Erfahrungsbericht von Jessica Wittmaier zum Auslandsstudium in Bangkok
Ich studiere im Masterstudiengang „International Law and Business“ mit der Vertiefung in
Personalmanagement an der Fakultät Recht der Ostfalia Wolfenbüttel. Ich habe von August bis
Dezember 2017 mein Auslandssemster an der Siam University in Bangkok, Thailand absolviert. Ich habe
mir dieses Auslandsstudium selber organisiert und war als sogenannter „Free Mover“ an der
Universität.
Ich habe mich mit dem Gedanken ins Ausland zu gehen
zum ersten Mal in meinem Bachelorstudium befasst. Damals wollte ich gerne ein Auslandssemster
machen, um die englische Sprache zu trainieren und kulturelle Erfahrungen zu sammeln. Leider hatte
es damals nicht geklappt und so war ich sehr froh, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, mein
Vorhaben im Master umzusetzen. Ich habe Anfang des Jahres 2017 angefangen, mir Informationen zu
Ländern und Universitäten zu beschaffen. Da ich von vornherein nach Südostasien wollte, grenzte ich
die Universitäten schnell ein und stellte fest, dass die Ostfalia leider nicht so viele
Partneruniversitäten in diesem Teil der Erde hat.
So entschied ich mich auf eigene Faust zu recherchieren und
mich für eine Uni zu entscheiden.
Trotzdem haben mir die interkulturellen Veranstaltungen zum Thema Auslandssemster der
Ostfalia sehr weitergeholfen. Dort konnte ich viele Fragen klären und einen Plan für mein weiteres
Vorhaben aufstellen. Mir waren die Kurse, die ich belegen wollte, sehr wichtig und ich grenzte die
Zahl der infrage kommenden Universitäten schnell ein, da einige nicht das anboten, was ich belegen
wollte. Um vor Ort auch Kurse zu besuchen, die ich mir an der Ostfalia anrechnen lassen konnte,
stand ich schon von vornherein mit den Lehrenden in Kontakt. Letztendlich habe ich über eine
Organisation, die sich mit dem Vermitteln von Studenten an Universitäten in Asien befasst, einen
Studienplatz an der Siam University in Bangkok erhalten. Damit die Kurse, die ich belegte,
angerechnet werden, habe ich vorab ein Learning Agreement abgeschlossen.
Als dann die Universität und die Stadt feststanden, mussten
natürlich viele Dinge geklärt und beantragt werden. Ich begann unzählige Blogs und Informationen
von Websites zu der Wohn- und Lebenslage in Bangkok zu studieren. Ich beantragte mein Visum und
schloss eine Auslandskrankenversicherung ab. Ich lernte, dass es das einfachste war, direkt vor Ort
nach einer Wohnung zu suchen, da man sich ansonsten eventuell auf etwas einlässt, was nicht dem
entspricht, was vereinbart war. In der Gegend der Siam University war es jedoch einfach eine kleine
Wohnung zu bekommen, da viele Wohnblöcke drumherum auf die ausländischen Studenten der Universität
eingestellt sind. So habe ich eine Einraumwohnung im 9. Stock bewohnt und konnte den hauseigenen
Pool und ein Fitnessstudio genießen (was in Bangkok fast selbstverständlich ist).
Als es dann endlich soweit war und ich in Bangkok ankam, war ich wirklich überwältigt. Es
waren natürlich viele neue Eindrücke und Erfahrungen, die ich in dieser Anfangszeit machte, aber
die Siam University hat uns neue Studenten gut eingegliedert. Auch wenn es mit der Kommunikation
etwas schwerfällig lief, gab es an den richtigen Stellen die richtigen Personen, die uns mit allen
nötigen Informationen ausrüsteten und uns immer zur Hilfe kamen.
Die Siam University liegt im Westen von
Bangkok, ziemlich weit entfernt vom üblichen Touristengebiet, aber dennoch nahe genug, um diese
Gegenden bequem mit dem Bus oder dem Skytrain (BTS) zu erreichen. In der Gegend um die Universität
selbst ist auch sehr viel Trubel und es gibt viel zu entdecken. Der Campus selbst ist eher klein,
aber grün und bietet alles, was man von einer privaten Universität erwarten kann. Vor allem die
Kantinen und Parks sind die Orte, wo sich die Studenten gerne treffen. Auch alle zusätzlichen
Aktivitäten, wie Cheerleader-Wettbewerbe, Sporttage, buddhistische Feste und vieles mehr finden auf
dem Campusgelände statt.
Ich habe sechs Kurse an der Siam University belegt, zwei davon waren wichtig für die
Anerkennung meiner Kurse an der Ostfalia. Die Auswahl der Kurse war komplizierter als erwartet. Die
im Vorfeld eingereichten und abgestimmten Kurse waren teilweise nicht verfügbar und wurden nicht
angeboten. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich wirklich herausgefunden hatte, wie ich mich für die
Kurse anmelden konnte. So bemüht die Universität versuchte eine Lösung zu finden, einige Studenten
mussten letztendlich ganz andere Kurse wählen als sie am Anfang wollten. Ich war froh, dass meine
beiden Kurse doch angeboten wurden und ich sie erfolgreich abschließen konnte.
Neben zwei Kursen mit einem HR-Fokus (Communication in
Management und Human Ressource Management), habe ich auch einen Thai Language Kurs, einen Physical
Education Kurs sowie die Kurse International Business Management und Leadership & Change
Management besucht. Alle Kurse waren sehr interessant und unterschiedlich. Sie waren in Halbzeit-
und Abschlussprüfungen unterteilt. Einige beinhalteten auch Referate, Gruppen- und Hausarbeiten.
Jeder Kurs fand an drei Stunden in der Woche statt, jedoch lag der Fokus in den jeweiligen Kursen
in unterschiedlichen Punkten. Die beiden HR-Kurse waren sehr von Gruppenarbeiten und Hausarbeiten
geprägt, International Business Management und Leadership & Change Management waren eher
referatsorientiert aufgebaut.
Die teilweise andere Art von Inhaltsvermittlung (z.B. Rollenspiele) und Festigung
(beispielsweise musste nach jeder Einheit ein Paper zu einer Fragestellung des aktuellen
Kursinhaltes abgegeben werden) empfand ich als sehr interessant und erfrischend. Der Thai-Kurs war
für mich eine sehr wichtige Komponente, da ich die Sprache wirklich kennenlernen und somit tiefer
in die Kultur eintauchen wollte. Der Anfang war schwierig, denn wir mussten zuerst ein völlig neues
Alphabet lernen, welches sich komplett von dem lateinischen Alphabet unterscheidet. Ich lernte die
Melodie der Sprache kennen, viele Eigenheiten der Kultur und konnte so in einigen alltäglichen
Situationen mein gelerntes Wissen einsetzen. Dass meine Leistungen, wie vorher vereinbart, an der
Ostfalia anerkannt werden, hoffe ich natürlich sehr.
Im Allgemeinen kann ich sagen, dass die Lebenshaltungskosten in
Bangkok etwas geringer sind als in Deutschland. Hier kommt es aber auch darauf an, welche Produkte
man kauft und wo man isst. Man kann natürlich auch in Bangkok viel Geld ausgeben. Die Mieten
unterschieden sich nur geringfügig. Die Studiengebühren für die Siam University waren
verhältnismäßig hoch, da es sich um eine Privatuniversität handelt (1.690€). Wir bekamen
Anstecknadeln und Gürtel geschenkt, die wir zusammen mit unserer Uniform zu offiziellen Anlässen
trugen. Von der Mensa war ich sehr positiv überrascht, da sie faire Preise forderte und eine große
Auswahl an Speisen (natürlich asiatisch) bot.
Das Leben in Bangkok hat mir sehr gut gefallen, auch wenn
mir ein Leben in einer Großstadt auf längere Sicht nicht passen würde. So habe ich aber für diese
kurze Zeit die Vorteile und Möglichkeiten der Stadt genossen; Märkte und Nachtmärkte jeglicher Art,
Kulturangebote, Orte zum Ausgehen und Entspannen. Ich nutzte gerne jede Gelegenheit, um das Land zu
erkunden und auch mal aus der Enge der Stadt rauszukommen. Ich habe viele Inseln und den Norden von
Thailand besucht und bin von der Schönheit des Landes und der Natur begeistert. Thailand ist
natürlich auch ein sehr guter Ausgangspunkt um umliegende Länder zu bereisen. So konnte ich in der
vorlesungsfreien Zeit und auch nach dem Semester weitere wunderschöne Kulturen und Länder besuchen
und meinen Horizont erweitern.
Als Fazit kann ich abschließend sagen, dass mein
Auslandssemester in Bangkok zu machen, eine sehr gute Entscheidung war! Meine Zeit in Thailand war
eine großartige Zeit, die mich als Person und mein Verständnis für verschiedene Kulturen und Länder
sehr positiv beeinflusst hat. Vieles ist anders und manches auch entgegen der deutschen Art und
Weise, aber genau das war der Reiz an meiner Zeit in Thailand. Ich habe die Chance ergriffen,
meinen Horizont zu erweitern, neue Kulturen und die Bildung in unterschiedlichen Ländern kennen zu
lernen, meine Sprachkenntnisse zu vertiefen, gute Freunde zu finden, ganz neue Studieninhalte und
Methoden zu entdecken und noch vieles mehr.
Indem ich ein Semester lang in diesem faszinierenden
Land gelebt habe, habe ich viel mehr über die kulturelle Kompetenz erfahren, als durch die Kurse
und Studien in Deutschland. Wie Bildung und Lehre in einem anderen Land umgesetzt wird, empfand ich
als sehr spannend zu erleben. Ich kann nur alle, die darüber nachdenken ein Auslandssemester zu
machen, ermutigen, ihre eigene Komfortzone zu verlassen und sich auf das Abenteuer einzulassen.
Nicht nur die Menschen oder die Kultur, sondern der ganze Alltag ist es wert, erlebt zu werden.
Text und Fotos: Jessica Wittmaier