Nachdem die Akteursgruppen aus dem Bereich Vertrieb/Marketing und Raumplanung zu Fragestellungen der zukünftigen Fahrzeugtechnologien in zwei Veranstaltungen bereits angesprochen wurden, organsierte das ZuFOR-Querschnittsprojekt um Prof. Dr. Andreas Jain und Dipl.-Geogr. Torben Quickert zusammen mit acatech (Deutsche Akademie der Technikwissenschaften) den interdisziplinären Workshop „Kommunale Perspektiven auf vernetztes autonomes Fahren – gemeinwohlorientiertes Mobilitätskonzepte“ in Berlin.
Prof. Dr. Jain ist Mitglied der acatech-Arbeitsgruppe „ Neue autoMobilität II – Kooperativer Straßenverkehr und intelligente Verkehrssteuerung für die Mobilität der Zukunft“. In dieser interdisziplinären Projektgruppe wird Fahrzeugtechnologie im Zusammenspiel mit neuen Mobilitätstechnologien, -trends und Dienstleistungen in einem digital vernetzten Mobilitätssystem betrachtet und analysiert. Mit dem Workshop zu kommunalen Fragstellungen beteiligt sich ZuFOR am Abschlussbericht der Arbeitsgruppe.
In urbanen wie in ländlichen Gebieten ist das Spannungsfeld zwischen verfügbarer Mobilität und lebenswertem Umfeld groß. Neue Möglichkeiten durch automatisierte vernetzte Fahrzeuge (VAF) und neue Nutzungsarten dieser Fahrzeuge mit neuen Angeboten im Nahverkehr sollen dabei letztendlich zu einer ganzheitlichen Verkehrsmanagement-Strategie führen. Die Rolle der Kommunen und deren administrativer Ebene wird im Zusammenhang von VAF kaum betrachtet und beansprucht eine größere Berücksichtigung.
Am Workshop nahmen 30 Teilnehmer aus den Bereichen Kommunen/ Verwaltung und Automobilverbände/ Unternehmen teil. Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Jain und Lennart Schultz, acatech, hatte jeder Teilnehmer die Möglichkeit, sich kurz mit einem Statement zum Thema vorzustellen. Dadurch ergaben sich die ersten Kontroversen, die im World Café noch weiter erörtert wurden: Öffentlicher Personennahverkehr versus Motorisierter Individualverkehr, ländlicher Raum versus Stadt oder Gesetzgebung versus Umsetzung. Insbesondere die Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen, die aktive Teilnahme an dem Entwicklungsprozess von VAF und die bessere Nutzung von Mobilitätslösungen waren den Beteiligten wichtig.
Nach lebhaften Diskussionen kamen die Beteiligten zu folgenden Erkenntnissen: Kommunen sind ein wichtiger Teil in der kommenden Entwicklung von VAF und müssen mit den Automobilherstellern auf Augenhöhe handeln. Das Flächenmanagement wird im Kontext von VAF eine wichtige Rolle einnehmen. Kommunen können für Anbieter Bedienräume festlegen. Der Gemeinschaftsverkehr sollte Vorrang bekommen. Die Mobilitätskonzepte sind noch nicht allgemeinverständlich definiert: „Autonomes Fahren“ , „Vernetztes Fahren“ oder „hochautomatisiertes Fahren“ bedürfen völlig verschiedener gesetzlicher Rahmenbedingungen und Umsetzungen.
Fahrzeuge sollten sich der Infrastruktur anpassen und nicht die Infrastruktur der Fahrzeugtechnik. Die Verbesserung der technischen Infrastruktur darf nicht Voraussetzung zur Einführung der VAF sein, da sonst die finanzschwachen Kommunen abgehängt werden. Gemeinwohlinteresse setzt immer eine Kontrolle der Daten von Kommunen voraus z.B. in einer Verkehrsleitzentrale.
Der interdisziplinäre Workshop war für alle Teilnehmer eine wichtige Plattform sich über Fachgrenzen auszutauschen. Die Wichtigkeit des Gemeinwohls und die Bedeutung der Kommunen konnte so in den Vordergrund gestellt werden. Auch die Vertreter aus der Verwaltung haben einen tieferen Einblick in die technische Entwicklung erhalten.