Dipl.-Ing. (FH) Christian Metz gehört zu den letzten Absolvent/-innen unserer Diplomstudiengänge und berichtet heute über seine berufliche Laufbahn, die er 1997 mit einer Berufsausbildung im Handwerk startete. Danach folgte das Studium mit einem Praxissemester im Bereich der Forschung und Entwicklung (F&E) bei einem produzierenden Betrieb, das sich wegweisend für seinen weiteren beruflichen Werdegang erweisen sollte. Die beruflichen Stationen bauen aufeinander auf: Vom Entwicklungsingenieur zum Bereichsleiter bis hin zum Teamleiter eines Testfeldes…
Das Interview führte Dekanatsreferentin Katrin Peukert im September 2016.
Peukert (Pe): Hallo Herr Metz. Bisher haben wir viel über unsere Berufseinsteiger/-innen berichtet. Sie sind über diese Phase ja längst hinaus. Es interessiert uns sehr, wie es beruflich nach Ihrem Studium weiterging - gemäß dem Motto: „Die Fakultät V trifft ihre Aufsteiger“. Doch kurz zurück zum Studienbeginn. Wie sind Sie auf die Versorgungstechnik aufmerksam geworden?
Metz (Me): Während meiner Ausbildung zum Zentralheizungs- und Lüftungsbauer
entdeckte ich mein Interesse an der Haus- und Gebäudetechnik. Schnell wurde mir klar, ich möchte
mein Wissen hier vertiefen und weiterhin in diesem Bereich tätig sein. Nach der Ausbildung stellten
sich dann einige Fragen wie z.B. „Welchen Weg schlage ich nun ein? Wähle ich eine
Weiterbildung zum staatl. geprüften Techniker oder suche ich lieber nach einem passenden Studium?“
Genau diese Fragen hatte sich ein Jahr zuvor auch ein anderer Lehrling in meinem
Ausbildungsbetrieb gestellt. Seine Antwort war: „Ich werde Versorgungstechnik in Wolfenbüttel
studieren.“ Dadurch hatte ich eine optimale Informationsquelle und sein Angebot, einfach mal einen
Tag mit ihm gemeinsam an den Vorlesungen teilzunehmen und die Hochschule vorab kennen zu lernen. So
konnte ich mir ein eigenes Bild machen und habe dann meine Wahl getroffen.
Pe: Wie war Ihr Einstieg als Erstsemester?
Me: Die ganzen neuen Eindrücke sowie das neue Umfeld haben mich im ersten Moment
erschlagen. Aber ich vermute, so geht es jedem, wenn eine neue Lebenssituation auf ihn zukommt.
Nach den ersten Tagen waren dann auch schon die ersten Kontakte zu den Kommilitonen entstanden. Da
ihre Reflexionen ähnlich waren, trat die erste Beruhigung ein. Ich hatte auch einen riesigen
Vorteil durch den Freund, der ja bereits 2 Semester hier war und so bekam ich auch zu den höheren
Semestern schnell Anschluss.
Da ich ja nun aus der Arbeitswelt kam, war die trockene Theorie im Grundstudium schon
teilweise eine schwere Kost. Aber es gehörte nun mal dazu. Als dann endlich mit physikalischen
Größen in den Vorlesungen gearbeitet wurden und ein greifbare Ergebnis - und nicht nur ein langer
Zahlenterm mit irgendwelchen Buchstaben - deutlich sichtbar wurde, lösten sich viele
Verständnisknoten.
Pe: Wie haben Sie die Lernphasen organisiert?
Me: Jeder sollte für sich persönlich seinen besten Weg für ein erfolgreiches Lernen finden. Zum Beispiel brauchten einige Kommilitonen ihre Ruhe, haben für sich allein gelernt und kamen mit dieser Strategie auch ans Ziel. Andere, zu denen ich mich auch zähle, waren in Lerngruppen deutlich effektiver. So konnten die Stärken und Schwächen der Einzelnen bestmöglich ineinandergreifen bzw. sich ausgleichen. Und auch heute habe ich zu meiner Lerngruppe noch einen guten freundschaftlichen Kontakt. Übrigens war neben den Freunden auch die Familie ein weiterer Rückhalt. Ohne ihre Unterstützung wäre mein Studium damals gar nicht möglich gewesen.
Pe: Welche Vertiefungsrichtung haben Sie ausgewählt?
Me: Bedingt durch meine Berufsausbildung habe ich mich schnell für die Vertiefungsrichtung „Technische Gebäudeausrüstung“ entschieden. Es gab dort im Hauptstudium sehr viele interessante Fächer.
Pe: Im Diplom-Studiengang musste ein Praxissemester verpflichtend absolviert werden. Heute können Studierende dies freiwillig belegen. Würden Sie das Praxissemester generell empfehlen?
Me: Ich bin ein sehr großer Verfechter für das Praxissemester! Hier wird den Studierenden ein erster Einblick in ein mögliches späteres Arbeitsleben ermöglicht. Es kann auch ein völlig anderer Arbeitsschwerpunkt unverbindlich angetestet werden. Ich lege daher jeden Studierenden die Absolvierung eines Praxissemesters bzw. weiterer Praktika ans Herz. Dies hat sich im Zuge meiner Berufstätigkeit und als Praktikumsbetreuer durchweg bei allen Studierenden positiv bestätigt.
Pe: Ihr Praxissemester führte Sie erstmalig in die Industrie?
Me: Ja, richtig. Da ich durch meine Ausbildung den „Bausektor“ bzw. das Handwerk
bereits kennengelernt hatte, wollte ich mir einen Einblick in der Industrie verschaffen.
Die Firma Solvis in Braunschweig hatte zu dieser Zeit Praktika mit der Erstellung von
Abschlussarbeiten angeboten. Ich hatte damals das Glück, dort im Bereich Forschung und Entwicklung
(kurz F&E) arbeiten zu dürfen. Die unzähligen neuen Eindrücke bestätigten mich
hinsichtlich meiner Berufswahl. Die geforderte Eigenkreativität und Selbstständigkeit, um sich mit
spannenden und herausfordernden Forschungsthemen auseinanderzusetzen und neue innovative Produkte
zu entwickeln bzw. zu testen, war einfach meine Welt. Daher kann ich wirklich nur jedem
Studierenden die Praktika ans Herz legen, um so seine Vorlieben für das spätere Berufsleben
feststellen zu können. Bei Solvis habe ich dann auch meine Diplomarbeit geschrieben.
Pe: Wie ging es dann nach dem Studienabschluss weiter?
Me: Die Fertigstellung meiner Diplomarbeit ging nahtlos in meine erste Arbeitsstelle als Jungingenieur bei Solvis über. Die ersten Jahre habe ich an diversen Projekten als Entwicklungsingenieur im Bereich F&E gearbeitet. Mit der Zeit übernahm ich zudem weitere administrative Tätigkeiten. Schlussendlich habe ich die Bereichsleitung der F&E übernommen. Zu meinen Aufgaben gehörte damals auch die Betreuung diverser Abschlussarbeiten und Praktika. Dies ermöglichte mir einen permanenten Kontakt zu meinen alten Wurzeln an der Hochschule. Das erste Kolloquium meiner Studenten werde ich nie vergessen. Es war ein komisches Gefühl, plötzlich auf der anderen Seite des Tisches zu sitzen. Die Nervosität und der Schweißausbruch in dieser angespannten Prüfungssituation waren ja bei mir selbst auch noch nicht so lange her.
Pe: Sie haben dann Ihre berufliche Laufbahn in einer anderen Firma fortgeführt – trotz großer Zufriedenheit im Job. Wie kam es dazu?
Me: Nach über acht wirklich schönen Jahren tat sich mir einfach die Frage auf, ob
ich mal etwas anderes sehen und mich persönlich weiterentwickeln möchte. Auch der Gefahr der
Betriebsblindheit wollte ich aktiv entgegenwirken. Dies alles bewog mich dazu, mich aktiv nach
interessanten Stellen auf dem Arbeitsmarkt umzuschauen.
Die grobe Fachrichtung, also die technische Gebäudeausrüstung, stand weiterhin fest. Und ich
wollte gerne wieder eine leitende Tätigkeit einnehmen. Diese Kriterien sollten also auf jeden Fall
abgedeckt sein. Beides bot sich mir bei der Firma Möhlenhoff in Salzgitter. Dort bin ich seit dem
Dezember 2014 als Teamleiter des Testfeldes tätig.
Pe: Das klingt spannend. Was machen Sie dort genau?
Me: Im Testfeld führen wir diverse Verifikationen sowie Validierungen an Produkten
aus der Heizungs- und Regelungstechnik durch. Dies ist ein sich stetig weiterentwickelnder,
innovativer und interessanter Bereich.
Aufgrund der unterschiedlichen Qualifikationen unseres vierköpfigen Teams decken wir ein
breites Themenfeld ab. Die Kollegen kommen aus den Bereichen Elektrotechnik, Mechanik sowie
Versorgungstechnik.
Konkret erstellen wir - anhand der Spezifikationen aus dem Pflichtenheft - die Prüfpläne für
neu entwickelte Komponenten und führen diese dann auch tatsächlich durch. Für diese Prüfungen
werden Prüfstände mit entsprechenden Vorrichtungen benötigt. Für die Wartungen und Reparaturen der
vorhandenen Prüfstände sind wir genauso verantwortlich, wie für die neu zu entwickelnden
Prüfstände. Da kommt dann zusätzlich noch der Prozeß der Planung bis zur endgültigen Umsetzung
hinzu. Und um einen Überblick über den sich schnell weiterentwickelnden und wachsenden Markt zu
behalten, werden in unserer Abteilung auch Benchmarks durchgeführt.
Pe: Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus?
Me: Ich möchte auch zukünftig Spaß und Freude an der Arbeit haben. Der Rest kommt dann von alleine.
Pe: Bitte vervollständigen Sie folgenden Satz: „Einen guten Ingenieur (m/w) zeichnet aus, dass sie/er….“
Me: ...eigenständig vorausschauend mitdenkt, komplexe Zusammenhänge versteht und nachvollziehen kann, offen für Neues ist und über den Tellerrand hinausschaut.
Pe: Vielen Dank, Herr Metz. Damit sind wir am Ende des Interviews angelangt.