In unserer Reihe „Absolventinnen und Absolventen im Interview“ stellen wir Ihnen heute Lisa Zater vor. Die Bio- und Umwelttechnik-Absolventin studiert derzeit im Masterstudiengang Energiesystemtechnik an der Ostfalia Hochschule und ist bei der Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in der Abteilung „ Chemische Physik und Explosionsschutz“ beschäftigt.
Kommt Ihnen Lisa bekannt vor? Kein Wunder: Sie stand für den Film "Ostfalia - Deine Welt wird größer!" vor der Kamera und hat während ihres Auslandssemesters in Norwegen live aus Trondheim in einem Online-Blog berichtet. Wir wollten wissen, wie es Lisa nach ihrem Abschluss als "Bachelor of Engineering" bei der Jobsuche erging...
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Peukert (Pe): Hallo Frau Zater. Ich habe Sie ja noch als sehr engagierte Studentin in Erinnerung. Sie waren u.a. in der Fachschaft Versorgungstechnik sehr aktiv und haben sich damals um unsere „frischen“ Erstsemester gekümmert. Wie sind Sie auf unseren Studiengang „Bio- und Umwelttechnik“ gekommen?
Zater (Za): Hallo Frau Peukert. Die Frage würde ich gerne mit: „Ich war schon immer an den Naturwissenschaften interessiert.“, „Mathe lag mir schon immer.“ oder „Für mich kam nie ein anderer Studiengang in Frage.“ beantworten. Wenn ich allerdings ehrlich bin, habe ich mich relativ spontan für diesen Studiengang entschieden. Nachdem mein ursprünglicher Plan, nämlich ein Lehramtsstudium zu beginnen, unerwartet nicht geklappt hatte, las ich in der Zeitung, dass die Ostfalia in diesem Bereich noch Studienplätze zu vergeben hatte. Ich schnappte mir meine Unterlagen und brachte sie fix zum Immatrikulationsamt und schon ein paar Tage später hatte ich meine Zulassungszusage. Diesen schnellen Entschluss habe ich bis heute nicht bereut!
Pe: Somit hatten Sie sich ja nun für die Ingenieurswissenschaften und damit für einen ganz anderen Bereich entschieden. Nach dieser doch recht spontanen Studienwahl mit neuem Berufswunsch gestaltete sich der Studieneinstieg problemlos?
Za: Da ich während meiner Schulzeit nur wenig mit den naturwissenschaftlichen
Fächern am Hut hatte, fiel es mir anfangs schwer, mich auf die neuen Themen einzulassen. Ich musste
mir zugestehen, dass ich viele Grundlagen nachzuholen hatte. Aber ich war motiviert und wusste,
dass ich das packen kann! Mein Glück bestand darin, in einem tollen Semesterverband hineingerutscht
zu sein und durch die gegenseitige Unterstützung in den Lerngruppen konnte ich
glücklicherweise mein Studium im Großen und Ganzen gut meistern. Natürlich gab es auch mal den
einen oder anderen Niederschlag. So brauchte ich beispielsweise für Mathe II und Thermodynamik
einen zweiten Anlauf. Aber auch das hatte sein Gutes. Im Endeffekt habe ich daraus gelernt, mich
besser zu organisieren und frühzeitig mit dem Lernen zu beginnen. Erst zum Semesterende den
Lernprozess zu starten, ist einfach viel zu spät und erzeugt unnötigen Stress.
Pe:
Viele Studierenden berichten, dass die Grundlagenfächer oftmals harte Arbeit erfordern. Wenn
sie dann in die sie interessierenden Vertiefungsrichtungen einmünden, fällt das Lernen oftmals
leichter. War das bei Ihnen auch so und welche Vertiefung hatten Sie ausgewählt?
Za: Ja, das war bei mir auch der Fall. Aber auch die Art der Vorlesungen hatte darauf wohl einen Einfluss. In der von mir gewählten Vertiefungsrichtung „Luftreinhaltung“ waren wir eine kleinere Gruppe, die auch hin und wieder zu interessanten Diskussionen einlud. Es gab freie Themenwahl bei der Bearbeitung von Projekten und Referaten und natürlich lernt es sich wesentlich leichter, wenn einen das behandelte Thema persönlich interessiert.
Pe: Für Studierende ist das Studium natürlich der wichtigste Bestandteil. Was gehörte bei Ihnen noch zum studentischen Alltag dazu?
Za: Da ich mir mein Studium selbst finanzieren musste, habe ich eigentlich immer nebenbei gearbeitet. Angefangen mit Nachtschichten in der Druckerei bis hin zu Jobs als Kellnerin und im Eventservice. Im zweiten Semester hatte ich dann glücklicherweise einen HiWi-Job an der Ostfalia bekommen und habe unter anderem die technischen Exponate im Wissenschaftstruck auf Berufsinformationsveranstaltungen für junge Menschen betreut. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und zudem war ich zeitlich flexibel. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich mich während der Klausurenphasen voll und ganz auf das Lernen konzentrieren. Außerdem habe ich recht früh damit begonnen, mich für die Hochschulorganisation zu interessieren. Ich wollte hinter die Kulissen schauen. Nach und nach bin ich deshalb in verschiedene Arbeitsgruppen gegangen. Beispielsweise habe ich im Fachschaftsrat der Fakultät, im AStA, in der Leitung des Referats „Frauen der Technik“ sowie in der Studienkommission ehrenamtlich mitgearbeitet. Auch wenn ich dadurch gerne mal kurz den Überblick über mein Studium verlor, so habe ich doch viele wichtige Einblicke sammeln können. Die damit einhergehende Verkürzung von Lern- und auch Freizeit bereue ich in keinster Weise.
Pe: Sie haben mehrfach die Gelegenheit genutzt, im Ausland zu studieren. Wo waren Sie und was hat es Ihnen fachlich und persönlich gebracht?
Za: Ich habe drei Auslandsaufenthalte während des Studiums absolvieren können. Das waren einmal eine Summer School in Finnland, eine Spring School in Polen und ein Auslandssemester in Norwegen. Jeder dieser Aufenthalte hat mir fachlich als auch persönlich sehr viel gebracht. Ich habe gemerkt, wie gerne ich im Ausland mit Menschen unterschiedlicher Kulturen zusammenarbeite und auch wie sinnvoll es sein kann, verschiedene Ansichtsweisen auf bestimmte Problemstellungen bei gemeinsamen Projekten kennen zu lernen und zu berücksichtigen.
Pe: Wie verlief der Berufseinstieg? Mussten Sie viele Bewerbungen schreiben?
Za: Das war ehrlich gesagt gar nicht so schwer, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Ich hatte bei unserer Studiengangsleiterin, Frau Prof. Genning, nachgefragt, wo man seine
Bachelorarbeit anfertigen könne. Sie schickte mir auf Anhieb eine kleine Liste mit möglichen Firmen
zu. Davon habe ich mir dann drei näher angesehen. Das Vorstellungsgespräch in der
Physikalisch-Technischen-Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig hatte mir dann allerdings so gut
gefallen, dass meine Entscheidung schnell getroffen war. Somit landete ich Anfang 2014 im
Fachbereich „Explosionsschutz in der Energietechnik“ und schrieb dort meine Bachelorarbeit zum
Thema „Untersuchung und Bewertung eines experimentellen Nachweises der Einhaltung maximaler
Oberflächentemperaturen“. Direkt nach meinem Kolloquium wurde mir dann ein Arbeitsvertrag
überreicht. Ich habe mich natürlich sehr darüber gefreut und daher bin ich nun seit Anfang des
Sommers in dieser Abteilung als frisch gebackene Ingenieurin tätig.
Pe:
Das klingt nach spannenden Arbeitsthemen. Womit beschäftigen Sie sich genau?
Za: Da ich während meiner Bachelorarbeit schon einen guten Einblick in das Thema Explosionsschutz bekommen hatte, verlief der weitere Einstieg relativ fließend. Nur am Anfang war es manchmal schwer, sich in die neuen Tätigkeitsschwerpunkte hineinzufinden. Aber auch hier gilt: Das wird von Tag zu Tag besser! Ich arbeite relativ selbstständig in einer Arbeitsgruppe mit dem Namen „Internationale Harmonisierung im Explosionsschutz“, die Ringvergleichsprogramme entwickelt und organisiert. Das sind Vergleichsuntersuchungen zur Qualitätssicherung von Messverfahren. Meine Hauptaufgaben sind es, diese Vergleichsprogramme in einem 2-Jahreszyklus zu entwickeln, Homogenitätsprüfungen durchzuführen, die fertigen Prüfmuster dann an die ca. 60 Prüflabore in aller Welt zu schicken und daran im Anschluss, die Ergebnisse auszuwerten und zu bewerten. Dabei stehen somit neben den messtechnischen Tätigkeitsfeldern auch der regelmäßige Kontakt und die Betreuung der Prüflabore während der Ringvergleiche im Vordergrund.
Pe:
Haben Sie schon weitere Ideen für Ihre beruflichen Pläne?
Za: Zunächst einmal möchte ich weiterhin an der PTB arbeiten und mich tiefer in das
Projekt und den Bereich Explosionsschutz einarbeiten. Insbesondere die internationale Tätigkeit und
die damit verbundene Möglichkeit viel in der Welt rumzukommen, gefallen mir sehr gut. Neben meiner
Berufstätigkeit habe ich seit dem Wintersemester 2014/15 mit dem Masterstudiengang „
Energiesystemtechnik“ an der Fakultät Versorgungstechnik begonnen. Die PTB bietet mir die tolle
Möglichkeit, die Mastervorlesungen berufsbegleitend zu besuchen. Somit werde ich in voraussichtlich
zwei Jahren meinen Masterabschluss erlangen. Sogar die Chance auf eine Promotion wäre mir dort
gegeben. Allerdings ist das alles noch so unheimlich weit entfernt. Deshalb lasse ich jetzt erst
einmal alles auf mich zukommen und konzentriere mich auf meine Arbeit und mein weiterführendes
Studium. Abschließend kann ich sagen, dass ich sehr froh bin, den Weg, den ich eingeschlagen
hatte, auch tatsächlich gegangen zu sein!
Pe: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Zater. Wir wünschen alles Gute und weiterhin viel Erfolg! Verraten Sie uns noch schnell Ihren „goldenen Tipp“ für unsere Studierenden?
Za: Da kann ich natürlich nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen, denn jeder muss für sich seinen eigenen Weg finden. Mir hat es allerdings sehr viel gebracht, nicht mit Scheuklappen durch das Studium zu gehen. Es ist immer sinnvoll sich danach umzuschauen, was die Hochschule einem sonst noch an Möglichkeiten bietet, um sich persönlich weiter zu entwickeln. Sich z.B. zu Lerngruppen zusammenzuschließen, erleichtert das Studium ungemein. Als Einzelgänger hat man es bei uns weitaus schwieriger. Eine gewisse Zielstrebigkeit ist zwar gut, allerdings weiß man am Anfang seines Studiums oft noch nicht so genau, was neben dem Studienabschluss das eigentliche persönliche Ziel sein könnte. Daher sollte man sich während des Studiums, trotz Druck bezüglich Finanzierung und Regelstudienzeit, nicht die Möglichkeiten nehmen lassen, dies für sich heraus zu finden.
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Das Interview führte Dekanatsreferentin Dipl.-Päd. Katrin Peukert im November 2014.