Exkursion zum integrierten Hüttenwerk der Salzgitter AG

Studierende der Vorlesung „Planung und Auslegung energietechnischer Anlagen“ berichten

Am Mittwoch, den 25. April, fuhren 19 Studierende der Ostfalia zusammen mit Prof. Jürgen Kuck, sowie 7 Schüler/-innen des Gymnasiums im Schloss aus Wolfenbüttel nach Salzgitter, um das integrierte Hüttenwerk und insbesondere das dazugehörige Kraftwerk zu besichtigen.

In der historischen Leitwarte wurden wir von Kraftwerksleiter, Henning Schmidt, begrüßt, der im Anschluss die Salzgitter Flachstahl AG vorstellte. Am Standort Salzgitter arbeiten ca. 10.000 Mitarbeiter/-innen, wovon im Bereich Kraftwerk etwa 200 tätig sind.  Im Hüttenwerk werden etwa 4,6 Mio. Tonnen Stahl pro Jahr erzeugt.

Im Kraftwerk fließen alle Energieströme des Hüttenwerkes zusammen, so dass dort alle energieerzeugenden sowie energieverbrauchenden Prozesse im Hüttenwerk aufgezeichnet werden und dort der Einsatz von externen Energiequellen effizient minimiert werden kann. Im Kraftwerk werden 1,4 Mio. MWh Strom pro Jahr erzeugt, was ziemlich genau dem Bedarf des Hüttenwerkes entspricht. Neben der Stromerzeugung werden aus dem Kraftwerk große Mengen Dampf für die Produktion und 200.000 MWh Fernwärme für externe Kunden ausgekoppelt.

Neben dem Kraftwerk zählen zu den Energiebetrieben unter anderem die Abteilung Mediennetze, welche sich mit dem Betrieb der Leitungen für technische Gase, Brenngase, Dampf und Heizöl beschäftigt. Daneben gibt es außerdem noch die klassische Gebäudetechnik sowie die Wasserversorgung des Standortes, der 20 Mio. m³ Trinkwasser und 20 Mio. m³ Brauchwasser pro Jahr benötigt.

Produktionsleiter, Holger Mitrenga, skizzierte die Kraftwerksprozesse etwas genauer. Das Kraftwerk wurde 1939 als damals wahrscheinlich größtes Steinkohlekraftwerk Europas gebaut. Es war zu dieser Zeit als Kriegskraftwerk konzipiert und deswegen redundant ausgeführt. Im Laufe der Jahre wurden viele Veränderungen vorgenommen, so dass im Moment nur noch zwei Turbinen aus dem Jahr 1939 am Laufen sind. Das Kraftwerk dient hauptsächlich zur Nutzung der entstehenden Kuppelgase aus den Prozessen. Den größten Bestandteil stellt das Hochofengas dar, welches bei der Reduktion des Eisenerzes zu Roheisen im Hochofen entsteht. Neben diesem Gas wird noch Kokereigas, Konvertergas und in geringen Mengen Erdgas eingesetzt.

Da das Kraftwerk Strom- und Dampfversorgung absolut betriebssicher gewährleisten muss, sind Dieselmotoren installiert, die den Eigenbedarf decken können und somit einen sogenannten Schwarzstart ermöglichen. Das Kraftwerk kann in diesem Fall mit extra leichtem Heizöl angefahren werden, bevor nacheinander alle weiteren Prozesse versorgt werden können. Zu erwähnen ist, dass das Kraftwerk aufgrund der gewährleisteten Betriebssicherheit nicht unbedingt optimierte Wirkungsgrade fährt, was jedoch aus betriebswirtschaftlicher Sicht zu vertreten ist. An dieser Stelle ist aber auch eine geplante Neuanschaffung hervorzuheben. Eine neue Turbine soll Wärme für das Fernwärmenetz auf 3,5 statt zurzeit 8 bar auskoppeln und somit für eine wirtschaftlichere Energienutzung sorgen.

Im Anschluss an die Vorträge folgte der Rundgang durch das Kraftwerk mit Besichtigung der Leitwarte und der Energiezentrale, welche rund um die Uhr besetzt sind und für einen reibungslosen Ablauf im Kraftwerk sowie den zu versorgenden Prozessen sorgen. Als nächstes bekamen die Teilnehmer/-innen Einblick in die verschiedenen Turbinen und Kessel. Beeindruckend war der Vergleich zwischen dem Turbogenerator und dem Kreuzfahrtschiff AIDAbella, denn der Generator liefert durch die Hochdruck- und Mitteldruck/Niederdruck-Turbine die 4,4-fache Leistung des Kreuzfahrtschiffes.

Abschließend erläuterte Ralph Schaper, Leiter Energiewirtschaft, die Aufgaben seiner Abteilung, welche sich mit Medienverträgen, Vertragsüberwachung und Energiebilanzen beschäftigen. Insbesondere das CO2-Monitoring spielt im Hinblick auf die Klimaziele der Bundesrepublik eine besondere Rolle, vor allem aus dem Grund, dass allein das Hüttenwerk Salzgitter für knapp 1% des bundesweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich ist. Hervorzuheben ist das Projekt Energie-Effizienz, welches sich mit der Optimierung von Einzelprozessen beschäftigt. Dafür werden Projektteams aus den Bereichen Produktion, Instandhaltung und Energiewirtschaft von mindestens drei Personen gebildet und diese Teams überlegen, berechnen und setzen Optimierungsmaßnahmen um. In Salzgitter wurden dadurch bereits einige Preise für Energieeffizienz gewonnen und das zeigt, dass stetig etwas verbessert werden kann. Auch wenn nicht jede Idee den gewünschten Erfolg bringt, ist es doch ein wichtiger Schritt, um dauerhaft die Einzelprozesse zu perfektionieren.

Nach dem Vortrag bestand noch genügend Zeit, um bei Snacks und Getränken ins Gespräch mit den Mitarbeiter/-innen der Salzgitter AG zu kommen. Wir bedanken uns herzlich bei der Salzgitter AG für den interessanten Einblick hinter die Kulissen eines Kraftwerkes.

Text: Jannik-Silas Schäfer, Marcel Lüdecke (Studierende)
Foto: Felix Meyer-Hoitz, Fabio Ermshaus (Studierende)

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