Dieses Mal haben wir Kontakt zu unserer Absolventin, Kathrin Garke M.Eng.TM. Dipl.-Ing. (FH),
aufgenommen. Frau Garke hat den Diplom-Studiengang „Versorgungstechnik“ (vergleichbar mit dem
heutigen Bachelor-Studiengang „Energie- und Gebäudetechnik“) im Jahr 2002 erfolgreich absolviert
und berichtet heute über ihre beruflichen Herausforderungen sowie über ein berufsbegleitendes
Masterstudium. Ihr Weg führte bisher von der Projektarbeit in einem der größten Ingenieurbüros
Deutschlands bis zum Bau- und Liegenschaftsmanagement Sachsen-Anhalt…
Das Interview führte Dekanatsreferentin Katrin Peukert im November 2016.
Peukert (Pe): Hallo Frau Garke. Bevor wir über Ihre beruflichen Stationen sprechen, möchte ich noch kurz wissen, wie Sie auf das Studium der Versorgungstechnik gekommen sind?
Garke (Ga): Während der Berufsausbildung zur Technischen Zeichnerin in einer ausführenden Firma für Heizung-Lüftung-Sanitär hatte ich bereits einen Einblick in das Aufgabengebiet der Versorgungstechnik-Ingenieure bekommen. Daher hatte ich auch gleich im Anschluss daran im März 1998 das Studium in Wolfenbüttel aufgenommen.
Pe: Wussten Sie damals auch schon, welche Vertiefungsrichtung Sie konkret auswählen werden?
Ga: Ja! Durch meine Ausbildung war ich zum einem schon „vorbelastet“ und zum anderen wollte ich keine zu spezielle Richtung wählen. Ich wollte, dass mein späteres Einsatzgebiet möglichst groß ist. Also habe ich mich für die TGA, also für Technische Gebäudeausrüstung, entschieden.
Pe: Während Ihrer Studienzeit gab es noch ein verpflichtendes Praxissemester. Wo haben Sie dieses abgeleistet?
Ga: Im fünften Semester habe ich mein Praxissemester in einem Ingenieurbüro für
General- und Fachplanung TGA, der m+p gruppe, in Braunschweig absolviert. Dort war ich meist in der
Teilplanung bzw. Detailplanung an Großprojekten beschäftigt. Außerdem habe ich auch an
Ausarbeitungen, z.B. Dokumentationsrichtlinien mitgewirkt.
Besonders interessant waren für mich die Besprechungen und Verhandlungsrunden, zu denen ich
den bauleitenden Fachingenieur begleiten durfte. Da habe ich wertvolle Erfahrungen aus der
Baupraxis mitnehmen können. Nach diesem Praxissemester habe ich dann einfach studienbegleitend bei
m+p weiter gejobbt.
Pe: Wie ging es nach dem Studienabschluss weiter?
Ga: Während meiner Diplomarbeit habe ich größtenteils an Untersuchungen verschiedener Studien und bei der Auswertung von Messdaten für die Praxis im Labor für Heizungstechnik an der Fakultät mitgearbeitet. Parallel dazu habe ich zwei 2 Tage pro Woche weiter bei der m+ p gruppe gearbeitet. Nach dem Studium bin ich dann dort direkt ins Angestelltenverhältnis gewechselt. Wenn man so will, hat sich die erste Stelle als Jungingenieurin also bereits während des Studiums angebahnt.
Pe: Wofür waren Sie als Jungingenieurin zuständig?
Ga: Zunächst arbeitete ich als Projektingenieurin in einem Projektteam - zunächst in Klein- später dann in Großprojekten. Jedes Teammitglied hatte seinen fachlichen Schwerpunkt bzw. sein Gewerk zugeordnet bekommen. Manchmal waren auch mehrere Gewerke zusammengefasst. Meine Aufgaben lagen oft bei den Gewerken Heizung-, Kälte- und Lüftungstechnik. Parallel dazu wurde ich abteilungsübergreifend im Bereich Facility Management in Großprojekten eingesetzt. Alles in allem eine sehr spannende Mischung!
Pe: Welche beruflichen Stationen folgten danach?
Ga: Nach drei Jahren als Projektingenieurin begann ich berufsbegleitend das
Masterstudium „Technische Unternehmensführung“ – wieder an in der Ostfalia. Innerhalb von drei
Jahren (jeweils freitags und samstags an der Hochschule) hatte ich dann mein Studium abgeschlossen
und meine Qualifikation nochmals erhöht bzw. ausgebaut.Das Masterstudium brachte mir Ein- und
Ausblicke in verschiedene Bereiche eines Unternehmens und zwar abseits der bisherigen fachlichen
Ebene. Von der Buchführung, Kostenleistungsrechnung und dem Personalmanagement über Betriebskosten
und planbare Instandhaltung bis hin zu Strategie- und Innovationsentwicklungen.
Nach Abschluss des Aufbaustudiums übernahm ich die Tätigkeit der Projektleiterin mit
entsprechender Personal- und Budgetverantwortung. Neben der Projektarbeit gab ich für Neuingenieure
Seminare in der m+p academy zum Aufbau und Anwendung der Ausschreibungssoftware.
Ga: Nach 10 Jahren im Ingenieurbüro wechselte ich dann in die Bauabteilung der
Evangelischen Stiftung Neuerkerode. Das war ein bewusster Entschluss, denn ich hatte
zwischenzeitlich zwei Kinder bekommen und wollte mich nach Feierabend intensiver um meine kleine
Familie kümmern.
In dieser Bauabteilung war ich als Technische Mitarbeiterinfür alle Technischen Maßnahmen,
Instandhaltungsplanung und -verfolgung sowie für die gesamte Abwicklung von Baumaßnahmen, also von
der Planung bis zur Übernahme ins FM-System, verantwortlich. Außerdem gehörte in meinen
Aufgabenbereich die Budgetplanung und die regelmäßige Kontrolle bzw. Nachverfolgung im laufenden
Geschäftsjahr. Die Zusammenstellung und Überwachung der Energieverbräuche war eher eine periodische
Aufgabe.
Pe: Sie haben vor kurzem eine neue Tätigkeit begonnen. Womit beschäftigen Sie sich derzeit?
Ga: Stimmt. Seit Anfang April 2016 bin ich nun im Bau- und Liegenschaftsmanagement
Sachsen-Anhalt in Halberstadt in der Abteilung Betriebstechnik als Sachbearbeiterin für
Heizung-Lüftung-Sanitär beschäftigt. Am Standort sind Ingenieure für Hochbau, Tiefbau und
Betriebstechnik angesiedelt, denen die Bundes- bzw. Landesliegenschaften zugeordnet sind. Daraus
ergeben sich Teams mit Gewerken, die übergreifend, also je Liegenschaft, zusammenarbeiten.
In meiner neuen Position bekleide ich die Rolle des Bauherrn oder dessen Vertreter im
Bereich der Betriebstechnik. Der Aufgabenbereich erstreckt sich von der Aufgabenstellung zum
Projekt, über die Prüfung bzw. Freigabe der Planung, der tatsächlichen Vergabe der Bauleistungen
sowie die Bauüberwachung während der Ausführung bis hin zur Rechnungs- und Dokumentationsprüfung –
und das immer mit Blick auf den einzuhaltenden Kostenrahmen. Zurzeit betreue ich z.B. mehrere „
kleine“ Maßnahmen mit Bausummen bis 2 Mio €.
Pe: Gilt der Grundsatz vom „lebenslangem Lernen“ für Sie? Waren die Bereitschaft zu Fort- und Weiterbildung auch nach dem Studium notwendig?
Ga: Auf jeden Fall! Ich habe auch nach dem Masterstudium noch viele Fortbildungen zu diversen Themen belegt. Wichtige Lernbereiche waren und sind z.B. Hygiene, Brandschutz, Hydraulik, Förderprogramme im Energiesektor, Nachhaltiges Bauen im Bund, Vergaberecht und Vertragsrecht. Neben rein fachlichen Themen sind auch die sogenannten soft skills wichtige Themen, mit denen man sich befassen sollte, beispielweise das eigene Verhandlungsgeschick.
Pe: Wenn Sie auf Ihren bisherigen Berufsweg zurückschauen, würden Sie wieder Versorgungstechnik studieren oder ein ganz anderes Studium wählen?
Ga: Das ist eine etwas schwierige Frage. Meine Berufserfahrung zeigt mir, dass ein Studium im Bauingenieurwesen sicherlich auch interessant im Hinblick auf die Optimierung am Bau sowie bei der Betrachtung der Lebenszykluskosten sowie in der Ökobilanzierung gewesen wäre. Grundsätzlich bin ich ganz zufrieden.
Pe: Bitte vervollständigen Sie diesen Satz: „Einen guten Ingenieur (m/w) zeichnet aus, dass sie/er….“
Ga: …fachlich sattelfest ist und unter Einsatz von Kreativität, Teamgeist sowie ökologischem Verantwortungsbewusstsein, wirkungsvolle und effektive Lösungen für technische Probleme erarbeitet!
Pe: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben, Frau Garke!