Zeitzeug*innen im Interview
Doris Klinke
Doris Klinke begann ihre Tätigkeit 1988 beim Institut für Fahrzeugbau, der ersten Hochschuleinrichtung am Campus Wolfsburg. Als 1991 der Fachbereich Wirtschaft gegründet wurde, übernahm sie dort bis 2012 die Stelle der Dekanatssekretärin.
Ostfalia-Redaktion:
Frau Klinke, wie sah es am Campus Wolfsburg zum Beginn Ihrer Tätigkeit aus?
Doris Klinke:
Am Standort Wolfsburg hat alles im Jahr 1988 mit der Eröffnung des Instituts für
Fahrzeugbau begonnen. Dort habe ich von Beginn an als Dekanatssekretärin gearbeitet.Gestartet sind
wir in den 1980er Jahren mit einer Handvoll Studierenden, wenigen Vorlesungsräumen, Beschäftigten
und Lehrenden. Diese Anfangszeit hatte für mich ihren Charme: Wir alle schätzten die familiäre
Atmosphäre in Wolfsburg sehr. Wir haben klein angefangen und den Standort dann schrittweise
aufgebaut. In den ersten Jahren kannte ich noch alle Studierenden und konnte sie mit Namen
ansprechen – das war später natürlich nicht mehr möglich. Auch im Fachbereich Wirtschaft, der im
Jahr 1991 gegründet wurde, haben wir uns diese familiäre Atmosphäre behalten. Ein Büro, ein
Kopierraum und drei Vorlesungsräume – so fing alles an! Heute denke ich gerne an diese Anfangszeit
und diese besondere Atmosphäre zurück.
Ostfalia-Redaktion:
Sie sind am Campus Wolfsburg eine Frau der ersten Stunde. Welche Herausforderungen
bestanden im Aufbau des Standorts?
Doris Klinke:
In den Anfängen gab es in Wolfsburg viele Herausforderungen. Das lag daran, dass
der Campus schrittweise aufgebaut wurde und die Strukturen erst geschaffen werden mussten. Wir
hatten nur wenige Vorlesungsräume und sind deshalb für einige Veranstaltungen in Räume benachbarter
Schulen ausgewichen. Zunächst mussten auch die Vorlesungsräume technisch ausgestattet werden und
von einem Campusleben konnte man zu dieser Zeit noch nicht sprechen. Wir waren von Beginn an direkt
in der Innenstadt – im Herzen von Wolfsburg – gelegen. Die Infrastruktur war zu dieser Zeit noch im
Aufbau. Viele Studierende sind zu Fuß, mit der Bahn oder dem Auto zu uns gekommen und die Nachfrage
nach Parkplätzen stieg. Eine Mensa gab es zunächst auch nicht, sodass die Studierenden von uns
Essensmarken für Lokale in der Nähe erhielten. In der Lehre wurde anfangs viel über Lehrbeauftragte
abgedeckt, denn die Professorinnen und Professoren wurden erst nach und nach berufen. Mit der Zeit
sind immer mehr Räume, Studierende und Studiengänge dazu gekommen – dies waren die
Herausforderungen der Anfangszeit.
Ostfalia-Redaktion:
Gab es eine Person an der Hochschule, die Sie besonders geprägt hat?
Doris Klinke:
Ich kann keine konkrete Person benennen. Ich kann nur sagen: Geprägt hat mich das
Leben! Ich war eine Mutter mit zwei Kindern und habe in meiner Situation immer viel Unterstützung
erfahren. Geprägt hat mich in Wolfsburg besonders das Miteinander. In meiner Zeit an der Hochschule
habe ich viele neue Gesichter kennengelernt. Zur Arbeit bin ich in den ganzen Jahren sehr gerne
gegangen und war auch stets zufrieden mit dem kollegialen Umfeld. Es war einfach ein herzliches
Verhältnis untereinander! Auch deshalb bestehen bis heute Freundschaften zu ehemaligen Kolleginnen
und Kollegen.
Ostfalia-Redaktion:
Prüfungsphasen, Credit-Points und Stundenpläne: In Ihrer Funktion hatten Sie im
Dekanat direkten Kontakt zu Lehrenden, Studierenden sowie der Verwaltung und haben den
Studienalltag täglich miterlebt. Ist Ihnen eine Anfrage bzw. skurrile Situation besonders in
Erinnerung geblieben?
Doris Klinke:
Als Erstes möchte ich sagen: Ich hatte für die Studierenden immer ein offenes Ohr
und habe versucht, sie im Studium zu unterstützen. Deshalb fallen mir auch zwei Situationen aus
meiner Zeit an der Hochschule ein, die meine Rolle ganz gut beschreiben:
Zum einen erinnere ich mich an eine eher ungewöhnliche Anfrage am Telefon. Draußen war gerade
ein Sturm aufgezogen und als vormittags das Telefon klingelte, sprach ich mit der Tochter einer
unserer Studierenden. Das Mädchen sagte, dass sie Angst vor dem Sturm habe und ob sie kurz mit
ihrer Mutter sprechen könnte. So habe ich ihre Mutter kurzerhand aus dem Hörsaal ans Telefon
geholt.
Die zweite Situation, an die ich mich erinnere, spricht auch für die familiäre Atmosphäre
bei uns. Ich habe am 20. September Geburtstag – also immer zum Beginn des Semesters. Eines Tages
stand eine ganze Vorlesung bei mir im Büro, um mir persönlich zu gratulieren. Professor Rinne, der
Leiter des Instituts für Fahrzeugbau, hatte seine Studierenden gebeten, mir einen kurzen
Geburtstagsbesuch abzustatten. Ein wundervoller Augenblick und sehr viel Wertschätzung!
Ostfalia-Redaktion:
Jedes Semester kamen viele neue Studierende an die Hochschule und starteten in den
Studienalltag. Welche Frage haben Sie im Sekretariat am häufigsten beantwortet?
Doris Klinke:
Die Top 3 der häufigsten Fragen sind für mich: Wo können wir parken? Wo bekomme ich
ein Zimmer her? Wo können wir in Wolfsburg etwas essen?
Ostfalia-Redaktion:
Was haben Sie aus Ihrer beruflichen Tätigkeit an der Hochschule mitgenommen?
Doris Klinke:
Mitgenommen habe ich vor allem die Erinnerung an ein erlebnisreiches und familiäres
Arbeitsleben. Es war immer ein freundschaftliches Miteinander, ein schöner Zusammenhalt und eine
große Offenheit. Diese Offenheit habe ich im Beruf stets gelebt, sodass meine Tür auch sinnbildlich
immer offenstand. Die Reaktionen darauf habe ich als sehr positiv erlebt.
Ostfalia-Redaktion:
Was möchten Sie der Hochschule zum 50-jährigen Bestehen gerne sagen?
Doris Klinke:
Ich wünsche der Hochschule, dass sich auch in Zukunft viele junge Leute für ein
Studium in Wolfsburg begeistern können und die Stadt bereichern. Auch hoffe ich, dass alle vier
Standorte der Hochschule weiterhin wachsen und interessante Studienangebote schaffen. Abschließend
wünsche ich allen Beschäftigten der Hochschule, dass ihnen ihre Arbeit genauso viel Spaß macht wie
mir. Bei der Arbeit an der Hochschule ging es mir immer gut!