Nach dem Abi irgendwas mit „Digitalisierung“

Der Begriff „Digitalisierung“ gehört derzeit zu den Topthemen in den Medien. Auch Studieninteressierte beschäftigen sich verstärkt bei ihrer beruflichen Orientierung mit Studienmöglichkeiten in diesem Bereich. Ein guter Zeitpunkt, um in der Fakultät Versorgungstechnik bei Prof. Oliver Büchel (Studiengangsleiter EGT) nachzufragen, wo und wie sich hier mit dem hochaktuellen Thema beschäftigt wird.

Peukert (Pe): Hallo Herr Prof. Büchel. Können Sie bitte erklären, was Digitalisierung in der Versorgungstechnik bedeutet?

Büchel (Bü): Zunächst möchte ich Ihren Eindruck zur allgegenwärtigen Medienpräsenz der Begrifflichkeit „Digitalisierung“ bestätigen. Besonders interessant sind die thematische Bandbreite und der oftmals variierende Kontext, in dem der Begriff „Digitalisierung“ verwendet wird. Aus Sicht der öffentlichen Verwaltung bedeutet „Digitalisierung“ beispielsweise die An- und Abmeldung von Wohnsitz und Fahrzeug per Online-Formular, wohingegen im Verkehrssektor das autonome Fahren ein prominenter Anwendungsfall ist.

Bezogen auf die Versorgungstechnik reicht die „Digitalisierung“ von der, gemäß dem Ursprung des Begriffs, Umwandlung analoger Temperaturwerte in digitale Formate zur rechnergestützten Raumtemperaturregelung, bis hin zur informationstechnologischen Kopplung städtischer Infrastrukturen in einer sogenannten „Smart City“.

Aus der Vielzahl der versorgungstechnischen Themenkomplexe möchte ich hier die digitale Gebäudeautomation hervorheben, die einen wesentlichen Beitrag zum energieeffizienten und damit umweltfreundlichen Betrieb einer Immobilie leistet. Die seit Jahrzehnten in der Versorgungstechnik etablierte digitale Gebäudeautomation ist übrigens die Basis sogenannter „Smart Buildings“, in denen auch regenerative Energieerzeugung und Elektromobilität Berücksichtigung finden.

Pe: Demnach beschäftigt sich unsere Fakultät ja schon länger mit der digitalen Gebäudeautomation. Wo kann ich diese im Alltag sehen?

Bü: Digitale Gebäudeautomation ist Bestandteil von Zweckgebäuden wie Bürogebäuden, Flughäfen, Einkaufszentren, Krankenhäusern oder Fertigungshallen. Eine gelungene Umsetzung digitaler Gebäudeautomation zeichnet sich in meinen Augen dadurch aus, dass der Nutzer sie gar nicht wahrnimmt. Damit meine ich, dass die automatisierte Raumklimatisierung beispielsweise eine Behaglichkeit schafft, die einen manuellen Systemeingriff durch den Nutzer überflüssig macht.

Pe: Was lernen die Studierenden der Energie- und Gebäudetechnik speziell darauf bezogen?

Bü: Die Studierenden lernen den Aufbau und Einsatz von digitalen Gebäudeautomations- und Gebäudekommunikationssystemen in spezifisch darauf ausgerichteten Modulen und Laborübungen kennen. Dabei geht es unter anderem um die Bedeutung und den passenden Einsatz von digitaler Gebäude- und Steuerungstechnik für einen energieeffizienten und sicheren Betrieb von Anlagen, Gebäuden und Energiesystemen. Dadurch sind die Studierenden in der Lage die Möglichkeiten, aber auch Grenzen des Einsatzes digitaler Systemtechnik für versorgungstechnische Anlagen zu verstehen, so dass sie die verwendeten Technologien beurteilen und entsprechende Systeme konzipieren können.

Pe: Wo werden diese Absolvent/-innen gebraucht? Wie sehen die beruflichen Perspektiven aus?

Bü: Unsere Absolvent/-innen finden ihre Anstellung in Ingenieur- und Architekturbüros, Planungsbüros für techn. Gebäudeausstattung oder für Energie-, Sanitär- und Lüftungstechnik. Auch ausführende Firmen der technischen Gebäudeausrüstung, Fachbauleitung, sowie private und kommunale Beratungsfirmen und Dienstleister, kommunale und staatliche Bauaufsichtsbehörden gehören zu den potenziellen Arbeitgebern unserer Ingenieure/-innen. Des Weiteren sind Anlagenbauer und Hersteller von Heizkesseln, Solaranlagen, Wärmepumpen usw., sowie Komponenten- und Systemhersteller der Heizungs-, Lüftungs-, Klima-, Elektro- und Regelungstechnik an unseren Absolvent/-innen ebenso interessiert, wie Versorgungsunternehmen und Energiedienstleister. Die Aufzählung stellt nur einen Auszug beruflicher Perspektiven dar und verdeutlicht so schon die enorme Vielzahl der Möglichkeiten unserer händeringend am Arbeitsmarkt gesuchten Ingenieure/-innen der Versorgungstechnik.

Pe: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Prof. Büchel.

Text: Katrin Peukert
Fotos: Frances Köhler

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