Demenztest für Menschen mit Intelligenzminderung entwickelt
Die beiden Wissenschaftlerinnen Prof. Dr. Sandra Verena Müller und Dr. Bettina Kuske von der Fakultät Soziale Arbeit der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften präsentieren nach achtjähriger Forschungs- und Entwicklungsarbeit den „Demenztest für Menschen mit Intelligenzminderung (DTIM)“.
Der Test wurde für Erwachsene (ab circa 40 Jahren) mit Intelligenzminderung, auch intellektuelle Beeinträchtigung genannt, unterschiedlicher Ätiologie (Ursache für das Entstehen einer Krankheit) konzipiert. Die Entwicklung erfolgte in Kooperation mit vier großen Einrichtungen, der Eingliederungshilfe mit der Evangelischen Stiftung Neuerkerode, der Lebenshilfe Braunschweig, der Katholischen Behindertenhilfe im Bistum Hildesheim sowie den Rotenburger Werken der Inneren Mission, und begann 2012 im Rahmen eines Drittmittelprojekts. Finanziert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Forschung und Bildung.
Der demographische Wandel erfasst alle Bevölkerungsgruppen. So werden auch Menschen mit einem vergleichsweise geringeren Entwicklungsfortschritt – einer sogenannten Intelligenzminderung – immer älter. Auch sie müssen ihren Lebensabend in der Regel selbst gestalten. „Zu den Schattenseiten des Alters gehört jedoch die Zunahme von Erkrankungen, wie beispielsweise die einer Demenz“, sagt Professorin Müller. Die Wissenschaftlerin erklärt: „Es ist ungleich schwerer bei einem ohnehin bereits eingeschränkten Menschen mit einer Intelligenzminderung eine Demenz zu erkennen. Aber es ist grundsätzlich möglich und auch sinnvoll. Mit Hilfe des neu entwickelten Demenztests kann die anspruchsvolle diagnostische Frage beantwortet werden, ob zusätzlich zu einer Intelligenzminderung auch eine Demenz vorliegt.“
Der DTIM besteht aus einem neuropsychologischen Testteil und einer Fremdeinschätzung, die von Betreuungspersonen beantwortet werden sollte. Der neuropsychologische Teil enthält Aufgaben zu den Funktionsbereichen: Orientierung, Sprache, Aufmerksamkeit und Konzentration, Gedächtnis, Planen und Handeln, Abstrakt-logisches Denken, Wahrnehmung und Konstruktion. „Der DTIM ist ein Verfahren zur Verlaufsdiagnostik, das heißt es sind mindestens zwei Erhebungszeitpunkte für eine diagnostische Urteilsbildung notwendig“, sagt Dr. Kuske.
Das Instrument wurde im Rahmen einer prospektiven Verlaufsstudie über zwei Jahre getestet. „Ein Verdacht auf Demenz basiert auf einer Zunahme der Verhaltensauffälligkeiten in der Fremdbefragung in Kombination mit einem Abbau der kognitiven Fähigkeiten in der neuropsychologischen Testung über die Testzeitpunkte. Das Testverfahren kann auch bei Menschen ohne Sprachkompetenz eingesetzt werden“ , berichtet Professorin Müller. Weitere Informationen: Prof. Dr. Sandra Verena Müller, E-Mail: s-v.mueller@ostfalia.de