Professor Dr. rer. nat. Holger Dörr im Interview
Neuer Leiter des Labors für Gas- und Verbrennungstechnik

 

Peukert (Pe): Herzlich willkommen an der Fakultät Versorgungstechnik, Herr Prof. Dörr! Wir haben vier Fragen vorbereitet, die wir gerne an Sie richten möchten. Zunächst würden wir gerne wissen, welche Tätigkeit Sie zuvor ausgeübt haben?

Dörr (Dö): Zuerst habe ich nach der Promotion bei den Firmen Dräger Safety und Bruker Daltonics in der Gassensorik als Entwicklungsingenieur für Messgeräte im Sicherheitsbereich, dem Arbeits- und Explosionsschutz gearbeitet. Die letzten 13 Jahre war ich als Projektingenieur, -manager und zeitweilig als Prüfingenieur an der DVGW-Forschungsstelle in Karlsruhe aktiv. Dort habe ich mich viel mit Materialfragen, Anwendungstechnik, Brennertechnologien und Verbrennungsregelungen, Effizienzsteigerungen und Gashandhabung vor allem im Kontext zu erneuerbaren Gasen, z.B. Biogas und Wasserstoff beschäftigt. Ein Schwerpunkt meiner Arbeiten war die Überführung von Laborversuchen und deren Ergebnisse in die Praxis, dies erfolgte unter anderem im Rahmen von Regelwerksarbeiten und vor allem in Feldtests. Insbesondere die wissenschaftliche Begleitung bzw. Leitung von Feldtestvorhaben wie den DVGW-Projekten „Wasserstoffeinspeisung Klanxbüll/Neukirchen“ mit bis zu 10 Vol.-% H 2-Beimischung zu Erdgas, dem DVGW/Avacon-Pilotvorhaben „H2-20“ mit bis zu 20 Vol.-% H 2-Beimischung zu Erdgas, der Zuarbeit für das Netze-BW-Projekt „Wasserstoff-Insel Öhringen“ mit bis zu 30 Vol.-% H 2-Beimischung zu Erdgas und zuletzt die Vorbereitungen für eine Umstellung eines kleinen Erdgasnetzes auf 100 % H im Thüga-Projekt „H2Direkt“ des Wasserstoff-Leitprojekts TransHyDE können als beispielhafte Bausteine für die Energiewende in der Gasversorgung genannt werden. 

 

Pe: Warum wollten Sie Professor an unserer Fakultät werden und was möchten Sie hier erreichen?

Dörr (Dö): Da ich auch zuvor bereits mehrfach in der DVGW-Bildung im Rahmen von Vorträgen bzw. der beruflichen Weiterbildung aktiv war, wollte ich meine Erfahrungen und Kenntnisse gerne an junge Menschen weitergeben, damit die Energiewende auch im Bereich der gasbasierten Energieversorgung fortgeführt wird und Konzepte wie die Sektorenkopplung von der Idee stärker in die Umsetzung kommen. Hierfür ist so eine Fakultät wie die Versorgungstechnik an der Ostfalia ideal geeignet, da alle Sparten der Ver- und Entsorgung gelehrt werden und die Studierenden insbesondere die Facetten aller Energieträger kennenlernen. Für mich ist dabei natürlich die Entwicklung der Gassparte zu mehr bzw. final ausschließlich erneuerbaren Gasen ein Anliegen. Im Bereich der Lehre möchte ich den Studierenden auch eine offene, kritische und auch wagemutige Haltung mitgeben, dass viele Dinge lösbar sind, wenn sie entsprechend sorgfältig strukturiert mit einem Plan und mit entsprechendem Rüstzeug von der Ostfalia angegangen werden, frei nach der Devise „Kaum macht man es richtig, schon geht es.“

 

Pe: Wie bereiten Sie sich auf Ihre Vorlesungen vor und welche Fächer belegen Sie in diesem Semester?

Dörr (Dö): Bei den Vorlesungen schaue ich natürlich auf die Unterlagen meiner Vorgänger und in die Modulhandbücher. Ich versuche sie aus der Sicht der Studierenden zu lesen und wesentliche Lernblöcke zu definieren. Wie kann ich die Inhalte möglichst anschaulich und "begreifbar" darstellen, wie kann ich Gruppenarbeiten als aktiven Lernprozess integrieren. Letzteres erscheint mir bei den Doppelstundenblöcken wichtig, um eine hohe Aufmerksamkeitsspanne durch einen abwechslungsreichen Unterricht zu erreichen. In diesem Semester starte ich mit den Vorlesungen "Öffentliche Gasversorgung" in einem Masterstudiengang, der „Gastechnik II“ für die Studierenden im 5. Semester und für alle Erstis der Fakultät halte ich die „Allgemeine Chemie“.

 

Pe: Verraten Sie uns, was Sie gerne in Ihrer Freizeit machen oder wo und wie Sie auf neue Ideen kommen?

Dörr (Dö): In meiner Freizeit bin ich gerne aktiv und schwinge unter anderem im Standard- und Lateintanz die Beine, habe auch bereits an einigen Breitensportturnieren teilgenommen. Als Radfahrer erkunde ich neugierig Regionen, ob den Schwarzwald, die Alpen oder demnächst den Harz. Zudem schwimme ich gerne und bin auch Sportschütze. In Karlsruhe habe ich als Obmann und Trainer die Disziplin Sportschießen im KIT-Hochschulsport betreut. Beim Rad fahren kommen mir mitunter die besten Ideen zu Fragestellungen aus Gesprächen zum Beispiel mit Kolleginnen oder Kollegen, die ich mir dann meist zeitnah als Nachricht elektronisch zuschicke, damit nichts vergessen wird.

 

Pe: Vielen Dank für das Interview und einen guten Start ins erste Semester!

 

Text: K. Peukert, H. Dörr

Foto: F. Späth

 

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