernt. Der Leiter des Test Centers, Herr Barke, hat mich während des Praktikums sehr unterstützt. Herr Barke ist ein Absolvent von unserer Fakultät und wurde dann auch mein Zweitprüfer im Kolloquium. Ein besonderes Highlight war das Jobangebot, dass ich gegen Ende des Auslandaufenthaltes von der Autovision (Tochterfirma der Volkswagen AG) bekam. Seit Studienende arbeite ich nun in der Abteilung „Zulassung“ in der Forschung und Entwicklung in Wolfsburg und führe unterschiedliche Projekte für den Leiter, Herrn Preuß, durch.
Pe: Worin besteht konkret dein Aufgabengebiet?
Ro:: Das ist breit gefächert. Meine Hauptaufgabe ist die Kalibrierung der Prüfstände in Bezug auf die unterschiedlichen Abgasgesetzgebungen weltweit. Desweiteren beschäftige ich mich mit dem Projekt „Think Blue. Engineering.“ in der Aggregateentwicklung bei Volkswagen. Mit diesem Projekt möchte Volkswagen bis 2018 das Ziel erreichen, 25 Prozent Energie und Kohlenstoffdioxid einzusparen. Die Absprungbasis ist das Jahr 2010. Dann kümmere ich mich aber auch um kleinere Projekte, die die Abteilung Zulassung nicht nur in Hinsicht auf die Umwelt betreffen. Z.B. bin ich gerade mit der Betreuung und Organisation eines neuen Abteilungsfilms beschäftigt. Generell ist meine Arbeit sehr abwechslungsreich und vielfältig. Das bereitet mir jeden Tag wirklich Freude. Und fast täglich lerne ich neue Mitarbeiter kennen. Bei 65.000 Menschen, die in Wolfsburg für Volkswagen arbeiten, wird mich das wohl noch länger beschäftigen.
Pe:: Was möchtest du zukünftig machen? Welche Ziele verfolgst du?
Ro:: Die Autovision und gerade auch Volkswagen bieten einem die Möglichkeit, sich beruflich weiter zu entwickeln. Daher möchte ich ab kommendem Wintersemester ein berufsbegleitendes Masterstudium beginnen. Langfristig möchte ich von der Autovision in die Volkswagen AG wechseln und in der Forschung und Entwicklung bleiben.
Pe:: Wir wünschen dir viel Erfolg für deine beruflichen Pläne! Hast du abschließend noch einen "goldenen Tipp" für unsere Studierenden?
Ro:: Ich kann nur jedem empfehlen, die vielfältigen Möglichkeiten, die die Fakultät Versorgungtechnik bietet, auszuschöpfen und so viel es geht, auch mitzunehmen. Die Professoren und Mitarbeiter bieten jedem Studierenden sehr viel Unterstützung an. Und ganz wichtig: Nicht gleich aufgeben, wenn mal eine Klausur nicht gleich im ersten Anlauf klappt. Wenn man dann den Abschluss tatsächlich in der Tasche hat, stehen einem eigentlich sehr viele Türen in der Berufswelt offen. Die Ostfalia hat einen sehr guten Ruf. Das wurde mir schon mehrfach bestätigt.
Pe:
Katharina, wir danken dir sehr für dieses informative Gespräch!
Das Interview führte Dekanatsreferentin Katrin Peukert im Mai/Juni 2014.