Die Reihe unserer Interviews mit Berufseinsteigern setzen wir heute fort. Dieses Mal berichtet Stefan Mewes M. Eng. über seinen Einstieg bei einem ausführenden Heizungsbaubetrieb, der Tschiskale GmbH in Bergen. Mit der Anfertigung seiner Bachelorarbeit ebnete sich unser Absolvent des Bachelor-Studiengangs „Energie- und Gebäudetechnik und Master-Studiengangs „ Energiesystemtechnik“ frühzeitig seinen Weg zu seinem Arbeitgeber. Das Interview führte Dekanatsreferentin Dipl.-Päd. Katrin Peukert im August 2014.
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Katrin Peukert (Pe): Hallo Herr Mewes. Ich freue mich auf das Gespräch mit Ihnen. Wie sind Sie dazu gekommen, an unserer Fakultät das Studium der Energie- und Gebäudetechnik zu absolvieren?
Stefan Mewes (Me): Ich hatte zunächst in einem ausführenden Betrieb der Gewerke Heizung/Lüftung/Sanitär eine Ausbildung zum technischen Zeichner absolviert. Heute trägt diese Berufsausbildung die Bezeichnung technischer Systemplaner. Bereits während der Ausbildung wurde mir klar, dass ich in diesem Bereich weiter arbeiten möchte. Ich wollte mich aber noch weiterbilden und den Gesellenbrief als Fundament nutzen. Bei der Recherche über berufliche Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie durch Gespräche mit meinen damaligen Arbeitskollegen hatten sich dann zwei Ideen entwickelt. Ich hätte entweder die Ausbildung zum staatlich geprüften Techniker an einer Fachschule oder ein Ingenieursstudium beginnen können. Letztendlich habe ich mich dann für ein Studium der Energie- und Gebäudetechnik entschieden, weil durch das breite Grundlagenspektrum ein vielfältigerer Bereich abgedeckt werden kann.
Pe: Wie war der Verlauf Ihres Studiums? Welche Vertiefungsrichtung haben Sie gewählt?
Me: Während der Studienzeit ging es mir wie vielen meiner Kommilitonen auch. Es gab ein sich abwechselndes Auf und Ab. Ich habe mich vor allem anfangs mit einigen Grundlagenfächern, wie z.B. Mathe oder Chemie schwer getan. Die technischen Fächer in der höheren Semesterlage, beispielsweise Strömungstechnik, Energie- und Kältetechnik oder auch Heizungstechnik hatten mir persönlich mehr Spaß gemacht. Doch auch hier war das Studium zwischenzeitlich sehr zeitaufwändig und mit einem hohen Lernpensum verbunden. Die Gruppenarbeit und Zusammenarbeit mit meinen Kommilitonen haben einiges zur Auflockerung beigetragen. Als Vertiefungsrichtung hatte ich Gas- und Heizungstechnik ausgewählt und mich in einer Projektarbeit mit Leitungsverlusten in Verteilnetzen auseinandergesetzt.
Pe: Mit welchem Thema hatten Sie sich in Ihrer Bachelorarbeit beschäftigt?
Me: Dabei ging es um die energetische Optimierung eines Ferienparks mit dem Schwerpunkt der Anlagenhydraulik und Regelung. Das Thema hatte mich auch damals schon sehr interessiert und so kam es zu einem eher fließenden Übergang in den Berufseinstieg.
Pe: Es ging also nach dem Studienabschluss als Bachelor of Engineering gleich weiter?
Me: Ja, das ist richtig. Während ich bei meinem heutigen Arbeitgeber, also der Tschiskale GmbH, noch an meiner Bachelorarbeit schrieb, hatte ich mich bereits dazu entschieden, noch ein berufsbegleitendes Masterstudium zu absolvieren. Daher war ich auf der Suche nach einer gut geeigneten Teilzeitstelle. Glücklicherweise hatte mir mein Chef ein entsprechendes Jobangebot gemacht. Da mir die technische Herangehensweise zur Optimierung von Anlagen sowie die Bereitschaft unkonventionelle und damit innovative Wege zu gehen, wie in meiner Bachelorarbeit gut gefallen hat, musste ich nicht lange überlegen und habe das Angebot angenommen. Zumal ich angenommen hatte, gerade hier als Berufsanfänger viel lernen zu können. Und rückblickend war das auch so. Gerade im Bereich der Regelungstechnik und Hydraulik konnte ich noch viel Neues entdecken und aneignen, was vor allem daran liegt, dass es sich bei der Tschiskale GmbH um eine ausführende Firma handelt, welche ein breites Leistungsspektrum von der Planung über den Bau der Anlagen bis hin zur Inbetriebnahme abdeckt. Somit bekomme ich immer wieder einen Überblick über die Machbarkeit von theoretischen Ansätzen.
Pe: Nach dem Masterabschluss folgte dann erneut die Stellensuche?
Me: Nein. Auch da bekam ich ein Stellenangebot, das ich ohne lange zu überlegen
annahm. Mein bisheriger Arbeitgeber bot mir erneut eine Arbeitsstelle an. Dieses Mal war es sogar
eine Vollzeitstelle. Das war eine tolle weitere Chance. Ich habe damals echt Glück gehabt und
musste nicht wie andere Absolventen einige Bewerbungen schreiben, um an einen passenden
Arbeitsplatz zu kommen. Allerdings würde ich jedem Studenten empfehlen, bereits während des
Studiums einige Betriebe durch ein paar Ferienjobs und Praktika kennen zu lernen. Oftmals hat dies
den Berufseinstieg schon erheblich erleichtert, wenn man als angehender Absolvent mit seinen
Arbeitsqualitäten vorab überzeugen konnte.
Pe: Welcher Aufgabe gehen Sie derzeit nach?
Me: Ich beschäftige mich mit sehr vielen Bereichen der Ingenieurstätigkeit. Das ist eigentlich die klassische Variante, wie ich Sie noch aus der Zeit als Azubi kenne. Jetzt betrachte ich die Arbeit natürlich von einem anderen Blickwinkel aus und trage wesentlich mehr Verantwortung. Grob umrissen bedeutet das Aufgabengebiet von der ausgehenden Planung über die Begleitung der Ausführungsphase bis hin zur Inbetriebnahme (in kleineren Teilbereichen) der Anlagen. Natürlich kann ich immer mit der Unterstützung meines Vorgesetzten rechnen. Mir macht vor allem die abwechslungsreiche Tätigkeit sehr viel Spaß. Bei einem sehr breiten Spektrum in den einzelnen Bereichen ist allerdings auch klar, dass man nicht mehr so gut in Einzeldisziplinen sein kann. Ingenieure, die sich nur auf Teilbereiche spezialisieren möchten, werden sich in diesem Arbeitsgebiet eher nicht bewegen. Hier muss jeder vorab für sich entscheiden, welche Arbeitsweise mehr zusagt und wo er seine berufliche Zufriedenheit finden möchte.
Pe: Sie scheinen mit Ihrer Arbeit sehr zufrieden zu sein. Wie wird es beruflich weitergehen?
Me: Zunächst bleibe ich in dem Unternehmen! Hier macht mir die technische Arbeitsweise sehr viel Spaß. Trotzdem denke ich grundsätzlich, dass es auch von Vorteil sein kann, sich verschiedene Betriebe anzuschauen und somit verschiedene Herangehensweisen an bestimmte Aufgabenstellungen kennen zu lernen.
Pe: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Mewes. Wir wünschen alles Gute und weiterhin viel Erfolg! Verraten Sie uns noch schnell Ihren „goldenen Tipp“ für unsere Studierenden?
Me: Ich habe während meiner Studienzeit versucht, besonders in den Bereichen, die mir etwas schwerer fielen, die Hintergründe besser zu verstehen. Dabei haben mir auch die Praktika und Ferienjobs geholfen, die manchmal doch recht trockene Theorie in der Praxis anzuwenden. Grundsätzlich halte ich es für sehr wichtig, auch parallel zum Studium etwas Praxiserfahrung in verschiedenen Berufsbereichen zu sammeln. Dies möchte ich besonders Studierenden empfehlen, die noch nicht genau wissen, wo sie später tätig sein möchten. Die späteren Einsatzgebiete sind so vielfältig. Forschung/Entwicklung, Industrie/Handwerk, Planung/Ausführung – um nur einige zu nennen. Ein Praktikum bietet die Möglichkeit, in einem begrenzten Zeitraum einen kurzen Einblick zu erhalten und erleichtert die spätere Auswahl ungemein. Also, auf in die Berufswelt!