... Lisa Husmann B.Eng.

Heutige Gesprächspartnerin in unserer Reihe „Absolvent/-innen im Interview“ ist Lisa Husmann B.Eng. Sie ist Absolventin des Studiengangs Bio- und Umwelttechnik und berichtet, wie es nach ihrem Kolloquium beruflich weiterging. Frau Husmann arbeitet als Kundenbetreuerin bei UCL Umwelt Control Labor GmbH am Standort Edemissen. Dort hat sie ein umfangreiches Aufgabengebiet und bildet die Schnittstelle zwischen Probenehmer, Labor und Kunde. Zudem muss sich unsere Absolventin regelmäßig die Neuerungen in entsprechenden Gesetzen und Normen aneignen.

Das Interview führte Dekanatsreferentin Katrin Peukert im Mai 2019.

 

Peukert (Pe): Hallo Frau Husmann. Sie haben bei uns den Studiengang Bio- und Umwelttechnik studiert. Welche Vertiefungsrichtung haben Sie gewählt und warum?

Husmann (Hu): Hallo Frau Peukert. Aufgrund meiner vorherigen Ausbildung zur Biologisch-technischen Assistentin (BTA) hatte ich vorab schon ein großes Interesse an der Biologie und den damit verbundenen Analyseverfahren und Techniken. Im Studium haben mich besonders die Biologie des Abwassers und die biotechnologischen Produktionsverfahren interessiert. Ich habe daher viel Neues bei Prof. Elke Wilharm gelernt. Außerdem war und ist es für mich immer wieder spannend zu sehen, welches Potential in Mikroorganismen steckt. So kam es, dass ich mich im fünften Semester für die Vertiefungsrichtung „Biotechnologische Prozesse“ entschieden habe und mich intensiver mit der Anlagenplanung, Abfallbehandlungsverfahren, Kläranlagentechnik sowie biotechnologischen Produktionsverfahren auseinandersetzte.


Theorie in der Praxis angewandt

Pe: Wo haben Sie die Praktika absolviert und was haben Sie dabei gelernt?

Hu: In meiner Schulzeit hatte ich mich bereits für behördliche Abläufe in der Umweltplanung interessiert und ein Praktikum in der Samtgemeinde Schladen absolviert. Dabei durfte ich unter anderem ein Projekt zur Gewässerrenaturierung begleiten.
Während meiner Ausbildung zur BTA absolvierte ich ein Praktikum im Julius Kühn-Institut (JKI) in Braunschweig. Dort war ich in der Abteilung „Biochemie des Bodens“ eingesetzt. Dabei führte ich Feldversuche inklusive Bonitierung mit verschiedenen Senfarten durch und durfte jegliche analytische Arbeiten von der Analytik mit HPLC und Fotometer bis zur Herstellung von Lösungen, die zur Düngung der Pflanzen eingesetzt wurden, eigenständig durchführen.
Im Studium war ich erneut als Praktikantin im JKI. Dieses Mal war ich in der Abteilung
„Epidemiologie und Pathogenitätsdiagnostik“ und konnte dort noch tiefer in meinen Lieblingsbereich der Biologie einsteigen, nämlich in die Molekularbiologie. Dabei wurde ich mit der Suche nach einem passenden Primer zur Replizierung der DNS des Pea Seedborne Mosaic Virus mittels PCR betreut. Jegliche Arbeitsschritte von der Infektion der Versuchspflanzen mit dem Virus im S1 Bereich, die Ernte und Extraktion der DNS für die PCR, bis zur Entnahme und Sequenzierung der DNS, habe ich eigenständig durchführen können. In dieser Zeit konnte ich außerdem an einer wissenschaftlichen Arbeit zum Thema ,,Die Virusepidemie an Leguminosen 2016 – eine Folge des Klimawandels?“ teilhaben. Das war alles sehr spannend und die Theorie aus dem Studium konnte ich dort gut anwenden.

Pe: Wie ging es dann nach Ihrem Studienabschluss weiter?

Hu: Zunächst habe ich mich auf dem Arbeitsmarkt umgeschaut. Bei meinem jetzigen Arbeitgeber, UCL Umwelt Control Labor GmbH (Standort Edemissen), hatte ich mich kurz nach dem Ende meines Studiums im März 2018 als Laborangestellte im mikrobiologischen Bereich beworben und bekam zunächst eine Absage. Kurz nach dieser Absage wurde mir jedoch eine Stelle in der Kundenbetreuung angeboten. Aufgrund meiner Qualifikation wollte man mich wohl eher in dieser Position haben. Dieses Angebot habe ich gerne angenommen und bin wirklich sehr glücklich im Job.

 

Zum Foto: Hier errechnet Frau Husmann gerade das Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht für ein Brunnenwasser auf Grundlage ihrer Analyseergebnisse. Dazu nutzt sie eine spezielle Software.

Umfangreiches Aufgabengebiet: Die Schnittstelle zwischen Probenehmer, Labor und Kunde.

Pe: Welche Aufgaben haben Sie?

Hu: Wie ich bereits geschildert habe, bin ich in der Kundenbetreuung tätig. Dabei sorge ich für den reibungslosen Ablauf zwischen Beauftragung der Analytik bis zur Fertigstellung und Plausibilitätsprüfung der Analytik. Zudem bin ich als Kundenbetreuerin Schnittstelle zwischen Probenehmer, Labor und Kunde. Dies kann des Öfteren stressig werden.

Mein Chef und ich sind hauptsächlich für den Bereich der Wasseranalytik (Abwasser, Trinkwasser, Grundwasser, Kühl- und Prozesswasser) an unserem Standort zuständig. Die Boden- und Abfallanalytik liegt im Zuständigkeitsbereich einer anderen Kollegin. Jedoch habe ich mein Fachwissen auch in den Bereichen SBS-Material, Deponierecht und LAGA-Analytik erweitern können, da wir dennoch eng zusammenarbeiten.

Während meines Arbeitstages beantworte ich Kundenfragen telefonisch bzw. persönlich. Einige Kunden kommen auch direkt bei uns vorbei. Viele Kundenanfragen erfordern auch eine intensivere Recherche, die nicht nur meinem Kunden die Lösung seines Problems näherbringt, sondern auch mir dabei dient, mich weiterzubilden.

Des Weiteren arbeite ich sehr eng mit unserem Mikrobiologielabor zusammen, welches sich an unserem Standort befindet. Schon nach einem Jahr ist es mir möglich, dem Labor bei Fragestelllungen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Zu meinen Aufgaben gehören auch, Termine für Probenahmen mit den Kunden und unseren Probenehmern zu vereinbaren, den Probenversand zu koordinieren und Angebote und Rechnungen zu schreiben. Das Einlesen in neue Gesetze, Normen und Empfehlungen, z.B. des Umweltbundesamtes, sowie die Prüfberichtslegung mit Plausibilitätsprüfung der Analyseergebnisse gehören ebenso zu meinem Tätigkeitsbereich.

Pe: Waren nach dem Studium Fortbildungen bzw. weitere Qualifizierungen notwendig?

Hu: Unabhängig von meinem Job habe ich Weiterbildungen zur Immissionsschutzbeauftragten und Gewässerschutzbeauftragten absolviert. Einfach auch weil mich diese Themenbereiche interessieren. Natürlich helfen mir diese Weiterbildungen auch in meiner aktuellen Tätigkeit als Kundenbetreuerin, indem ich die Kunden mit Blick auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen, z. B. der 42. BImSchV oder der AbwV beraten kann.

Für den Beruf bilde ich mich jedoch auch im speziellen weiter. So habe ich die Hygieneschulung nach VDI 2047 absolviert, da ich viel mit Kühlwasseruntersuchungen hinsichtlich Legionellen in Kühlwasser zu tun habe. Allgemein kann man sagen, dass es immer wichtig ist, Weiterbildungen zu absolvieren, da gerade im Analytikbereich Normen und Gesetze einem stetigen Veränderungsprozess unterliegen.

Ein guter Ingenieur sagt nicht einfach "Nein".

Pe: Vielen Dank für das informative Gespräch, Frau Husmann. Könnten Sie zum Abschluss bitte noch diesen Satz vervollständigen? „Eine gute Ingenieurin/Einen guten Ingenieur zeichnet aus, dass sie/er….“

Hu: …zu keiner Herausforderung von Grund auf ,,Nein“ sagt, denn Ingenieure sind Problemlöser. Ein guter Freund sagte einst: Wir sind Mädchen für Alles!“

Fotos: Privat

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