Ostfalia-Studierende bauen Laufrad – eine Draisine des 21. Jahrhunderts

In Anlehnung an die von Karl Wilhelm Ludwig Friedrich von Drais von Sauerbronn im Jahre 1817 erfundene Draisine, haben Master-Studierende der Fakultät Maschinenbau an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften binnen eines Semesters ein Laufrad konstruiert, im 3D-Druckverfahren hergestellt und montiert.

Die Aufgabe war Bestandteil eines Projekts im Rahmen des dreisemestrigen Masterstudiums „ Systems Engineering“. Dabei stand der Reiz bei der Entstehung eines Showbikes namens „Ostfalia-Runner“ insbesondere darin, die erforderlichen tragenden Teile mit einem einfachen und handelsüblichen sowie kostengünstigen FLM-Druckverfahren (Fused Layer Modeling) herzustellen. Dieses Druckverfahren gleicht einer computergesteuerten Heißklebepistole, die ihr Schmelzgut in Schichten auf ca. 1/10 mm Genauigkeit ablegen kann.

„Wir wollen mit unserer Draisine zeigen, dass man stabile Teile durchaus auch mit einem Low-Cost 3D-Druck-Verfahren produzieren kann. Einfach und praktikabel!“, so Joachim Binder, Sprecher der Projektgruppe. Er ergänzt: „Die einfachsten Drucker bekommt man schon für wenige hundert Euro. Es müssen nicht immer gleich Maschinen für zigtausende an Euros sein.“ Die Herstellkosten der Rahmenteile des Ostfalia Runner lagen unter 100 Euro.

Das Projekt war unter Corona-Bedingungen nicht ganz einfach zu bewerkstelligen, denn die Hochschule war während der Entwicklungsphase für die Studierenden pandemiebedingt weitestgehend geschlossen. „Wir haben deshalb hauptsächlich über Videokonferenzsysteme miteinander kommuniziert, Daten über Plattformen ausgetauscht und die Druckdateien dann an die Hochschule gesendet. Hier wurden diese dann im 3D-Drucker verarbeitet und in reale Bauteile gewandelt. Während des Drucks konnte der Fortschritt über das Internet durch eine Prozesskamera im Druckerraum beobachtet werden. Die Teile am Ende in echt ‚begreifen‘ zu können, das ist dann schon ein tolles Gefühl“, so Joachim Binder.

Unter Einhaltung der gültigen Hygienevorschriften wurden die Einzelkomponenten in den letzten Tagen an der Ostfalia zu dem fertigen Laufrad gefügt. „Alle Teile haben – bis auf Kleinigkeiten – auf Anhieb gut gepasst. So haben wir es auch im Vorfeld im CAD und in der Simulation gesehen und erwartet!“, berichtet Thomas Nikolaus, angehender Master of Systems Engineering.

Im Zeitalter der digitalen Transformation hat der Maschinenbau heute deutlich mehr zu bieten als mechanische Bauteile. Deshalb startet in diesem Sommersemester auch gleich ein Anschlussprojekt. „ Wir werden das Laufrad durch Integration eines E-Motors mit Akku und erforderlicher Elektronik zu einem Ostfalia-E-Runner weiterentwickeln. Schauen wir mal. Vielleicht kann man demnächst den blauen Flitzer auch auf den Straßen von Wolfenbüttel entdecken. Das hängt davon ab, ob wir für die Draisine aus dem 21 Jahrhundert auch eine Straßenzulassung erwirken können“, sagt Projektleiter Prof. Andreas Ligocki, Fakultät Maschinenbau und Zentrum für additive Fertigung der Ostfalia.

Laufrad

 

Der Ostfalia-Runner nach Fertigstellung

Evelyn Meyer-Kube/Li/01.04.2021
Foto: Ostfalia

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