Pünktlich um 8 Uhr startete die Exkursion vor dem Gebäude der Netzleitstelle, wo wir durch den
Teamleiter, Herrn Foik, sowie seinen Mitarbeitern, Herrn Krischker und Herrn Rebmann, herzlich
begrüßt wurden. Bereits beim Passieren der Sicherheitsschleuse in das Gebäude wurden wir uns des
hohen Sicherheitsstandards bewusst. Auch im Gebäude werden alle sicherheitsrelevanten Abteilungen
durch zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen vor dem Eindringen unbefugter Personen geschützt,
schließlich wird von hier aus das gesamte Versorgungsnetz der Avacon Netz GmbH, welches von der
Nordseeküste bis nach Südhessen reicht, überwacht und gesteuert.
Als Veranstaltungsauftakt erhielten wir zunächst bei Kaffee, Kaltgetränken und belegten Brötchen
eine kurze Einführung in die Unternehmensstruktur, die unterschiedlichen Dienstleistungen der
Avacon Netz GmbH und die wesentlichen Aufgaben der Netzleitstelle. Neben den informativen
Präsentationen spielte auch besonders die Einbindung der regenerativen Stromerzeugung in das
vorhandene Netz und die daraus resultierenden Herausforderungen eine wichtige Rolle. Bereits mehr
als 40.000 Anlagen zur Nutzung Erneuerbarer Energien (EE) sind an das Netz von Avacon
angeschlossen, wodurch starke Schwankungen in den eingespeisten Energiemengen zu verzeichnen sind.
So wurden zahlreiche Fragen zu diesem Thema aus dem Publikum gestellt und durch die Gastgeber
ausführlich erläutert. Im Verlauf der Diskussionsrunde wurde uns deutlich: Die zukünftige zentrale
Herausforderung liegt weniger in der Errichtung von neuen EE- Anlagen, sondern vielmehr im raschen
Auf- und Ausbau der bundesweiten Verteilnetze. So wurde aus der Netzleitstelle berichtet, dass
besonders in Gebieten mit zahlreicher Wind- und Photovoltaikenergieeinspeisung die Häufigkeit des
Herabregelns oder des Abschaltens von Anlagen zu Zwecken der Netzstabilisierung stark zugenommen
hat. Dies wurde bewertet als ein Zeichen dafür, dass der Netzausbau dem vermeintlich
unkoordinierten Wachstum der EE- Einspeisung nicht Stand hält.
Neben dem Netzausbau wird in Zukunft jedoch auch die Speicherung der Energie im Fokus stehen –
immer öfter kommt es zu einem vorübergehenden Energieüberschuss und es wird zunehmend komplexer,
ein stabiles Versorgungsnetz zu erhalten. Effiziente und wirtschaftliche Speicherlösungen gilt es
zu entwickeln und dezentrale Ansätze weiter zu optimieren, um die Flexibilität eines
nachfrageorientierten Angebots erhalten zu können. Mit Sorge wird der Trend beobachtet: Solange
vorhandene EE- Anlagen in Spitzenzeiten herabgeregelt oder gar komplett vom Netz genommen werden
müssen und die Energie nicht für erzeugungsschwache Zeiten gespeichert werden kann, stärkt dies
konventionelle Kraftwerke in unseren Nachbarländern, die uns zur Netzstabilisierung den notwendigen
Strom bei Bedarf liefern können. Insofern für uns jungen Menschen, die sich der Energiewende
verpflichtet fühlen, ein fader Beigeschmack.
Im Anschluss an die Diskussion erhielten wir die Möglichkeit, einen Rundgang durch die
Netzleitstelle zu machen und den Mitarbeitern bei ihrer täglichen Arbeit über die Schulter zu
sehen. Zur Gewährleistung einer 24h- Überwachung arbeiten diese im Schichtbetrieb. Zu den zentralen
Aufgaben gehören die Netzführung, das Störungsmanagement und die Anlagenüberwachung inkl.
Kundenservicetelefon für Störfälle. Jeder Dispatcher verfügt über drei große Monitore, auf denen er
seinen Netzbereich stetig überwacht und bei auftretenden Störfällen schnellstmöglich handeln kann.
Neben den Störfällen werden aber auch alle planmäßigen Schaltvorgänge nach vorheriger Prüfung und
Freigabe durchgeführt. Jeder Schaltvorgang eines Dispatchers wird aus Sicherheitsgründen
genauestens dokumentiert.
Im weiteren Tagesverlauf begrüßte uns Herr Springer in einer modernen Gasdruckregelstation und
erklärte uns ausführlich die Funktionen der einzelnen Anlagenkomponenten. Zum Zeitpunkt der
Besichtigung kam das Erdgas vom vorgeschalteten Transportnetzbetreiber mit einem Druck von ca. 50
bar an der Regelstation an und wurde auf 25 bar expandiert, wobei eine Durchfluss von etwa 40.000
m³/h zu verzeichnen war. Um die Anlage vor einer Vereisung, hervorgerufen durch den Joule- Thomson-
Effekt, zu schützen, wird das Erdgas vor der Expansion vorgewärmt. Hierfür stehen der Anlage ein
eigenes BHKW sowie Spitzenlastkessel zur Verfügung. Über die Anlagenkomponenten hinaus erläuterte
uns Herr Springer noch einige Maßnahmen, die im Zuge von Instandhaltungsmaßnahmen am Netz
regelmäßig durchgeführt werden müssen, so zum Beispiel auch die Reinigung der Rohrleitungen durch
eine spezielle Apparatur (Molch), die in das Rohrnetz eingelassen wird. Abschließend diskutierten
wir über die Vor- und Nachteile, das Gas über eine Expansionsturbine zu entspannen und so
zusätzlich Strom zu gewinnen.