Digitale Dämmerung - die Entmaterialisierung der Medienwirtschaft!
Ein Diskurs für Medienökonomie und Medienmanagement
Jahrestagung der Fachgruppe Medienökonomie der DGPuK an der Ostfalia
Ein Buch. Eine Zeitschrift. Eine Tageszeitung. Der Besuch in einer Bahnhofsbuchhandlung macht es
offensichtlich: Als Mediennutzer sind wir noch immer dem Materiellen verhaftet: „Totholz“ sagen die
einen, „haptisches Erlebnis“ die anderen – die Realitäten einer „Entmaterialisierung“ der
Medienwirtschaft sehen trotz alledem beide. In vielen massenmedial durchdrungenen Welten
präsentieren sich die Prozesse in fortgeschrittenem Stadium, in der Musik- und Filmwirtschaft haben
sich Produktion und Konsumtion schon heute überwiegend auf digitale Plattformen verschoben. Dass
zunehmende Digitalisierung mit einer Entmaterialisierung der Medienwirtschaft einhergeht, ist eine
Binsenweisheit. Dennoch bleiben bis heute eher Fragen als Antworten. Ökonomisch tragfähige Lösungen
für eine entmaterialisierte Medienwelt jedenfalls bleiben rar.
Die Jahrestagung der Fachgruppe Medienökonomie in der DGPuK nimmt mit der Entmaterialisierung
die ebenso zentrale wie ungelöste Herausforderung aktuellen Marktgeschehens in den Blick – gesucht
sind Beiträge, die sich theoriegetrieben oder anwendungsorientiert mit dem Phänomen
auseinandersetzen.
Bewusst will die Fachgruppe dabei Zugänge und Anregungen unterschiedlicher Disziplinen
integrieren: Ansätze aus Volks- und Betriebswirtschaftslehre, aus Kommunikations- und
Medienwissenschaft, aus den Rechts- und Geschichtswissenschaften oder Soziologie und Philosophie
sind ebenso willkommen, wie Anregungen, die die Ingenieurwissenschaften einbringen. Erwartet wird
wahlweise ein medienökonomischer Schwerpunkt oder ein Zugang über aktuelle Aspekte des
Medienmanagements. Grundsätzlich bietet die Tagung im Herbst ebenso Raum für neue oder erweiterte
empirische Ansätze wie für aktuelle theoretische Beiträge.
Medienökonomie
„Entmaterialisierung“ bietet als Themenfeld die Gelegenheit, sich grundlegend mit
Geschäftsmodellen, Unternehmenskonzepten und Organisationsformen für jene Institutionen
auseinanderzusetzen, die nicht nur eine rein ökonomische sondern auch gesellschaftliche Relevanz
besitzen.
Damit rücken im Sinne des
Calls – neben konsequent betriebswirtschaftlich ausgerichteten
Arbeiten – insbesondere institutionen- wie politökonomische Überlegungen ins Blickfeld,
beispielsweise:
- neue und erneuerte Institutionen der Medienwirtschaft wie konkrete Verträge, generell ein
Urheberrecht oder in seiner jüngeren Form ein „Leistungsschutzrecht“,
- die Marktfähigkeit und damit die Refinanzierbarkeit rein digital angebotener
Medienprodukte,
- ein Blick auf Transaktionskosten und eine optional weiter voranschreitende vertikale
Integration (oder wird gar das Gegenteil der Fall sein?).
Mit solchen und ähnlichen Ansätzen lässt sich ganz grundsätzlich fragen: Wie sieht die Zukunft
der (Medien-)Unternehmung aus, und wie wirken sich in einer rein digitalen Rezeption von
Medieninhalten die für die Medienwirtschaft bekannten und vielfach beschriebenen
Informationsasymmetrien aus. Oder weiter gefasst auch: Inwiefern müssen oder dürfen neben die
Ordnungsökonomen auch in der Medienwirtschaft die Marktdesigner treten?
Medienmanagement
Auf der Ebene des Medienmanagements, bieten sich unzählige Konzepte an, die es vor dem
Hintergrund einer umfassenden Digitalisierung von Medieninhalten neu zu diskutieren gilt. Eine
offene Auswahl zur Anregung:
- Wie stellen sich die Wertketten (Porter) der Zukunft dar?
- Welchen Wert besitzt der „Exzellenz-Kult“ (Peters/Waterman) in einer Welt „chaotischen Wandels“
?
- Welche Lösungen bietet eine zunehmend globale (Ohmae) Medienwelt?
- Mit welchen Fragestellungen verbringen Medienmanager ihre Zeit wirklich (Mintzberg)? Welche
Führungsstile (Likert, McGregor), welche „Hygiene-“, welche „Motivationsfaktoren“ (Herzberg)
braucht das entmaterialisierte Medienunternehmen?
- Was bleibt vom „effektiven“ Manager (Drucker) und wie „post-unternehmerisch“ (Moss Kanter) ist
der Medienunternehmer der kommenden Jahre?
- Und schließlich nach wie vor: Was eigentlich heißt Qualität (Deming) bezogen auf Medienökonomie
und Medienmanagement?
Zusammengefasst öffnet die „Entmaterialisierung der Medienwirtschaft“ ein nahezu unbegrenztes
Feld für die weitere Auseinandersetzung.