Matthias Spallek B.Eng. ist Absolvent unseres Studiengangs „Energie- und Gebäudetechnik im Praxisverbund (EGTiP)“. Er berichtet über die speziellen Herausforderungen des dualen Studiums und seinen Berufseinstieg als Jungingenieur bei seinem Praxispartner, der Firma J. Christoffers GmbH und Co. KG in Delmenhorst. Dort ist Herr Spallek als Projektingenieur in der Abteilung Heizung/Dampf/Kälte tätig und hat u.a. in einem Planungsprojekt für eine Keksfabrik ein neues Energiekonzept für Teile der Lager-, Produktions- und Bürofläche entwickelt.
Das Interview führte Dekanatsreferentin, Katrin Peukert, im April 2017.
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Peukert (Pe): Hallo Herr Spallek. Bevor Sie von Ihrer jetzigen Tätigkeit berichten, erzählen Sie uns doch bitte kurz, warum Sie sich für den dualen Studiengang Energie- und Gebäudetechnik im Praxisverbund entschieden haben.
Spallek (Sp): Während meiner Zivildienstzeit in Bremen habe ich zufällig von einer
Kollegin erfahren, dass ihr Sohn den dualen Studiengang EGTiP in Wolfenbüttel begonnen hat. Ich
hatte mich während der Abiturphase auch schon allgemein mit dem Modell „Duales Studium“
beschäftigt, da ich die Kombination aus Theorie und Praxis bzw. die Verzahnung von Berufsausbildung
und Studium sehr ansprechend fand. Also informierte ich mich intensiver über diesen Studiengang im
Internet – letztendlich auch um mehr über die Energie- und Gebäudetechnik zu erfahren. Meine
Entscheidung war danach dann schnell gefallen.
Mit Hilfe der aufgelisteten Unternehmen auf der Homepage der Fakultät fand ich schließlich
auch meinen Praxispartner, bei dem ich mich bewerben wollte, um an den dualen Studienplatz zu
kommen. Und um es vorweg zu nehmen, die Firma J. Christoffers GmbH und Co. KG aus Delmenhorst wurde
direkt nach Studienabschluss auch mein erster Arbeitgeber als Jungingenieur.
Pe: Welche Fächer bzw. Module haben Sie besonders interessant gefunden?
Sp (schmunzelt): Im Gegensatz zu meinen meisten Kommilitonen interessierte ich
mich u.a. sehr für das Fach „Thermodynamik“. Ein nicht so ganz einfaches Fach. Aber mich haben die
Themen Energie und Wärme und deren Zusammenhänge so sehr angesprochen, dass ich die damit
verbundene Lernintensität nicht so schlimm fand. Mir gefiel auch das Modul „Energie- und
Kältetechnik“, speziell die Kältetechnik mit ihren verschiedensten Möglichkeiten der
Kälteerzeugung, sehr gut.
Da ich in meinen Praxisphasen bei Fa. Christoffers häufig in dem Bereich Heizungstechnik
eingesetzt wurde, entwickelte ich durch diesen starken Praxisbezug ebenfalls ein großes Interesse
für die entsprechenden Module, die die Zusammenhänge der Wärmetechnik und Hydraulik beinhalten und
sich mit der Auslegung von Heizungsanlagen und deren Komponenten befassen. Als Vertiefungsrichtung
wählte ich für das letzte Studienjahr „Technische Gebäudeausrüstung und Energiesysteme (TGAE)“.
Letztendlich weil mein Ausbildungsbetrieb in diesem Bereich tätig ist und auch meine persönlichen
Interessen in diesem Bereich liegen.
Pe: Was haben Sie speziell in den Praxisphasen bei Fa. Christoffers gelernt?
Sp: Durch meine Ausbildung zum Anlagenmechaniker SHK lernte ich viele handwerkliche Fähigkeiten und praktische Zusammenhänge kennen, die mir bei meiner jetzigen Tätigkeit als Ingenieur sehr weiter helfen. Besonders wichtig war es, die Arbeitsweise auf den Baustellen vor Ort persönlich mitzuerleben. Auch konnte ich dort den Umgang, z.B. mit unseren Monteuren, gewissermaßen erlernen.
Pe: Welche Vorteile sehen Sie bei einem dualen Studium? Gibt es auch Nachteile?
Sp: Der Vorteil liegt vor allem darin, dass das theoretische Wissen, welches man an der Hochschule erlangt, direkt in der Praxis angewendet werden kann. Den Praxisbezug finde ich in unserem Berufsfeld ungemein wichtig, da man sich oftmals mit praktischen Problemstellungen auseinandersetzen muss. Natürlich kann dieser Praxisbezug auch mit einer regulär absolvierten Berufsausbildung (mit einer Dauer von 3 Jahren) vor einem Studium erzielt werden. Insgesamt benötigt man dann allerdings mehr Zeit und muss mit ca. sechs Jahren rechnen. Ich hingegen habe durch das duale Studium beide Abschlüsse in nur 5 Jahren erreicht.
Darin liegt aber auch gleichzeitig ein kleiner Nachteil. Aufgrund der komprimierteren Ausbildungszeit müssen einige Inhalte in viel kürzerer Zeit erlernt werden. Konkret bedeutete dies, dass ich in den Semesterferien neben der Arbeit auch noch zusätzlich gelernt habe, während meine Kommilitonen im Urlaub waren. Ehrlich gesagt, kann diese Doppelbelastung durchaus auch mal anstrengend sein.
Pe: Welches Thema bildete die Grundlage für Ihre Bachelorarbeit?
Sp: In meiner Bachelorarbeit habe ich mich mit der multifunktionalen Nutzung von Blockheizkraftwerken in Krankenhäusern beschäftigt. Dafür habe ich im Einzelnen die Energieverbrauchsdaten eines Bremer Krankenhauses analysiert und mit dieser Grundlage dann ein neues Energiekonzept mit dem Einsatz eines BHKWs entwickelt. Zusätzlich habe ich untersucht, ob ein BHKW als Netzersatzanlage in einem Krankenhaus betrieben werden kann. Aufgrund meiner Ergebnisse konnte ich dann dem Krankenhaus empfehlen, dass der Einsatz eines BHKWs wirtschaftlich und energetisch sinnvoll wäre, jedoch ein Betrieb als alleinige Netzersatzanlage nicht möglich ist.
Pe: Nach dem Studienabschluss ging es gleich nahtlos für Sie im Berufsleben weiter, richtig?
Sp: Stimmt. Ich habe nicht eine einzige Bewerbung geschrieben. In meinem damals abgeschlossenen Praktikantenvertrag hatte die Fa. Christoffers auch gleichzeitig eine Weiterbeschäftigung nach erfolgreicher Beendigung des Studiums vermerkt. Daher konnte ich gleich loslegen, kannte schon einen Teil meiner Kollegen und einige Arbeitsabläufe – ein Gewinn für beide Seiten!
Pe: Welche Aufgaben führen Sie momentan aus?
Sp: Derzeit befinde ich mich in der Abteilung Heizung/Dampf/Kälte und beschäftige mich mit Planungs- und Projektarbeiten, sowie dem Ausarbeiten von Angeboten. Das Team in unserem Büro besteht aus vier Mitarbeitern, davon sind zwei Ingenieure und zwei Techniker mit der Ausbildung zum technischen Systemplaner.
In meinem letzten Planungsprojekt habe ich für eine Keksfabrik ein neues Energiekonzept für
Teile der Lager-, Produktions- und Bürofläche entwickelt. Das Konzept beinhaltet die Einbindung von
Kompressorenabwärme in Verbindung mit Niedertemperaturheizkesseln.
Ich habe Rohrleitungen, Pumpen, Armaturen und viele weitere Bauteile ausgelegt und in einem
Gesamtschema zusammengefasst. Anschließend habe ich dieses dem Bauherren vorgestellt und ein
Angebot zur Umsetzung der Maßnahme erstellt.
Die Projektarbeit beschäftigt mich meist täglich. Sie beinhaltet die Betreuung von laufenden
Baustellen, insbesondere die Materialbestellung, die technische Kontrolle des Projektes und Teile
der Koordinierung Vorort. Durch eine Vielzahl von Projekten bin ich auch oftmals unterwegs, um
Abstimmungen direkt mit den Planern, Bauherren und Monteuren zu treffen. Mein Fazit: Diese Arbeit
ist sehr abwechslungsreich und man kommt mit vielen verschiedenen Personen in Kontakt.
Pe: Sind weitere Qualifizierungen nach dem Studium notwendig?
Sp: In unserem Tätigkeitsfeld ist es sehr wichtig, zusätzlich zu dem technischen
und praktischen Wissen, über rechtliche Gegebenheiten informiert zu sein. Daher habe ich an einem
Seminar zur Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (kurz „VOB“) teilgenommen.
Über technische Neuerung wird man häufig direkt von den Produktherstellern informiert. Diese
bieten auch oftmals Seminare zu ihren Produkten oder die allgemeine Technik an. Gerne nehme ich an
solchen Veranstaltungen teil, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Grundsätzlich möchte ich mich
als Projektingenieur auf jeden Fall weiter entwickeln und fortbilden.
Pe: Welchen goldenen Tipp können Sie unseren Studierenden zum Abschluss geben?
Sp: Ganz einfach. Seid für alles offen und habt Spaß beim studieren, dann werdet ihr den richtigen Weg ins Berufsleben finden!
Pe: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Spallek. Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute und viel Erfolg auf dem weiteren Berufsweg.