Master-Exkursion zur Firma Avacon

Am 04.11.2016 besuchten die Studierenden des  Masterstudiengangs Energiesystemtechnik der Fakultät Versorgungstechnik die Netzleitstelle der Avacon AG in Salzgitter. Dies geschah im Kontext der Vorlesungen öffentliche Gasversorgung und öffentliche elektrische Energieversorgung, betreut durch ♦Prof. Dr. Benno Lendt und ♦Prof. Dr. rer. nat. habil. Ekkehard Boggasch.

Treffpunkt war die Besucheranmeldung vor dem Eingangstor, wo den Studierenden Besucherausweise ausgehändigt wurden. Hier wurden die Sicherheitsmaßnahmen der Leitstelle deutlich, welche insbesondere bedingt durch die momentane Sicherheitslage sehr hoch sind. Nach Durchfahren des Eingangstores, war das eigentliche Gebäude der Netzleitstelle auf dem Gelände Treffpunkt mit den führenden Mitarbeitern. Begrüßt hat uns der Abteilungsleiter Netzsteuerung Herr Born, sowie Herr Foik als Teamleiter Steuerung Mittelspannungsnetze und sein Mitarbeiter Herr Rebmann. Im Inneren der Gebäude waren insbesondere aus Sicherheitserwägungen keine Fotos mehr erlaubt. Wir wurden aber sehr gastfreundlich mit Kaffee und belegten Brötchen versorgt und erhielten im Besprechungsraum allgemeine Einblicke in die Unternehmensstruktur und Aufgaben der Netzleitstelle. Hierbei wurde deutlich, wie sich fluktuierende regenerative Stromerzeuger auf die Komplexität der Netzsteuerung und -Infrastruktur auswirken. Lange Vorlaufzeiten für Netzausbaumaßnahmen bringen Schwierigkeiten für die zeitnahe und flexible Anpassung des Netzes für die Einbindung regenerativer Energien. Die Kernaufgaben der Netzleitstelle sind verschiedene Dienstleistungen, die im Versorgungsnetz anfallen. Dazu gehört die Netzführung Strom inklusive Störungsmanagement, in der Störungen dokumentiert und analysiert werden. Für die Medien Strom, Gas und Wasser übernimmt die Avacon außerdem die Anlagenüberwachung und das Störungsmanagement. Hier gibt es neben der rechnergestützten 24-Stunden-Überwachung eine telefonische Kundebetreuung und den Einsatz eines Bereitschaftsdienstes.

Im Anschluss fand die Führung durch die Netzleitstelle statt. Auch innerhalb des Gebäudes waren die erhöhten Sicherheitsvorkehrungen stets präsent. Im Rechenzentrum wurde uns von Herrn Dahmke das redundante Serversystem erläutert, das eine problemlose Steuerung der Netze auch bei schwerwiegenden Störungen ermöglicht. Die Büroräume der Mitarbeiter sind nahezu identisch aufgebaut, um eine Rotation der Arbeitsplätze im Schichtbetrieb zu erleichtern. Jeder Dispatcher hat eine grafische Übersicht über seinen kontrollierten Netzbereich, indem er Schaltvorgänge planmäßig und bei Störungen außerplanmäßig ausführt. Es wird eine ständige telefonische Erreichbarkeit für eventuelle Störfälle gewährleistet. Dieser Ablauf ist für das Gas- und Stromnetz nahezu identisch.

Als nächster Tagesordnungspunkt stand die Besichtigung der Gasdruckregelstation zusammen mit Herrn Springer auf dem Programm. An dieser wird Ergas vom vorgeschalteten Transportnetzbetreiber an den Verteilnetzbetreiber übergeben. Es war sehr interessant mit wie viel Technik eine Gashochdruckregelstation in dieser Größenordnung ausgestattet sein muss. Falls es auf einer der beiden Gasdruckregelstrecken zu einem Ausfall kommt, kann die jeweils andere den gesamten Betrieb übernehmen. Aufgrund des Joule-Thomsen-Effektes (der Temperaturabfall bei einer Druckminderung von Gasen) wird das Gas vor der Expansion erwärmt. Für diesen Zweck steht im Gebäude ein BHKW und mehre Spitzenlastkessel bereit, die es bei jedem möglichen Durchfluss ermöglichen das Gasangepasst vorzuwärmen.

Nach einer kurzen Autofahrt erreichte die Gruppe das naheliegende Umspannwerk Lebenstedt Süd wo uns mit Herrn Hering bereits ein weiterer Mitarbeiter der Avacon AG erwartete. Hier wurden die realen Schaltanlagen auf 20 KV-Ebene im Inneren des Gebäudes sowie auf 11o kV-Ebene im Außenbereich besichtigt. Im Außenbereich des Geländes stehen zwei 110/ 20 kV Transformatoren sowie die Sammelschienen und Schalter in Form einer „offenen Anlage“. Das Highlight des Tages war die Demonstration eines Freischaltvorganges eines Transformators. Dazu wurde zuerst der Leistungsschalter geöffnet, wodurch die gesamt Leistung durch den anderen Transformator übernommen wurde. Anschließend öffnete sich der Trennschalter um die Freischaltung sichtbar zu machen. Begleitet wurden die Schaltvorgänge von kleinen Lichtbögen und einem lauten Knistern.

Es wurde auch das Rundsteuergerät zum gesteuerten bedarfsangepassten Schalten von Verbrauchern, wie Nachtspeicheröfen oder Straßenlaternenvorgeführt. Damit lassen sich gezielt bestimmte Verbraucher zu- oder abschalten, wenn es die Netzführung erfordert.

Für uns war die Exkursion sehr informativ und hat einen guten Eindruck über die Aufgaben der Netzleitstelle gegeben. Die Eindrücke der realen Anlagen haben die Vorlesungsinhalte veranschaulicht, sodass die Studierenden einen kleinen Einblick in den Alltag der öffentlichen Gas- und Stromversorgung bekommen haben. An dieser Stelle möchten wir uns in bei der Avacon AG und den beteiligten Mitarbeitern für die Ermöglichung der Exkursion herzlich bedanken.

Text: Studierende P. Koch, N. Jüttner
Fotos: Prof. E. Boggasch

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