MiMEC - Modellbasierte Konzeption und Bewertung von Industrie 4.0-Lösungen zur Vernetzung mechatronischer Komponenten in Produktionsanlangen durch Digitalisierung
Ziel des Verbundprojekts Synus, ist die Entwicklung wissenschaftlicher Methoden und Werkzeuge
zur simulationsgestützten, vorausschauenden Bewertung von I4.0-Lösungen in unterschiedlichen
Unternehmensbereichen wie der Produktentwicklung, der Produktionsplanung und der Produktion. Die so
entstehende fundierte Wissensbasis wird vor allem zur Unterstützung kleiner und mittlerer
Unternehmen (KMU) bei der Einführung von I4.0-Lösungen in deren cyber-physischen
Produktionssystemen (CPPS) genutzt. Dies beinhaltet zum einen eine Sammlung derzeitig auf dem Markt
verfügbarer I4.0-Lösungen und zum anderen die Simulation und Bewertung von Auswirkungen auf den
gesamten Wertschöpfungsprozess, welche voraussichtlich durch deren Einsatz im CPPS entstehen.
Hierfür wird eine Simulationsumgebung mit verschiedenen Simulationswerkzeugen der unterschiedlichen
Domänen geschaffen.
Wie in der folgenden Abbildung veranschaulicht, deckt die Simulationsumgebung die gesamte
Produktentstehung, insbesondere die Produktentwicklung, Produktionsplanung und Produktion ab. Die
Integration der verschiedenen Disziplinen mit all ihren komplexen Wechselwirkungen aus der
physischen und der Cyber-Welt ermöglicht eine ganzheitliche Lösung zur individuellen Bewertung der
verschiedenen I4.0-Lösungen bzw. deren Auswirkungen für das Produktentstehungssystem der KMU.
Abbildung 1: Das cyber-physikalischen Produktionssystem zur Untersuchung der
I4.0-Lösungen
Forschungsschwerpunkt von MiMEC ist zum einen die Simulation und Modellierung der vernetzten
mechatronischen Komponenten der Produktionsanlangen sowie der analysierten I4.0-Lösungen. Zum
anderen sollen
fahrerlose Transportfahrzeuge
(FTF, englisch Automated Guided Vehicle, AGV) durch vollständige digitale Vernetzung
systematisch in die Abläufe intelligenter CPPS integriert werden.
In der folgenden Abbildung ist exemplarisch eine autonome Produktionsanlage dargestellt, mit
der unter Einsatz von I4.0-Lösungen kundenindividuelle Produkte mit sehr kleinen Losgrößen bis hin
zur Einzelstückfertigung hergestellt werden können. Hierfür wird im Zuge von I4.0 wird immer mehr
intelligente Hard- und Software, wie Smart Sensors, Smart Aktors oder künstliche Intelligenz in den
Produktionsanlagen eingesetzt. Durch den Einsatz moderner Informationstechnik, wie RFID, IoT oder
drahtloser Kommunikation, werden Produktionsakteure digital miteinander vernetzt, wodurch es ihnen
möglich wird Produktentstehungsprozesse durch den Austausch von Informationen selbstständig zu
verbessern. Beispielsweise lassen sich damit selbstorganisierte Tätigkeiten, wie das automatisierte
Beschaffen von Werkzeugen oder Ersatzteilgen durch ein FTF veranlassen.
Abbildung 2: Individuelle I4.0-Produktionslinie basierend auf IoT-Technologie
Um die Komplexität des zu untersuchenden CPPS zu beherrschen und das CPPS in der Simulationsumgebung modellieren sowie simulieren zu können, muss es zunächst mittels der mechatronischen Strukturierung in die hierarchisch angeordneten Funktionsmodule unterteilt werden. Die enthaltenen Funktionsmodule zur Realisierung der autonomen Produktion einer Produktionsanlage sind mit eindeutig definierten physikalischen und informationstechnischen Schnittstellen in horizontaler und vertikaler Richtung angeordnet. In der folgenden Abbildung werden alle wesentlichen Funktionen der Informationsverarbeitung innerhalb eines FTF zur Realisierung des autonomen Gütertransportes beispielhaft dargestellt.
Abbildung 3: Modularisierung und hierarchische Strukturierung der modellbasiert ausgelegten Funktionen eines FTF
Im Anschluss an die hierarchische Strukturierung werden einzelne Module oder Funktionen modellbasiert ausgelegt und gemäß den definierten Schnittstellen in einem Bottom-Up-Verfahren integriert. So auch eine der wesentlichen Funktionen des autonomen Gütertransportes mit FTF: Das Auftragsmanagement dient zur Verwaltung der Transportaufträge und Integration der FTFs in die Produktion. Um die Flexibilität und auch den Automatisierungsgrad der FTFs - gegenüber der zentralen Leitsteuerung von konventionalen FTFs, die der Koordination mehrerer FTFs dient und die Integration des FTF in die innerbetrieblichen Abläufe übernimmt - zu erhöhen, wird ein dezentrales, selbstoptimiertes Auftragsmanagement des im Rahmen des Teilprojekts entwickelt. Die wesentlichen Teilfunktionen und der Informationsfluss des dezentralen Auftragsmanagements werden in der folgenden Abbildung veranschaulicht.
Abbildung 4: Dezentrale selbstoptimale Auftragsentscheidung eines FTF
Die Transportaufträge werden von den Produktionsmaschinen erstellt und anschließend den FTFs per WLAN-basierter Kommunikation erteilt, damit das Produkt durch eines der FTFs an einen Lagerort oder zu einer anderen Produktionsmaschine transportiert wird. Die FTFs planen anhand der gegebenen Zielposition des Auftrags mithilfe ihrer Navigationsfunktion eine Route von ihrer jeweiligen aktuellen Position. Gleichzeitig schätzt jedes FTF für die eigene Route die Transportdauer und den Energieverbrauch ab. Mithilfe von künstlicher Intelligenz werden die Fahrtkosten für diesen Auftrag berechnet. Über das Kommunikationsmodul tauschen die FTFs die jeweiligen Fahrtkosten direkt miteinander aus, sodass eine gemeinsame Entscheidungsfindung stattfindet, welches FTF diesen Transportauftrag übernehmen und durchführen soll.
Projektbearbeitung:
- Teilprojektleitung: Prof. Dr.-Ing. Xiaobo Liu-Henke
- Teilprojektmitarbeiter: Jie Zhang, M. Eng.
Nachwuchsförderung: Im Rahmen des Projekts ist eine umfangreiche Förderung des Ingenieursnachwuchses vorgesehen. Kern dieser Förderung ist neben zahlreichen studentischen Arbeiten eine kooperative Promotion.
Wissenschaftliche Partner - Synus:
- Prof. Dr.-Ing. Thomas Vietor | Technische Universität Braunschweig | Institut für Konstruktionstechnik
- Prof. Dr.-Ing. Christoph Herrmann | Technische Universität Braunschweig | Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik
- Prof. Dr. Thomas S. Spengler | Technische Universität Braunschweig | Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion
- Prof. Dr. Andreas Rausch | Technische Universität Clausthal | Institute for Software and Systems Engineering
Wirtschaftliche Parter - MiMEC:
- IPR Industrielle Prozess- und Regeltechnik GmbH
- Sandmann Innovation GmbH
- Verein Deutscher Ingenieure Braunschweiger Bezirksverein e.V.
- Wirtschaftsförderung des Landkreises Wolfenbüttel
- Wirtschafts- und Innovationsförderung Salzgitter GmbH
Förderung: Das Projekt wird unter dem Förderkennzeichen ZW 6-85012454 vom EFRE-Fonds der EU gefördert.