Prof. Dr. Felix Miedaner mit Wilfried-Lorenz-Versorgungsforschungspreis ausgezeichnet

  • 15.10.24 08:00
  • Doris Zweck

Prof. Dr. Felix Miedaner von der Fakultät Gesundheitswesen der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften ist mit dem Wilfried-Lorenz-Versorgungsforschungspreis ausgezeichnet worden. Miedaner erhielt den Preis gemeinsam mit Prof. Dr. Ludwig Kuntz (Universität zu Köln), Dr. Kerstin Wellermann (Universität zu Köln), Prof. Dr. Bernhard Roth (Universität zu Köln) und Prof. Dr. Stefan Scholtes (University of Cambridge) für die herausragende Arbeit „Service Quality Implications of Long Periods of Consecutive Working Days: An Empirical Study of Neonatal Intensive Care Nursing Teams“. Der Preis wird vom Deutschen Netzwerk Versorgungsforschung (DNVF) e.V. in Erinnerung an das Ehrenmitglied des DNVF, Prof. Dr. Wilfried Lorenz (1939-2014), verliehen.

Versorgungsforschungspreis_Miedaner_Jan Kulke (von links nach rechts:) Jörg Lorenz, Alexander Lorenz, Margit Lorenz, Anna Levke Brütt, Felix Miedaner, Wolfgang Hoffmann, Juliane Köberlein-Neu

„Wir freuen uns sehr über diese besondere Anerkennung unserer Arbeit und hoffen, mit unseren Ergebnissen zur weiteren Verbesserung der Versorgungsqualität beitragen zu können“, sagt Felix Miedaner.

Die 17-köpfige Jury, unter Leitung von PD Dr. Anna Levke Brütt (UKE Hamburg), wählte im Gutachterverfahren die Studie aufgrund der hohen methodischen Qualität und der besonderen Relevanz für den Einsatz des Fachpersonals in der Patientenversorgung aus. Ebenso bewertete die Jury positiv, dass durch die Publikation der Ergebnisse im Fachjournal Manufacturing & Service Operations Management die Entscheiderebene für die Umsetzung der in der Studie empfohlenen Implikationen adressiert wurde.

Vergeben wurde der Preis am Mittwoch, 25.09.2024, im Rahmen des Deutschen Versorgungsforschungskongresses. Die Studie untersucht die Auswirkungen unmittelbar aufeinanderfolgender Arbeitstage ohne dazwischen liegende Ruhetage auf die Versorgungsqualität in der neonatologischen Intensivpflege. Miedaner erläuterte in einem Vortrag auf dem Kongress, dass der Ausgangspunkt dieser Analyse die gängige Praxis sei, dass Krankenhäuser ihre Personalrichtlinien häufig auf sichere tägliche Kennzahlen wie das Verhältnis von Pflegekraft zu Patient stützen. Es bestünde weitgehend wissenschaftlicher Konsens, dass eine damit einhergehende angemessene Personalausstattung in der Pflege positive Effekte auf die Versorgungsqualität habe. In der Praxis sehen sich Krankenhäuser jedoch mit der Herausforderung konfrontiert, auf unvorhergesehene Nachfrageanstiege und/oder Personalengpässe reagieren zu müssen. In solchen Situationen werde häufig auf Pflegekräfte zurückgegriffen, die zusätzliche aufeinanderfolgende Arbeitstage übernähmen, um Personalengpässe zu überbrücken. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass diese Vorgehensweise, obwohl sie kurzfristig Personalprobleme scheinbar löst, unbeabsichtigt die Versorgungsqualität und -sicherheit negativ beeinträchtigen kann. Das bestehende Personal einfach länger arbeiten zu lassen, sei also keine Alternative zu einer höheren Personalausstattung.

Die Analyse der Forschenden basiert auf Längsschnittdaten von 62 neonatologischen Intensivstationen in Deutschland. Dabei wurde die Zeit von der Aufnahme bis zur vollständigen enteralen Ernährung bei 847 Frühgeborenen mit niedrigem Geburtsgewicht untersucht. In der Versorgung gehe eine frühzeitigere vollständige enterale Ernährung mit einer besseren Entwicklung des Kindes und der Vermeidung von Komplikationen einher. Neben dem täglichen Verhältnis von vorhandenen Pflegekräften zu Patienten als Indikator für Personalausstattung wurde unter anderem auch die Komplexität der Patientenfälle berücksichtigt. Die Ergebnisse der statistischen Analysen erlaubten eine kausale Interpretation: Länger aufeinanderfolgende Arbeitstage des eingesetzten Pflegeteams wirkten sich negativ auf die Versorgungsqualität aus. Dieser Effekt verstärke sich besonders an Tagen mit unzureichender Personalausstattung und hänge von der Komplexität der betreuten Patienten ab. Der gemeinsame Einfluss von schlechter Personalausstattung und einem hohen Niveau von unmittelbar zusammenhängenden Arbeitstagen wirke sich dabei besonders auf Patienten mit weniger komplexem Versorgungsbedarf aus. Die personelle Versorgung dieser Kinder sollte in solchen Situationen daher klar geregelt sein, so die Empfehlung der Studie.

 

Bild: Jan Kulke

Text: Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung (DNVF) e.V. / N. Piltz

 

 

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