ZuFOR vor Ort – am 7./8. September 2018 auf der Jahrestagung des Jungen Forums der Akademie für Raumforschung und Landesplanung

  • 17.09.18 13:45
  • Gabriele Stiller

Ein interaktiver Beitrag zur Diskussion von Raum und Mobilität

Welchen Beitrag kann die räumliche Planung bei der Gestaltung einer zukunftsfähigen Mobilität leisten? Wie kann das Potenzial der Straßen als Begegnungsstätte wieder freigesetzt werden? Wie kann interdisziplinäres Arbeiten in Forschung und Praxis Eingang finden? Das sind nur ein Ausschnitt aus den Fragestellungen, die auf der Jahrestagung des Jungen Forums der Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL) unter dem Thema „(T)raum-Mobilität – Wie wollen wir uns zukünftig durch welchen Raum bewegen“ diskutiert wurden.

Die ARL ist ein Kompetenzzentrum für die Erforschung räumlicher Strukturen und Entwicklungen, ihrer Ursachen und Wirkungen sowie ihrer politisch-planerischen Steuerungsmöglichkeiten. Das Junge Forum bietet jungen Wissenschaftlern und Praktikern einen Austausch zu Fragestellungen der Raumplanung.

ZuFOR-Projektmitarbeiter Dipl.-Geogr. Torben Quickert beteiligte sich mit einem interaktiven Beitrag, der die Ziele von ZuFOR mit der Komponente Raum verbindet:  „Welche Anforderungen an den Raum haben neue Geschäftsmodelle für die Mobilität der Zukunft? Rekombination von technischen und sozialen Innovationen in einem Reallabor“. Als Idee dienten u.a. die Ergebnisse von dem ZuFOR-Barcamp auf dem Automotive Trend Forum 2018 in Wolfsburg. Nach einem fachlichen Impuls von Torben Quickert, entwickelte sich eine rege Diskussion, die sich im Kern um die folgenden Leitfragen drehte:

Welche räumlichen und planerischen Anforderungen haben neu Geschäftsmodelle wie Autonomes Fahren oder die Elektromobilität?  Der ländliche Raum eignet sich wegen seiner übersichtlichen Verkehrssituation und dem hohen Bedarf an demografisch angepassten Mobilitätslösungen als ideales Testfeld für das Autonome Fahren. Auf der anderen Seite ist die Peripherie topographisch zu unterschiedlich.  In der Stadt gelten differenzierte Anforderungen, die auch nur dort zu erproben sind. Allgemein stellt sich die Frage, ob durch z.B. das Autonome Fahren tatsächlich weniger Verkehr entsteht? Wenn sich z.B. die Autos nur in Bewegung befinden, können Parkplätze stadtplanerisch neu erschlossen werden. An dieser Stelle sind die zukünftigen Mobilitätsszenarien noch nicht abzusehen. In diesem Zusammenhang führte das Junge Forum einen weiteren Workshop in einer historischen Straßenbahn durch, der sich gezielt mit der hochautomatisierten Mobilität im räumlichen Kontext befasst hat.

Wie kann man die technische Grundlagenforschung mit räumlicher und gesellschaftlicher Expertise ergänzen? Ohne die Kooperation mit der Gesellschaft, lässt sich eine nutzerorientierte Entwicklung in neue Geschäftsmodelle wie Elektromobilität und Autonomes Fahren kaum umsetzen. Eine Vielzahl von Veranstaltungen und Initiativen setzen sich mit Mobilitätsthemen auf der Governance-Ebene auseinander, jedoch ohne Anforderungen an den Raum und die kommunalen Gegebenheiten genügend zu berücksichtigen. Das Beispiel VW zeigt deutlich, Unternehmensinteressen in erster Linie vor dem Gemeinwohl stehen. Die Gesellschaft und oder die Raumplanung hat sich an den Geschäftsmodellen der Automobilindustrie anzupassen und nicht umgekehrt. Allgemein sprechen in der Runde aber viele Erfahrungen, dass die räumlichen Gegebenheiten in der Entwicklung mehr einbezogen werden müssten. Ferner gibt es noch Methoden zu entwickeln die den interdisziplinären Wissenstransfer von technischen und sozialen Innovationen bewerkstelligen kann. Besonders im Kontext der Macht von den großen Unternehmen.

Welche Voraussetzungen stellen sich an ein Reallabor im urbanen oder ländlichen Raum und wie kann man die Gesellschaft miteinbeziehen? Die Rekombination von technischen und sozialen Innovationen spielt für die Zukunft der Mobilität eine tragende Rolle. Reallabore können diesen Transfer in der transdisziplinären Forschung ermöglichen und konzeptionelle Ansätze vereinen. Das JF war sich einig, dass Reallabor den Anspruch haben, alle Disziplinen zu vereinen, dies aber nicht immer gelingt. Die Themen und Methoden sind wie schon angesprochen mehr Top-Down, also von der Politik bestimmt. Ein  freien Beteiligungs- und Integrationsprozessen, in dem alle Akteure von Beginn an mitwirken (Bottom-Up), ist eher die Ausnahme. Aber insbesondere die Thematik Mobilität bietet die Möglichkeit einen gesellschaftlichen Querschnitt zu diskutieren, da jeder etwas dazu sagen kann.

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