Seit 1. Feburar 2024 ist Prof. Dr. Melanie Lietz an der Ostfalia Fakultät Gesundheitswesen im Bachelorstudiengang "Kindheitspädagogik und Gesundheit" Professorin für Kindheitspädagogik mit dem Schwerpunkt Bildung und Gesundheit. In unserem Interview erfahren Sie mehr über sie:
Was haben Sie vor Ihrem Ruf an die Ostfalia in Wolfsburg gemacht?
Ich komme aus einem nichtakademischen familiären Kontext. In einem kleinen Dorf in Niedersachsen aufgewachsen, hat es mich nach dem Abitur und einem Freiwilligen Sozialen Jahr zum Studieren nach Köln ins Rheinland gezogen. Die bis dahin gemachten Erfahrungen haben mich positiv geprägt. So ist es sicherlich kein Zufall, dass ich mich für das Studium „Lehramt für Sonderpädagogik“ mit den Förderschwerpunkten „Geistige Entwicklung“, „Sprache“ und „Lernen“ entschieden habe. Aufgewachsen als einziges Mädchen von drei weiteren Geschwisterkindern mit Behinderungen interessierten mich schon sehr früh Themen wie beispielsweise „Gesundheit-Krankheit“, „Vielfalt“, „Diversität“ und „ Anderssein“ sowie die daran geknüpften Fragen danach, wie es gelingen kann, Partizipation und Teilhabe für Kinder mit individuellen Entwicklungsvoraussetzungen zu ermöglichen. Weitere Fragestellungen danach,
bilden für mich ebenso zentrale Zugänge. All diese Kernthemen finden sich in meiner gesamten beruflichen Biografie und meinen bisherigen beruflichen Tätigkeiten wieder.
Zentrale Stationen meiner beruflichen Biografie sind zum Beispiel meine langjährige Tätigkeit an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln – zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Dekanat, am Lehrstuhl und in verschiedenen Drittmittelprojekten sowie zuletzt als Akademische Rätin (unbefristet) und in der Vertretung der C4-Professur „ Bewegungserziehung und Bewegungstherapie in Heilpädagogik und Rehabilitation“.
Mein Weg führt 2020 weiter in das LVR-Landesjugendamt als Teamleitung “Fachthemen und Fortbildung“ in die Abteilung „Schutz von Kindern in Kindertageseinrichtungen. Qualitätsentwicklung. Qualifizierung“ des Fachbereichs „Kinder und Familie“.
Die berufliche Reise setzt sich im Jahr 2023 vom Landschaftsverband Rheinland als überörtlichen Träger der Kinder- und Jugendhilfe fort in der Regionaldirektion Rheinland der Unfallkasse NRW als Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand (UK NRW). Hier bin ich als Referentin für Sicherheit und Gesundheit in Kindertageseinrichtungen und Hochschulen tätig gewesen, bevor ich den Ruf auf die Professur an die Ostfalia erhalten und angenommen habe. Meine noch laufende Weiterbildung zur Systemischen Beraterin (DGSF/ DGfB) schließe ich voraussichtlich zum Ende des Jahres 2024 ab.
Wo liegt der Fokus Ihrer Professur?
Die Schwerpunkte meiner Professur Kindheitspädagogik liegen in der Fokussierung von „Bildung“ und „Gesundheit“. Diese vereinen meine bisherigen beruflichen Stationen sehr gut miteinander. Neben der wissenschaftlichen Auseinandersetzung ist für mich die vertiefte Beschäftigung mit den gesetzlichen Grundlagen sehr spannend, da diese über eine rein wissenschaftlich-fachliche Betrachtung ganz klar hinaus gehen.
Worauf freuen Sie sich am meisten?
Auf die Lehre, die Forschung, die Beratung und auch die lebhaft geführten Diskussionen zu gesellschafts-, bildungs- und gesundheitsrelevanten Themen: Am meisten freue ich mich aber darauf, dass ich die Studierenden gemeinsam mit einem starken Team an meiner Seite, einen Teil Ihres beruflichen Werdegangs intensiv fachlich wie beratend begleiten werde, um sie auf die Bildungsarbeit mit jungen Menschen und den Kleinsten unserer Gesellschaft als gesellschaftlich bedeutsame, hoch anspruchsvolle und verantwortungsvolle Aufgabe vorzubereiten.
Was ist Ihnen in der Lehre wichtig?
Mir ist eine enge Theorie-Praxis-Verzahnung wichtig, damit der Transfer in die Praxis der Vielfalt kindheitspädagogischer Handlungsfelder gut gelingt. Die Lehre ist dabei als aufeinander aufbauenden Dreiklang zu verstehen:
Dieser Dreiklang der Lehre ist mir wichtig, um die Studierenden auf dem Weg hin zum professionellen kindheitspädagogischen Handeln wissensbasiert, erfahrungsorientiert und kritisch (selbst)reflektierend zu begleiten.
Was geben Sie Studierenden mit auf den Weg?
Ich gebe den Studierenden gerne mit auf den Weg, die Veranstaltungen als Erprobungsfeld Ihres eigenen aktuellen und künftigen beruflichen Tuns zu verstehen. Die Zeit des Studiums ist eine sehr wertvolle Zeit der vertieften fachlichen wie persönlichen Auseinanderung, in der es um die Entwicklung einer eigenen Positionierung im Feld sowie der eigenen Professionalisierung als angehende Kindheitspädagoginnen und Kindheitspädagogen geht.
Dazu gehören nicht nur die Wissensaneignung und praktische Erprobung des Gelernten in die eigene Praxis, sondern ebenso der Austausch mit den anderen Studierenden sowie der Aufbau eines eigenen Netzwerkes bestehend aus Studierenden und Lehrenden als zukünftige Kolleg*innen (Öffnung nach innen) sowie einer Erweiterung des Netzwerkes mit der „kommunalen Familie“ und der kindheitspädagogischen Landschaft (Öffnung nach außen):
„Liebe Studierende, nutzen Sie diese vorhandenen Expertisen und die damit verbundene Chance, um Bildung und Gesundheit als wertvolle Ressourcen in Ihre berufliche Praxis zu tragen. Nur mit Ihnen zusammen wächst unser kindheitspädagogisches Mosaik und kann größer, bunter, vielfältiger, vernetzter und vor allem vollständiger werden“.
Prof. Dr. Melanie Lietz
Im Rahmen der interdisziplinären Ringvorlesung Bildung und Gesundheit hält Frau Prof. Dr. Lietz am 22. Mai 2024 den Vortrag "Bewegung in Bildung und Gesundheit – Impulse für eine Kindheitspädagogik der Vielfalt" zu dem alle Interessierten herzlich eingeladen sind.
Nähere Informationen zu Frau Prof. Dr. Lietz, ihrem Vortrag sowie zum Programm der Ringvorlesung finden Sie hier.