Ich habe während des Praktikums bei einer Gastfamilie gelebt, welche ich über Homestay gefunden habe. Schon zu Beginn wurde ich herzlich mit irischem Tee und Gebäck empfangen. Es war gut, bei einer Gastfamilie unterzukommen, da die einzige Möglichkeit zur Kommunikation Englisch war und ich dies somit verbessern konnte. Meine Gastfamilie waren sehr herzliche Menschen, die einem immer geholfen haben und mit denen man auch einkaufen gehen oder den Abend mit Fernsehen oder Musik auf dem Sofa verbringen konnte. Sie haben mir auch dabei geholfen, eine LeapCard zu bekommen, mit welcher man günstiger mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren kann. Da die Miete in Dublin sehr teuer ist, habe ich etwas außerhalb in Lucan gewohnt, welches ca. 18 Km von der Auslandshandelskammer entfernt ist. Zur Arbeit habe ich ungefähr 1-1 ½ Stunden mit dem Bus gebraucht.
Die deutsch-irische Industrie- und Handelskammer ist in Dublin in der Nähe des Merrion Sqare Parks und ca. 5 Minuten mit dem Bus von der Innenstadt entfernt. Sie ist eine der deutschen Auslandshandelskammern (AHK), welche an 140 verschiedenen Standorten in 92 Ländern vertreten sind und ihre Erfahrungen, Kontakte und Dienstleistungen für deutsche und ausländische Unternehmen anbieten. Die Kammer unterstützt deutsche und irische Unternehmen bei der Entwicklung und dem Ausbau von Wirtschaftsbeziehungen und besteht aus sieben Bereichen: Kommunikation & Kundenbeziehungen, Marketing, Messen & Patronagen, Mitgliedschaften & Personal, Veranstaltungsmanagement, Finanzen und Recht & Steuern. Neben dem Geschäftsführer hat jeder Bereich eine*n Bereichsleiter*in plus wechselnde Praktikant*innen/ Rechtsreferendar*innen.
Mein typischer Arbeitsalltag in der AHK Dublin startete um neun Uhr morgens. Da wir unsere Aufgaben per E-Mail bekommen haben, habe ich als Erstes immer in unser E-Mail-Postfach geschaut. Falls noch Aufgaben vom Vortag beendet werden mussten, habe ich dies getan. Ansonsten habe ich vormittags Telefonate mit den Finanzämtern in Deutschland sowie mit den Behörden aus Irland geführt. Die Informationen aus den Telefonaten habe ich an die Kunden und meinem Praktikumsbetreuer weitergeleitet. Die Mittagspause haben wir Praktikant*innen aus der Kammer fast ausschließlich zusammen im Merrion Square Park verbracht. Nach der Pause habe ich die größeren Aufgaben erledigt, wie die Rechnungen in dem dafür vorgesehenen Programm zu erstellen und unseren Klienten diese zu senden oder die Daten für die verschiedenen Steuer-Meldungen einzuholen, diese in die Eingabemaske einzufügen und sie somit einzureichen. Mein Arbeitsalltag endete um 17 Uhr.
Während meines Praktikums habe ich in verschiedenen Zeiträumen mit einem Praktikanten und fünf Rechtsreferendar*innen zusammengearbeitet. Die Zusammenarbeit des Teams sowie mit meinem Praktikumsbetreuer war sehr gut. Mir hat auch die Aufgabenverteilung gefallen, da es nicht nur Aufgaben gab, die man alleine bewältigen musste, sondern auch ab und zu mit den anderen Kolleg*innen zusammenarbeiten durfte.
Der Bereich Recht und Steuern beschäftigt sich mit den (steuer-)rechtlichen Prozessen von deutschen und/oder irischen Unternehmen. Der Teilbereich Recht beschäftigt sich hauptsächlich mit der Unternehmensgründung, Datenschutz, Arbeitsverträge, Handelsvertreterverträge sowie Handelsregisterauszüge und Kreditauskünfte. Der Teilbereich Steuern beschäftigt sich mit der Ertrags- sowie Einkommenssteuer, Mehrwertsteuer, Bauabzugsteuer und auch wenn es nicht direkt zum Bereich Steuern gehört mit der Finanzbuchhaltung in Form von Lohnbuchhaltung.
Im Teilbereich Recht habe ich mich mit der Unternehmensgründung in Irland, Datenschutz und allgemeiner Beratung befasst. Bei der Unternehmensgründung in Irland habe ich die Erstberatungen mit den Klienten begleitet, in der besprochen wurde, welche Rechtsform zu dem Unternehmen passen würde. Dazu habe ich die Angebote für die Klienten angepasst und deren Anträge zur Unternehmensgründung bei dem Companies Registration Office (CRO) eingereicht.
In dem Teilbereich Steuern habe ich mich ausführlicher mit der Umsatzsteuer beschäftigt, hatte aber auch kleinere Aufgaben bei der Ertrags- bzw. Einkommenssteuer. Für die Ertrags- bzw. Einkommenssteuer habe ich Angebote für die Klienten erstellt, E-Mailverkehr mit der irischen Steuerbehörde (Revenue) geführt und Fragen der Klienten zu den Themen Doppelbesteuerungsabkommen und der 183 Tage Regel beantwortet. Für die Umsatzsteuer habe ich auch die Angebote erstellt und die Anträge sowohl für Irland als auch für Deutschland eingereicht. Dazu gehörte telefonischer Kontakt sowie E-Mailverkehr mit dem zuständigen deutschen Finanzamt und der irischen Finanzbehörde. Es gehörte auch zu meinen Aufgaben, die Daten für die Umsatzsteuer-Meldung der Klienten einzuholen. Bei einer Steuerschuld habe ich die E-Mail an den Klienten vorbereitet worin beschrieben wird, wie der Klient die Schuld an die irische Finanzbehörde zu zahlen hat.
Zudem habe ich als „Projekt“ die Bauabzugsteuer sowohl für Irland als auch für Deutschland bekommen. Ich habe für die Klienten eine Befreiung für ihr Unternehmen beantragt oder die Bauabzugssteuerbeträge bei der Finanzbehörde eingereicht. Dabei habe ich sowohl deutsche als auch irische bzw. britische Unternehmen unterstützt.
Für die deutsche Bauabzugsteuer habe ich größtenteils Freistellungsbescheide von der Bauabzugsteuer für die Unternehmen beantragt. Für die Beantragungen hatte ich mehrfach telefonischen Kontakt zu den dafür zuständigen deutschen Finanzämtern, da gelegentlich die Unterlagen nicht eingetroffen waren oder noch Unterlagen nachgereicht werden mussten.
Die Bauabzugsteuer in Irland wird unter den Relevant Contract Tax (RCT) abgeführt. Dafür werden sowohl die Verträge als auch die Zahlungen zwischen den Unternehmen und den Subunternehmern in die online Eingabemaske der irischen Steuerbehörde eingegeben. Um das umzusetzen, habe ich vorab die benötigten Informationen bei den Klienten eingeholt und als Vertrags- und Zahlungsnotifikationen eingegeben. Dabei hatte ich viel Kontakt zu den Klienten.
Die Freizeitgestaltung in Irland erwies sich als schwierig, da aufgrund von COVID-19 die meisten Freizeitaktivitäten geschlossen waren. Ganz zu Beginn meines Praktikums waren wir Praktikant*innen in dem Pub Blackbird, um uns besser kennen zu lernen. Durch die Level 4 Maßnahmen gegen COVID-19 wurden diese jedoch geschlossen. Wir haben uns dann häufiger beieinander getroffen und etwas Zeit miteinander verbracht. Ab und zu sind wir auch mal nach der Arbeit shoppen oder etwas essen gegangen, wobei Essen nur draußen oder als Take-away möglich war. Vor dem Lockdown haben wir auch kleine Trips unternommen, zum Beispiel nach Howth. Howth liegt im nord-östlichen Teil von Dublin und hat sehr schöne Küsten und eine schöne Burg, welche man sich von außen angucken konnte. Ab und an habe ich Dublin auch zu Fuß allein entdeckt, da man in der Innenstadt alles auch zu Fuß erreichen kann.
Das Praktikum passte augenscheinlich gut zu meinem Studiengang jedoch musste ich feststellen, dass ich das Wissen aus meinem Studium nicht wirklich für das Praktikum nutzen konnte. Es war aber nützlich um herauszufinden, welche Unterschiede zwischen Deutschland und Irland existieren, zum Beispiel bei den unterschiedlichen Steuersätzen oder der Einreichung von Steuer-Meldungen. Allgemein war das Praktikum bei der deutsch-irischen Industrie- und Handelskammer sehr aufschlussreich. Ich konnte mir neues Wissen aneignen und mit einem guten Team zusammenarbeiten. Die Kammer fungiert als eine Consulting-Organisation, und es hat zwar Spaß gemacht dort zu arbeiten, aber ich kann mir nicht vorstellen, dies mein Leben lang zu tun. Ich wollte gerne das Staatsexamen machen, kann mir aber durch das Praktikum auch vorstellen, später im Bereich Steuern tätig zu sein. Ich bin dankbar, dass ich mein Praxissemester in Irland verbringen durfte.
Sie möchten auch gerne Ihr Praktikum in Dublin oder allgemein im Ausland absolvieren? Dann melden Sie sich bei uns - wir beraten Sie gerne!