Wandern im digitalen Zeitalter: Analoge Hilfsmittel auch für junge Menschen wichtig

Das Institut für Tourismus- und Regionalforschung an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Salzgitter hat die aktuellen Ergebnisse des Wandermonitors veröffentlicht. Seit 2015 erhebt die Arbeitsgruppe Wanderforschung unter Leitung von Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack aktuelle Daten zur Entwicklung des Wanderns mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten. 2022 nahmen die Forschenden die Themen Distanzempfindlichkeit und digitale Affinität in den Fokus.

Das Wandern gehört zu den beliebtesten Outdooraktivitäten der Deutschen, nicht erst seit der Corona-Pandemie. „Aber der Wandertourismus ist zugleich ein Krisengewinner: Ein Drittel der Befragten ist häufiger unterwegs als vor der Pandemie. Insbesondere jüngere Menschen konnten für regelmäßige Wanderungen gewonnen werden. Doch die Zahlen deuten bereits an, dass es nicht leicht ist, junge Zielgruppen langfristig zu halten“, erklärt der wissenschaftliche Leiter der Studie, Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack.

Wichtig sei es, die Bedürfnisse genau zu kennen: Inwieweit hat sich das Verhalten seit der Pandemie verändert? Welche Hilfsmittel werden zur Orientierung genutzt? Welche Entfernungen werden in Kauf genommen? Mit welchem Verkehrsmittel erfolgt die Anreise? Antworten auf diese Fragen liefert der Wandermonitor 2022. Befragt wurden deutschlandweit 1.270 Personen mittels Fragebogen nach oder während einer Wanderung in der Zeit von Januar bis Dezember 2022.

Auch die Frage nach den Gründen für eine Wanderung interessiert die Forschenden: „Natur erleben“ (96 Prozent) und „sich bewegen/aktiv sein“ (86 Prozent) sind seit Beginn der jährlichen Befragungen die wichtigsten Motive beim Wandern. Gesundheitsorientierte Beweggründe haben während der Pandemie an Bedeutung gewonnen und zeigen sich vor allem in der hohen Ausprägung des Merkmals „etwas für die Gesundheit tun“. Während sich dadurch vor allem ältere Altersgruppen motivieren lassen, sind Motive, die die mentale Gesundheit betreffen wie „den „Alltag vergessen“ und „Stress abbauen“ bei den jüngeren Altersgruppen relevanter.

Insgesamt gehen die Befragten häufiger wandern als vor der Pandemie, auch wenn die Wanderintensität im Vergleich zu 2021 gesunken ist. 64 Prozent der Befragten geben an, häufig zu wandern, im Vorjahr waren es noch 73 Prozent. Die höchste Wanderintensität zeigt die Altersgruppe „ 50 Jahre und älter“. Während 2020 und 2021 vor allem das Wandern in der Freizeit zugenommen hat, sind die Anteile der Wanderungen, die im Urlaub unternommen wurden, inzwischen wieder um 10 Prozentpunkte auf 30 Prozent gestiegen.

Auch wenn das Wandern als nachhaltig gilt, ist mit 72 Prozent das Hauptanreisemittel für den Wanderurlaub weiterhin der PKW. Um den Startpunkt der Wanderung bei einem Tagesausflug zu erreichen, ist das Auto bei 69 Prozent der Befragten die erste Wahl. Es ist jedoch erkennbar, dass die jüngste und die älteste Altersgruppe versuchen, auf andere Verkehrsmittel umzusteigen, sofern die entsprechende Infrastruktur vorhanden ist. Ein stärkeres Bewusstsein für den Schutz von Umwelt und Klima zeigt sich auch in der Akzeptanz alternativer Wegführungen. Eine Abweichung von der ursprünglich geplanten Route wird von 92 Prozent der Befragten akzeptiert, wenn die Natur dadurch geschützt wird. „Wichtig ist, dass über den Grund der Routenabweichung im Vorfeld informiert wird. Diese Informationen sind insbesondere für das Wegemanagement von Bedeutung, die das Besucheraufkommen entsprechend lenken muss“, sagt der Wanderexperte Quack.

Digitale Technologien können in diesem Zusammenhang nützliche Hilfsmittel sein. Gleichwohl ist die analoge Beschilderung mit 83 Prozent immer noch das meist genutzte Hilfsmittel bei den Befragten des Wandermonitors, gefolgt von Wander-Apps (62 Prozent) und dem Smartphone (59 Prozent).

„Interessanterweise konnten wir feststellen, dass die analoge Beschilderung von 88 Prozent der 30- bis 49-Jährigen und damit am häufigsten in dieser Altersgruppe genutzt wird“, so Quack. Personen, die seltener wandern gehen, greifen eher auf digitale Hilfsmittel zurück. Digitale Hilfsmittel unterstützen 69 Prozent der Befragten vor allem bei Unsicherheiten und Unklarheiten in der Wegführung, 66 Prozent nutzen sie bei der allgemeinen Orientierung und zur Routenplanung, 52 Prozent dienen sie zur Navigation auf dem Wanderweg.

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Seit 2015 erhebt die Arbeitsgruppe Wanderforschung der Ostfalia Hochschule aktuelle Daten zur Entwicklung des Wanderns mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten. 2022 nahmen die Forschenden die Themen Distanzempfindlichkeit und digitale Affinität in den Fokus.

Mehr zum Wandermonitor

Die Antworten der Fragebögen werden in Kooperation mit über 50 Tourismusverbänden und -Firmen aus ganz Deutschland erhoben. Ziel dieses deutschlandweiten Wandermonitorings ist es, aussagekräftige Besucherdaten zur Charakterisierung des Wandertourismus zu erfassen, um das wandertouristische Angebot kontinuierlich zu verbessern und den sich ständig verändernden Bedürfnissen der Wanderer anzupassen. Dabei stehen die Erfassung der demographischen Besucherprofile, die Charakteristika der Wanderungen sowie ein jährlich wechselndes Schwerpunktthema zum wandertouristischen Angebot im Fokus der Betrachtung. Mit dem Wandermonitor will die Ostfalia Hochschule Wissenschaft und Praxis zusammenführen und die Ressourcen beider Seiten bündeln. Wanderdestinationen erhalten belastbare Zahlen, um zum einen das wandertouristische Angebot in den Regionen anpassen zu können sowie zum anderen ihr Marketing zielgruppengerecht zu gestalten.

 
Weitere Informationen
www.wandermonitor.de

Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:

Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack
Wissenschaftliche Leitung des Wandermonitors
Institut für Tourismus- und Regionalforschung
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften
Telefon: 0175-9610682
E-Mail: wanderforschung@ostfalia.de

 

Text: Quack/ZIM, 07.08.2023
Foto: Ostfalia